Er hatte Hits wie "Mendocino" und "Tränen lügen nicht". Michael Holm war einer der großen Schlagerstars der 1970er Jahre. Heute wird er 65 Jahre alt. Holm lebt mit seiner Frau und den Kindern in der Nähe von Weilheim in Oberbayern. Viele Jahre hatte er hier auch seinen eigenen Reiterhof. Musik macht er noch immer: als Produzent und Texter - und mit seiner Band.
Hallo Herr Holm. Oder soll ich lieber Lothar Walter sagen?
Holm: Sie kennen mich als Michael Holm, also können Sie mich auch so ansprechen. Das andere ist mein bürgerlicher Name. Das ist privat.
Sie leben also ganz gerne mit dem Schlager-Image und haben sich nicht ins Bürgerliche zurückgezogen?
Holm: Ist es denn unbürgerlich, wenn man Schlager macht? Außerdem lebe nicht mit dem Image, das wird mir angeheftet.
Aber Sie finden das mit dem Schlager nach wie vor gut, oder?
Holm: Das ist mein Beruf. Den mache ich gerne, solange es die Leute auch wollen.
Aufs Land haben Sie sich zurückgezogen, nach Weilheim. Weshalb?
Holm: Meine Liebe zu dieser Region ist schon seit vielen Jahren da. Meine Frau und ich sind oft im Pfaffenwinkel reiten gegangen. Da haben wir uns gedacht, wie schön es wäre, wenn wir nicht immer wieder zurück nach München fahren müssten, sondern hier leben könnten.
Zu ihrer Musik. Was gibt es Neues?
Holm: Ich arbeite ständig an neuen Projekten. Derzeit gibt es da zwei Sachen. Über die kann man aber noch nicht viel sagen.
Ein bisschen was vielleicht?
Holm: Ja, gut. Das eine ist ein Cross-over-Projekt mit einem Sänger mit ganz außergewöhnlicher Stimme.
Aha. Und das andere?
Holm: Das ist ein Weihnachtsmusical. Da bin ich gerade am Schreiben.
Und jetzt verraten Sie uns noch, was "Cusco" ist.
Holm: Das ist eine Stadt in Peru. Es war die Hauptstadt der Inkas. Cusco ist aber auch ein Musik-Act, den ich 1979/80 aus der Taufe gehoben habe. Eine Musik-Idee, die ich mit Kristian Schultze umgesetzt habe.
Worum geht es bei dieser Musik?
Holm: Es ist eine rhythmische, melodieverliebte Musik. Grundsounds sind Gitarre und Keyboard.
Wie läuft es damit?
Holm: Wir machen derzeit eine kreative Pause. Die technische Entwicklung mit MP3 hat uns den entscheidenden Stoß versetzt, weil die Titel in zig Tauschbörsen kursieren.
Sie machen so viele unterschiedliche Sachen. Aber trotzdem wollen die Leute bei Ihren Konzerte vor allem die alten Schlager hören, oder?
Holm: Definitiv. Wenn ich auftrete, erwartet das Publikum das. Die Nummern müssen kommen.
Stört Sie das?
Holm: Nein. Ein Konzert dauert ja eineinhalb Stunden. Da ist auch Zeit, mit meiner Band - die stammt übrigens aus Augsburg und Umgebung - einige neue Titel zu spielen.
Die alte Schlager-Zeit ist Ihnen also nicht peinlich.
Holm: Musik ist eine Frage des Geschmacks. Warum sollte mir der Schlager peinlich sein. Das sind Riesennummern. Die haben sich ganz tief ins kollektive Bewusstsein eingebrannt. Bei Konzerten sind ja nicht nur 50- oder 60-Jährige. Die mit 20 oder 30 Jahren sind in der Mehrheit. Und sie alle kennen die Texte. Und ich sehe in glückliche, strahlende Gesichter. Das ist mein Anreiz, immer noch auf die Bühne zu gehen.
Ich frage das, weil viele Ihrer ehemaligen Kollegen nicht so gut damit klargekommen sind. Man denke nur an Roy Black oder Christian Anders ...
Holm: Jeder hat seine Hochs und Tiefs. Das hat mit Musik nichts zu tun. Das hängt von der Persönlichkeit ab.
Wenn man sich das so anhört, dann führen Sie ja ein furchtbar bürgerliches Leben. Gab es denn bei Ihnen nie so richtig wilde Zeiten?
Holm: Die 70er vielleicht. Aber so extrem, wie es andere getrieben haben, war das bei mir nicht. Die Musik an sich hat mich fasziniert. Das hat mir gereicht.
Aber jetzt sagen Sie doch mal: Wie war das damals mit Ingrid Steeger?
Holm: Wir haben dafür gesorgt, dass es keine Affäre wird, die überall breit getreten wird. Im Hintergrund waren wir sehr glücklich. Damals konnte man sich - wenn man es geschickt anstellte - noch in Liebe begegnen, ohne dass die Paparazzi lauerten. Heute wäre das kaum noch zu verhindern.
Dann wäre das heutige Musikgeschäft also nichts für Sie?
Holm: Das wäre nicht meine Welt.
Es hat sich viel geändert, was das Musikgeschäft und den Schlager angeht. So wie damals mit der ZDF-Hitparade, das gibt es nicht mehr?
Holm: Es ändern sich die Voraussetzungen zu jeder Zeit in jeder Branche. Nostalgische Trauer bringt da nichts.
Sie werden jetzt 65 Jahre alt. Wie wird gefeiert?
Holm: Ziemlich klein, weil noch einiges an Arbeit zu erledigen ist. Im September wird dann groß nachgefeiert.
Was wünscht sich jemand wie Sie, der schon so viel erlebt hat, zum Geburtstag?
Holm: Dass es meiner Familie gut geht, dass meine Kinder gut durch die Schule kommen. Da freue ich mich darauf, das mitzuerleben und mitzugestalten. Und dass sich mein Traum vom Grammy-Gewinn nach drei Nominierungen doch noch erfüllt. Interview:
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