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Meteorologe im Interview: Das Phänomen Starkregen

Meteorologe im Interview

Das Phänomen Starkregen

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    Ein Meteorologe spricht über das Phänomen Starkregen.
    Ein Meteorologe spricht über das Phänomen Starkregen. Foto: DPA

    Einmal Meteorologe, immer Meteorologe. 44 Jahre lang hat Klaus Hager die Luftwaffe auf dem Lechfeld (Landkreis Augsburg) beraten. Selbst nach seiner Pensionierung 2006 gibt Hager weiter den Wetterfrosch. Seine Prognosen stützt er inzwischen auch auf die Vorhersagen von Kollegen des nationalen Wetterdienstes der USA.

    Herr Hager, in den kommenden Tagen soll es wieder stark regnen. Können Sie sagen wie stark?

    Hager: Uns erreicht ab heute ein weiteres Tiefdruckgebiet, das über das Wochenende wieder voll zuschlägt. Das heißt, es wird beträchtlichen Niederschlag geben.

    Lässt sich der "beträchtliche Niederschlag" in Zahlen ausdrücken?

    Hager: In örtlichen Zentren ist mit bis zu 50 Liter Niederschlägen pro Quadratmeter zu rechnen, am Alpengebiet können es bis zu 100 Liter Niederschläge pro Quadratmeter sein.

    Welche Gebiete und Regionen sind besonders betroffen?

    Hager: Das lässt sich schwer eingrenzen. Eine Vorhersage kann für Augsburg richtig sein, in Landsberg kann es aber bereits ganz anders aussehen.

    Warum ist das so?

    Hager: Man kann sich die Wolken oder Zellen am Himmel, aus denen der Regen nach unten strömt, wie Fettaugen in einer Suppe vorstellen. Die Fettaugen sind unterschiedlich weit voneinander entfernt und die Zellen sind es ebenso. Wenn sich ein Tiefdruckgebiet ankündigt, steigen unterschiedliche Luftmassen von Warm- und Kaltluft auf. Diese bewegen sich in der Luft. Allerdings tun sie das nicht linienförmig, sondern als eine Art Zellen.

    Wie genau sehen diese Zellen aus?

    Hager: Sie können zwischen zwei und 20 Kilometern Durchmesser haben. Zurzeit ist es nicht mehr so heiß, da sind es wohl unter fünf Kilometern Durchmesser. Diese Zellen haben ihren eigenen Lebenszyklus, der etwa 30 bis 45 Minuten dauert. Wenn die Zelle nach etwa 20 Minuten reif ist, fällt der Regen platzartig herunter. Dieses Phänomen nennt man dann Starkregen.

    Gibt es also gar keine Orte, die gefährdeter sind als andere?

    Hager: Nein, das lässt sich für einzelne Orte nicht sagen. Für Regionen dagegen schon. Das Voralpenland und der Alpenrand sind sicherlich gefährdeter. Alleine durch die Hebung der Gebirge werden die Zellen noch kräftiger. Sie können über solche Hindernisse nicht einfach drüberziehen. Die Zellen bleiben hängen und regnen ab.

    Ab welcher Niederschlagsmenge spricht man von Starkregen?

    Hager: In unserer Region gelten 30 Liter Regen pro Quadratmeter und pro Tag als Richtwert. Im Voralpengebiet sind es eher 50 Liter Niederschläge pro Quadratmeter. Allerdings kann es auch sein, dass kurzzeitig - etwa innerhalb einer oder auch einer halben Stunde - 30 Liter Regen pro Quadratmeter fallen. Wenn das der Fall ist, kommt es häufig zu Überschwemmungen, weil die Kanalsysteme diese großen Wassermengen nicht mehr aufnehmen können.

    Wie sieht die Wetterprognose für die kommenden Tage und die nächste Woche aus?

    Hager: Das Wochenende wird kräftig durchwachsen sein. Es wird allerhand Niederschlag geben. In der nächsten Woche erwartet uns ein bisschen besseres Wetter. Die Temperaturen werden aber nicht mehr hochsommerlich. Wir müssen uns mit 20 bis 25 Grad begnügen. Ich sehe im Moment für die nächsten 14 Tage keine tief greifenden Verbesserungen. Außer, dass der Starkregen ab Samstag ein Ende hat. Mit Niederschlägen ist aber auch nächste Woche weiter zu rechnen.

    Sind diese großen Niederschlagsmengen normal, oder ist der häufige Stark-regen für unsere Region außergewöhnlich?

    Hager: 2010 ist sicher in Jahr, in dem es mehr Niederschläge gibt. Das hat aber weder mit dem Klimawandel, noch mit sonst irgendwelchen Gründen etwas zu tun. Man kann die Niederschläge mit keinen außergewöhnlichen Faktoren in Verbindung bringen. Es sind ganz natürliche Schwankungen. In der Natur geht es eben hin und her. Sarah Wenger

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