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Meeresvögel vom Sturm verweht
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Außergewöhnliche Wintergäste haben Ornithologen bei Vogelzählungen auf bayerischen Seen und Staustufen gesichtet. Auf dem Ammersee beispielsweise wurden zwei Schmarotzer-Raubmöwen, eine Spatel-Raubmöwe und eine Skua, ebenfalls eine große Raubmöwe, entdeckt.
Von Dorothea Schuster
Dießen/Mering. Außergewöhnliche Wintergäste haben Ornithologen bei Vogelzählungen auf bayerischen Seen und Staustufen gesichtet. Auf dem Ammersee beispielsweise wurden zwei Schmarotzer-Raubmöwen, eine Spatel-Raubmöwe und eine Skua, ebenfalls eine große Raubmöwe, entdeckt, berichtet Gebietsbetreuer und Mitkoordinator Christian Niederbichler. An der Lechstaustufe 23 bei Mering (Kreis Aichach-Friedberg) machen Bergenten, Mittelsäger und Samtenten Rast, das hat der Ornithologe Robert Kugler beobachtet.
Das Besondere dabei: Es sind alle Meeresvögel, die in der Arktis, in Skandinavien oder im Norden Schottlands beheimatet sind. "Es ist ganz selten, dass so viele Hochseevögel bei uns Station machen", sagt Niederbichler. Experten gehen davon aus, dass die Tiere von dem starken Sturm Anfang November 1000 bis 2000 Kilometer "verweht" wurden. Normalerweise bleiben die verdrifteten Vögel nicht lange. Doch diesmal immerhin schon über eine Woche. 180 Wasservogel-Zähler waren jetzt wieder in Bayern unterwegs, organisiert vom Landesamt für Umwelt in Augsburg. Es ist eine europaweit abgestimmte Aktion, erklärt Pressesprecher Thomas Henschel. Die Daten fließen in ein internationales Monitoring-Programm ein, mit dem seit 40 Jahren die Verbreitung und Häufigkeit von Vogelarten dokumentiert wird. Jährlich rasten laut Landesamt für Umwelt bis zu 180 000 Wasservögel auf den 70 untersuchten bayerischen Gewässern. Der nächste Zähl-Termin ist Mittel Dezember.
Spätestens jetzt im November steigt die Zahl der Wasservögel an. Denn dann treffen die Wintergäste ein. Hochsaison ist bis Januar, dann fliegen die ersten zurück in ihre Brutheimat nach Osteuropa. Niederbichler berichtet von Ringfunden der Vogelschutzwarte Radolfzell am Bodensee. Daher weiß man, dass die Reiherente bis zu 8000 Kilometer einfach zurücklegt. Sie stammt aus Zentralsibirien. Die Vögel tauchen drei bis vier Meter und fressen einen nicht unerheblichen Teil der Dreikantmuscheln, die bei Badegästen wegen der scharfen Kanten recht unbeliebt sind. Am Ammersee haben sich mehrere Tausend Reiherenten eingefunden. Die acht ehrenamtlichen Zähler haben auch zehn Eisvögel dokumentiert.
Bayerns Seen sind nach Angaben des Landesamtes für Umwelt wichtige Trittsteine für durchziehende Vogelarten. Während der Rastzeiten sind die Tiere sehr empfindlich gegenüber Störungen. Deshalb gilt ab 1. November eine freiwillige Vereinbarung zwischen Umweltministerium und Verbänden: Zum Schutz weitgereister Wasservögel wird der Wassersport ausgesetzt. Doch nicht jeder hält sich daran, wie Niederbichler feststellen musste. Am Wochenende waren Wanderkajakfahrer auf dem Ammersee unterwegs und scheuchten einen Trupp von rund 1000 Tauchenten auf.
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