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Minister Schnappauf geht auf Tauchstation

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Minister Schnappauf geht auf Tauchstation

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    Minister Schnappauf geht auf Tauchstation
    Minister Schnappauf geht auf Tauchstation

    München (dpa/lby) - Ein neuer Ekelfleisch-Skandal in Bayern hat die Verbraucher aufgeschreckt - doch der zuständige Minister Werner Schnappauf (CSU) weilt weiter im Urlaub. Einen Anlass, früher als geplant aus den Ferien zurückzukehren, sah Schnappauf nicht. Während sein Ministerium unter Erklärungsdruck steht, wie mindestens 14 Tonnen minderwertiges Fleisch aus Bayern an Berliner Döner-Ständen landen konnten und größtenteils auch noch verzehrt wurden, war vom Minister kein Wort zu vernehmen. Erinnerungen an den Gammelfleisch- Skandal vom vergangenen Sommer wurden wach, als Schnappauf ebenfalls nicht im Hause war.

    Wie es das politische Ritual will, forderte die Landtags- Opposition sogleich Schnappaufs Entlassung. Doch wenige Wochen vor dem Regierungswechsel in Bayern ist es höchst unwahrscheinlich, dass der scheidende Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) noch einen Minister feuern würde. Für Schnappaufs politische Zukunft im Kabinett des künftigen Ministerpräsidenten Günther Beckstein könnte sich der neue Skandal allerdings als Hypothek erweisen. Für Schnappaufs Umwelt-Ressort gibt es auch andere Interessenten. Als Chef der Oberfranken-CSU wird Schnappauf wegen des komplizierten Regionalproporzes aber wohl auch künftig einen Spitzenposten bekleiden.

    Ohnehin sahen weder das CSU-geführte Berliner Bundesverbraucherministerium noch Stoiber selbst Versäumnisse bei Schnappauf. Im Zuge der vergangenen Ekelfleischskandale hatte sein Ministerium bereits an der Spitze personelle Verstärkung durch die Ministerialdirektorin Karolina Gernbauer bekommen. Mit einem 13- Punkte-Programm verschärfte der Freistaat den Kampf gegen Gammelfleisch. Sogar eine Spezialeinheit zur Aufdeckung von Betrug wurde gebildet.

    "Der Fall zeigt, dass die Mechanismen gegen Handel mit Gammelfleisch funktionieren", sagte Staatssekretär Gert Lindemann der "Passauer Neuen Presse". Und Stoiber verwies darauf, dass man letztlich nicht alle kriminellen Fälle in der Fleischbranche werde unterbinden können.

    Mit den Tricks und Machenschaften der Fleischbranche in Bayern beschäftigt sich seit Monaten ein Wildfleisch-Untersuchungsausschuss im Landtag. Grobe Versäumnisse der Politik oder gar Spezl-Wirtschaft mit den großen Fleischhändlern konnten in den rund 20 Sitzungen bislang nicht aufgedeckt werden. Der CSU-Ausschussvorsitzende Thomas Kreuzer (CSU) sagte vor einigen Wochen, das Problem liege in krimineller Energie wie Urkundenfälschung und Umdeklarierungen, die mit normalen Veterinärkontrollen kaum aufzudecken seien.

    Unterstützung im Kampf gegen die Fleisch-Mafia hatten sich Bayern und die Bundesregierung dabei von Brüssel erhofft. Doch der Vorstoß Deutschlands bei der EU, minderwertiges Fleisch - so genanntes K3- Material - künftig einzufärben, stieß bei den EU-Ländern auf Widerstand.

    Der Opposition sieht den Kampf der bayerischen Behörden gegen das Gammelfleisch dennoch als zu lasch an. Keine der Betrügereien seien bislang durch Schnappaufs Kontrolleure aufgedeckt worden, kritisieren Grüne und SPD. Im jüngsten Fall war es ein aufmerksamer Lastwagenfahrer, der den entscheidenden Hinweis gab. Immer wieder habe man es zudem mit Wiederholungstätern zu tun. "Diese unglaubliche Dreistigkeit zeigt, wie gering die Täter das Risiko einschätzen, entdeckt zu werden", sagt der Grünen-Landtagsabgeordnete Adi Sprinkart.

    Sorgen machen sich auch die bayerischen Metzger. Denn sie befürchten einen Vertrauensverlust der Verbraucher und damit Umsatzeinbußen. Der stellvertretende Geschäftsführer des Fleischerverbands Bayern, Rolf Anger, hat trotzdem Mitleid mit Schnappauf. "Dem armen Schnappauf wird sein ganzer Urlaub vermiest."

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