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Memmingen: Allgäu Airport rutscht massiv in die roten Zahlen

Memmingen

Allgäu Airport rutscht massiv in die roten Zahlen

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    Der Allgäu Airport ist Deutschlands höchstgelegener und Bayerns drittgrößter Verkehrsflughafen.
    Der Allgäu Airport ist Deutschlands höchstgelegener und Bayerns drittgrößter Verkehrsflughafen. Foto: dpa

    Die Erweiterungspläne für den Allgäu Airport bekommen den erwarteten Gegenwind: Der Verein „Bürger gegen Fluglärm“ lotet bereits am Tag nach dem Erlass der Ausbaugenehmigung für den Flughafen bei Memmingen zusammen mit dem Bund Naturschutz und Anliegern eine gerichtliche Klage aus. Dessen Sprecherin Gabriela Schimmer-Göresz kritisiert insbesondere „die fehlende Wirtschaftlichkeit des Vorhabens“.

    Die Kritik wird auch von aktuellen Zahlen gestützt: Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat der Flughafen im Jahr 2011 einen Schuldenberg von über elf Millionen Euro angehäuft. In den beiden vergangenen Jahren haben Gesellschafter der privaten Betreibergesellschaft dem Unternehmen zudem Darlehen gegeben, um die Liquidität zu sichern.

    Wie berichtet, wurden 2011 innerdeutsche Flüge von Memmingen aus eingestellt. Damit brachen die Passagierzahlen von über 900.000 auf 764.000 ein. Für das Ergebnis, das seit wenigen Tagen veröffentlicht ist, bedeutete dies einen Jahresverlust von über zwei Millionen Euro. Flughafen-Geschäftsführer Ralf Schmid: „Das war ein extrem schwieriges Jahr für uns, das weiß ja jeder.“ Er betonte, dass der Allgäu Airport trotz dieser Probleme weit besser abgeschnitten habe als die Flughäfen Friedrichshafen oder Nürnberg. Am öffentlichen Airport in

    Kein Geld von Städten und Gemeinden

    2012 konnte Memmingen laut Schmid dagegen wieder „an die viel, viel besseren Ergebnisse früherer Jahre anknüpfen“. Zahlen wollte er am Mittwoch nicht nennen: Die Bilanz sei noch nicht geprüft. Der Flughafen musste dem Vernehmen nach allerdings intensiv mit den Kredit gebenden Banken verhandeln, da die Zahlen im Geschäftsplan nicht erreicht worden waren. Auch 2012 kamen neue Gesellschafterdarlehen hinzu, um den Schuldenstand zu drücken, bestätigte Schmid.

    Das ist der Allgäu Airport

    Der Allgäu Airport auf dem ehemaligen Gelände des Militärflughafens Memmingerberg ist nach München und Nürnberg der kleinste der drei Verkehrsflughäfen in Bayern.

    1935/1936: Bau des militärischen Fliegerhorstes Memmingerberg. In den letzten beiden Kriegsjahren wird der Flughafen durch schwere Bombenangriffe massiv beschädigt.

    1954/55: Die US-Besatzungsmacht erklärt, das Gelände des Fliegerhorstes als Übungsplatz für militärische Flugzeuge nutzen zu wollen. Die Infrastruktur wird wieder instandgesetzt.

    2001: Aufgrund der Umstrukturierung der Bundeswehr wird die Schließung des Militärflugplatzes Memmingerberg beschlossen. Zuletzt ist dort das Jagdbombergeschwader 34 "Allgäu" stationiert.

    2003: Abzug der Luftwaffe. Der Flughafen wird für eine zivile Folgenutzung freigegeben. Die Genehmigung vom Luftamt Südbayern für einen zivilen Regionalflughafen erfolgt ein Jahr später.

    2007: Der zivile Luftbetrieb wird durch die TUIfly aufgenommen. 2009 kommen die Fluggesellschaften Ryanair, Air Berlin und Wizz Air hinzu.

    2010: Eine neue Ankunft wird fertiggestellt, zudem die neuen Gates 5 und 6 im Obergeschoss des Terminals eröffnet. Der Flughafen verzeichnet 912.000 Fluggäste.

    2011: Die Betreiber des Allgäu Airport beantragen beim Luftamt Südbayern die Durchführung eines luftrechtlichen Planfeststellungsverfahrens. Sie wollen insgesamt 15 Millionen Euro in den Ausbau der Infrastruktur investieren. Zudem sollen die Betriebszeiten verlängert werden.

    2012: Nachdem die Planungen der Betreibergesellschaft öffentlich werden, gehen 964 Einwendungen beim Luftamt Südbayern ein.

    2013: Die Regierung von Oberbayern genehmigt sowohl die bauliche Erweiterung des Flughafens als auch die Ausweitung der Betriebszeiten. Gegner reichen Klage am Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ein.

    Wie berichtet, hat die Regierung von Oberbayern, bei der das zuständige Luftamt Südbayern angesiedelt ist, sowohl die baulichen Expansionspläne der Betreiber des Allgäu Airports als auch teilweise die Ausweitung der Betriebszeiten genehmigt. Maschinen dürfen in Zukunft am Flughafen Memmingerberg bis 23 Uhr landen (bisher bis 22 Uhr), in Sonderfällen auch bis 23.30 Uhr. Planmäßige Starts hingegen sind weiter nur bis 22 Uhr erlaubt, bei Verspätungen bis 23 Uhr.

    Darüber hinaus wollen die Betreiber des Allgäu Airports den Flughafen massiv ausbauen und dafür in den kommenden Jahren bis zu 15 Millionen Euro in die Infrastruktur investieren. Für das Jahr 2025 rechnen die Verantwortlichen mit jährlich 2,8 Millionen Passagieren – mehr als dreimal so viele wie derzeit. Die Ausbaupläne sehen vor, die Start-und-Lande-Bahn von 30 auf 45 Meter zu verbreitern, zusätzliche Rollwege und Wartungshallen zu errichten sowie das Terminal zu erweitern.

    Ausweitung der Betriebszeiten macht Flughafen attraktiver

    Geschäftsführer Schmid sieht die Entscheidung der Regierung von Oberbayern als „großen Vertrauensbeweis in die Zukunft des Allgäu Airport“. Zudem mache die Ausweitung der Betriebszeiten den Flughafen für Fluggesellschaften deutlich attraktiver.

    Fraglich ist allerdings, wie der Ausbau finanziert werden soll. Vom Freistaat hat der Airport für den Umbau der militärischen in zivile Anlagen laut Bayerischem Wirtschaftministerium bislang 7,4 Millionen Euro bewilligt und zum Großteil auch ausgezahlt bekommen. Für den angestrebten weiteren Ausbau stehen dem Vernehmen nach weitere drei Millionen Euro an Fördergeldern im Raum - den Rest müssten die Gesellschafter tragen oder anderweitig aufgebracht werden.

    Doch wie einige private Unternehmen wollen auch die beteiligten Allgäuer Städte und Gemeinden für einen weiteren Ausbau kein Geld geben. Memmingens Oberbürgermeister Ivo Holzinger verweist darauf, in allen Kreistagen und Stadträten sei versichert worden, dass nach der Grundinvestition keine öffentlichen Mittel mehr nachgeschoben werden.

    Dem Vernehmen nach verhandelt der Flughafenbetreiber daher mit auswärtigen Investoren. Auch über eine Mehrheitsbeteiligung wird offenbar nachgedacht.

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