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Ministerin verurteilt Haberfeldtreiben: Wütende Bauern demonstrieren gegen CSU

Ministerin verurteilt Haberfeldtreiben

Wütende Bauern demonstrieren gegen CSU

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    Zahlreiche Milchbauern nehmen am Samstagabend (15.11.2008) in Ruhstorf (Niederbayern) an einem Haberfeldtreiben teil. Nach altem Brauch prangerten rund 2000 Landwirte in schwarzen Hüten und Mänteln nahe dem Wohnort von Bauernpräsident Gerd Sonnleitner das aus ihrer Sicht falsche Verhalten des Deutschen und Bayerischen Bauernverbandes an. Die Milchbauern sehen sich vom Verband bei der Forderung nach einem Erhalt der Milchquote nicht ausreichend unterstützt. Foto: Armin Weigel dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++
    Zahlreiche Milchbauern nehmen am Samstagabend (15.11.2008) in Ruhstorf (Niederbayern) an einem Haberfeldtreiben teil. Nach altem Brauch prangerten rund 2000 Landwirte in schwarzen Hüten und Mänteln nahe dem Wohnort von Bauernpräsident Gerd Sonnleitner das aus ihrer Sicht falsche Verhalten des Deutschen und Bayerischen Bauernverbandes an. Die Milchbauern sehen sich vom Verband bei der Forderung nach einem Erhalt der Milchquote nicht ausreichend unterstützt. Foto: Armin Weigel dpa/lby +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: aw

    Anlass für den Protest waren die sinkenden Milchpreise, die Debatte über die grüne Gentechnik sowie die Zwangsimpfungen von Rindern gegen die Blauzungenkrankheit. Hausherr Seehofer war wegen Wahlkampfterminen in Franken nicht anwesend. Justizministerin Beate Merk (CSU) hatte das Haberfeldtreiben am Mittwoch schon vorab scharf verurteilt. Das Ritual sei völlig inakzeptabel und gehöre nicht in eine Demokratie.

    Die Demonstranten marschierten mit Fackeln und mit teils geschwärzten Gesichtern vor Seehofers Amtssitz auf. Ihre Kritik richtete sich gegen Seehofer, aber auch gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU). Die AbL-Bundesvorsitzende Maria Heubuch sagte: "Wir sind im Moment dabei, alles zu verlieren, was uns wichtig ist." Die Milchpreiskrise gefährde Zehntausende von Existenzen, warnte sie. Andere Redner kritisierten, die Politik versuche, die Bauern für dumm zu verkaufen.

    Haberfeldtreiben sind eine alte Form von Bauernprotesten aus dem Tegernseer Land, eine Art Feldgericht. Bei diesen düsteren Ritualen prangerten die Haberer in Versform die Missetaten ihrer "Opfer" an. Dabei kam es gelegentlich auch zu Verwüstungen und Übergriffen. Die letzten großen Haberfeldtreiben gab es Ende des 19. Jahrhunderts.

    Merk betonte, Haberfeldtreiben früherer Zeiten seien keine Demonstrationen gewesen. "Es handelte sich vielmehr um Selbstjustiz, bei der Streitigkeiten und Verfehlungen geregelt beziehungsweise geahndet wurden, ohne die zuständigen Obrigkeiten einzuschalten", sagte sie laut Mitteilung.

    "Wer dieses gesetzlose Instrument in der heutigen Zeit wiederbeleben will, geht den völlig falschen Weg." Argumente durch emotionale Aggression zu ersetzen, sei kein Weg, betonte Merk. Auch der Bauernverband und der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter hatten sich vorab von dem Protest der AbL, einer kleinen Konkurrenzorganisation des Bauernverbandes, distanziert.

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