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Missbrauch: Abt von St. Stephan verurteilt sexuelle Übergriffe auf Schüler

Missbrauch

Abt von St. Stephan verurteilt sexuelle Übergriffe auf Schüler

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    Abt Theodor Hausmann verurteilt die Missbrauchsvorwürfe öffentlich.
    Abt Theodor Hausmann verurteilt die Missbrauchsvorwürfe öffentlich. Foto: Fred Schöllhorn

    Die Benediktiner-Abtei St. Stephan in Augsburg reagiert offensiv und unmissverständlich auf die Missbrauchsvorwürfe des bekannten Komponisten Wilfried Hiller. In einem Schreiben an Schülersprecher, Elternbeirat und Lehrer des Gymnasiums hat der Abt von

    Wilfried Hiller hat in einem Interview mit unserer Zeitung schwere Vorwürfe gegen zwei ehemalige Benediktiner-Patres vom Internat des Gymnasiums erhoben. Er sprach von mehrfachem sexuellen Missbrauch sowie schwerer körperlicher Züchtigung. Die Übergriffe sollen sich Mitte der 50er Jahre ereignet haben, als Hiller Schüler in Augsburg war. Beide Patres sind tot. Die Namen der Beschuldigten sind der Redaktion bekannt.

    Bedrückt und beschämt

    Schon in einer ersten Reaktion hatte Theodor Hausmann erklärt: „Wir werden uns dem stellen. Das sind wir Wilfried Hiller, dem Gymnasium und dem Kloster schuldig.“ In der neuen Stellungnahme geht der Abt noch weiter: „Bedrückt und beschämt stehen wir vor diesen Vorwürfen. Wir verurteilen derartige Übergriffe als Missbrauch der mit einer pädagogischen und seelsorglichen Tätigkeit verbundenen Verantwortung für Menschen.“ Leider könnten die beschuldigten Mitbrüder nicht mehr mit den Vorwürfen konfrontiert werden. „Wir versuchen aber die Sachverhalte weiter zu klären“, versprach Hausmann und drückte sein Bedauern aus: „Wir bedauern zutiefst die Verletzungen und den Schaden, die Herr Hiller nach seinen Schilderungen dabei erlitten hat.“

    Kirchenordnung sieht sofortige Entfernung aus Priesteramt vor

    Auch in seiner Sonntagspredigt ging der Benediktiner-Abt auf die Vorwürfe ein: „Das Handeln, so wie es geschildert wird, ist verabscheuungswürdig.“ Hausmann betonte, dass er solche Vorfälle nicht duldet: „Ich möchte an dieser Stelle auch deutlich machen, dass die Rechtsordnung unserer Kirche bei einem derartigen Vergehen die sofortige und unwiderrufliche Entfernung aus dem Priesteramt als Strafe vorsieht.“ Es gebe damit klare Maßstäbe zur Beurteilung der vorgeworfenen Taten.

    Ob die Übergriffe der beiden Patres damals bekannt geworden waren und ob irgendwelche Sanktionen verhängt wurden, blieb gestern unklar. Die Benediktiner-Abtei untersteht päpstlichem Recht. Dem stellvertretenden Missbrauchsbeauftragten der Diözese Augsburg, Otto Kocherscheidt, sind zwei Vorfälle aus St. Stephan auf den Tisch gekommen. „Wir sind dafür aber nicht zuständig“, so Kocherscheidt.

    Die Vorfälle Mitte der 50er Jahre, die Komponist Hiller beschreibt, geschahen im Internat St. Joseph. Das Vollinternat wurde 2006 geschlossen. Seither existiert nur noch ein Tagesinternat.

    Große Aufdeckungswelle vor drei Jahren

    Der Direktor des Gymnasiums bei St. Stephan, Franz Lettner, betonte gestern: „Wir werden uns der Sache mit der nötigen Verantwortung stellen“ – wenngleich es um Dinge gehe, die nicht in der Schule passiert seien. Wenn Schüler Gesprächsbedarf hätten, stehe die Schulleitung jederzeit zur Verfügung. Seit der großen Aufdeckungswelle von Missbrauchsfällen in kirchlichen

    Der Elternbeirat der Schule begrüßte, dass Gymnasium und Kloster offen mit den Vorwürfen umgehen und sie aufarbeiten wollen.

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