Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Miese Tricks: Gammelfleischgeschäft in Wertingen könnte bald weitergehen

Miese Tricks

Gammelfleischgeschäft in Wertingen könnte bald weitergehen

    • |
    Das Firmengelände der Wertfleisch GmbH - seit August verwaist.
    Das Firmengelände der Wertfleisch GmbH - seit August verwaist.

    Von Erich Wandschneider, Wertingen Es ist unglaublich: Im August hat Wolfgang L. tonnenweise Gammelfleisch an Dönerproduzenten verkauft. Als die ekligen Machenschaften der Wertinger Firma aufflogen, wurde der Betrieb geschlossen - eigentlich. Doch Wolfgang L. setzte still und heimlich seinen 84-jährigen Vater als neuen Geschäftsführer ein.

    Günther L. wurde laut Unternehmensregister des Augsburger Amtsgerichts bereits am 11. Dezember zum Geschäftsführer der L.-GmbH bestellt. Das wurde erst jetzt im Internet-Auftritt des Amtsgerichts Augsburg publiziert. Diese L.-GmbH ist eine Schwesterfirma der bundesweit wegen des Dönerfleisch-Skandals bekannt gewordenen Wertfleisch GmbH. Beide haben ihren Sitz in der Hettlinger Straße in Geratshofen. Seit 2005 war Wolfgang L. - der Hauptverdächtige im Dönerfleisch-Skandal - der Geschäftsführer dieser ruhenden Firma. Nun schied der 56-jährige zugunsten seines Vaters aus.

    Damit sollte die bestehende L.-GmbH eine geschäftsfähige Führung erhalten. Derzeit darf nämlich Wolfgang L. wegen eines Gewerbeuntersagungsbescheides des Landratsamts Dillingen nicht im Fleischhandel tätig sein. Dieses Verbot gilt ebenso für seine Ehefrau Marianne, die zeitweise die Geschäfte geführt hatte. Wolfgang L. ist zwar auf freiem Fuß, wartet aber auf seinen Prozess, der 2008 in Augsburg stattfinden wird.

    Doch der neue Geschäftsführer Günther L. hat ebenfalls keine weiße Weste: Er war bereits 1992 wegen Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit Fleischgeschäften zu 14 Monaten auf Bewährung und einer Geldauflage von 15.000 Mark verurteilt worden. Kurz darauf habe ihm das Landratsamt die Geschäftsausübung verboten, berichtete die Bild Zeitung.

    Die Frage, ob diese Gewerbeuntersagung nach 13 Jahren immer noch voll gültig ist, könnte je nach seinen Geschäftsplänen juristisch problematisch für Günther L. werden. Denn er müsste nun eine Wiedergestattung des Gewerbes beantragen, falls er sich aktiv am Geschäftsleben betätigen will, teilte Peter Alefeld, Abteilungsleiter beim Dillinger Landratsamt, mit.

    Der Wertinger Bürgermeister Willy Lehmeier hatte erst letzte Woche in seinem Jahresrückblick im Stadtrat beklagt, dass Wertingen durch den Dönerfleischskandal auf unangenehme Weise in ganz Deutschland bekannt geworden sei.

    Allein auf den Gedanken hin, dass nun der 84-jährige Vater von Wolfgang L. geschäftlich tätig werden könnte, meinte der Bürgermeister schon letzte Woche spontan: "Ich bin sprachlos! Ich bin platt! Ich würde meinem Vater abraten, mit 84 Jahren ein Geschäft zu betreiben!" Der Bürgermeister wies aber darauf hin, dass man trotz der Vorgeschichte der Fleischhändlerfamilie L. keine Vorverurteilung fällen dürfe.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden