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Medizin: Warum Ärzte jetzt zur Grippeimpfung raten

Medizin

Warum Ärzte jetzt zur Grippeimpfung raten

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    Ein Mann wird gegen Grippe geimpft.
    Ein Mann wird gegen Grippe geimpft. Foto: Sebastian Gollnow

    Nach den Erfahrungen des vergangenen Winters folgen offenbar mehr Menschen den Aufrufen der Ärzte und lassen sich gegen die Grippe impfen. Allein in Bayern starben in den ersten Monaten dieses Jahres 142 Menschen an den Folgen der Influenza. Mehr als 43.500 Krankheitsfälle wurden gemeldet.

    Auch in der Region registrieren Ärzte und Apotheker eine größere Nachfrage nach Impfungen, zumal die gesetzlichen Krankenkassen erstmals die Vierfach- statt nur die Dreifach-Impfung bezahlen. Damit können nicht nur drei sondern vier Erregerlinien bekämpft und das Infektionsrisiko um 25 Prozent gesenkt werden. Das gilt als zusätzlicher Anreiz.

    Grippewelle 2018: Impfstoff wird in manchen Regionen knapp

    Grippe oder Erkältung: Wie kann man sich schützen?

    Die Nase läuft, der Hals kratzt, der Schädel dröhnt: Durch Deutschland rollt eine Erkältungs- und Grippewelle. Doch was unterscheidet eine Erkältung von einer richtigen Influenza? Und wie können sich Menschen schützen? Fragen und Antworten:

    WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN EINER ERKÄLTUNG UND EINER GRIPPE? Ein grippaler Infekt, wie eine Erkältung auch genannt wird, hat mit der echten Grippe nichts zu tun. Beide werden durch verschiedene Erreger verursacht. Eine Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst, Erkältungen werden von mehr als 30 verschiedenen Erregern hervorgerufen wie zum Beispiel Rhino- und Coronaviren. Zu den Erkältungssymptomen zählen Halsschmerzen, Schnupfen und Husten, seltener auch erhöhte Temperatur oder Fieber. In Einzelfällen, etwa bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, kann jedoch auch eine Erkältung zu schweren Komplikationen führen.

    WIE ÄUSSERT SICH EINE VIRUSGRIPPE? Im Gegensatz zu einer normalen Atemwegserkrankung, die meist nach wenigen Tagen überstanden ist, schlägt die Virusgrippe schnell und heftig zu. Symptome sind in der Regel plötzlich auftretendes hohes Fieber über 39 Grad Celsius, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Schweißausbrüche, allgemeine Schwäche, Kopf- und Halsschmerzen, Schnupfen und trockener Reizhusten. Nicht jeder Infizierte erkrankt allerdings auch. Zudem sind eine echte Grippe und eine Erkältung nicht immer anhand der Symptome zu unterscheiden. In Zweifelsfällen lässt sich eine Grippe durch einen Rachen- und Nasenabstrich im Labor nachweisen.

    WIE KANN ICH MICH SCHÜTZEN? Vor allem Ältere und chronisch Kranke sollten sich gegen Influenza impfen lassen. Ein einfacher und effektiver Schutz gegen Infektionen ist aber auch das Händewaschen. Mehrmals am Tag sollten die Hände für 20 bis 30 Sekunden mit Wasser und Seife gewaschen werden. In einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2016 gab allerdings nur knapp jeder Zweite an, sich in der kalten Jahreszeit beim Nachhausekommen regelmäßig die Hände zu waschen.

    Es ist in jedem Fall ratsam, die Hände vom Gesicht fernzuhalten und aufs Händeschütteln zu verzichten, um die Ansteckungsgefahr zu mindern. Wenn viele Menschen zusammenkommen wie zum Beispiel im Karneval, ist das Übertragungsrisiko besonders hoch. Wechselduschen und Saunagänge härten den Körper ab und machen ihn weniger anfällig für Infekte. Zudem befeuchten nasse Tücher auf der Heizung und regelmäßiges Lüften die Raumluft, denn Heizungsluft trocknet die Schleimhäute aus und macht sie anfälliger für Viren.

    WELCHE ERKÄLTUNGS- UND GRIPPEMITTEL HELFEN? Gegen Grippeviren gibt es Medikamente, die allenfalls die Dauer der Erkrankung leicht verkürzen können. Sie können aber zu Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen führen. In der Regel hilft es nur, auszuruhen und abzuwarten. Es gibt freilich eine Reihe von Mitteln, die Beschwerden lindern, darunter Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol sowie abschwellende Nasensprays.

    Antibiotika helfen nicht gegen Erkältungensviren, sondern sind höchstens sinnvoll, wenn eine bakterielle Infektion der Atemwege hinzukommt und mögliche Komplikationen drohen. Auch Präparate mit Zink, Vitamin C oder Echinaceaextrakten werden oft bei Erkältungen empfohlen, zuverlässige Nachweise über die Wirksamkeit gibt es aber nicht. Wer sich rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke holt, der sollte besser jedes Symptom einzeln bekämpfen, rät die Stiftung Warentest. Die viel beworbenen Kombipräparate, die gleich mehrere Wirkstoffe enthalten, sind nach Ansicht der Verbraucherexperten gegen Erkältung wenig geeignet.

    WARUM IST BEI SCHNUPFENSPRAYS VORSICHT ANGEBRACHT? Werden bestimmte abschwellende Nasentropfen oder -sprays länger als fünf bis sieben Tage nacheinander angewendet, kommt es zu einem dauerhaft starken Anschwellen der Nasenschleimhaut. Es entsteht ein sogenannter medikamentenbedingter Schnupfen, der dann eine oft monate- oder jahrelange Verwendung der Mittel nach sich zieht. Patienten werden regelrecht süchtig. Auf Dauer wird die Funktion der Nasenschleimhaut dadurch zerstört. (AFP)

    In manchen deutschen Regionen kommt es allerdings bereits zu Engpässen bei der Versorgung mit Impfstoffen. Hierzulande scheinen die Vorräte offenbar noch zu reichen. Apothekerin Angelika Büchler aus Offingen (Kreis Günzburg) sagt stellvertretend für viele andere Kollegen: „Wir können die Nachfrage noch befriedigen.“ Auch Schwabens Hausärztechef Julius Berger aus Herbertshofen (Kreis Augsburg) ist im Augenblick nichts von Engpässen in seinem Zuständigkeitsbereich bekannt.

    Ärzte und Apotheker legen sich in der Regel für die im September und Oktober beginnende Impfsaison entsprechende Vorräte an. Das Paul-Ehrlich-Institut, das zum Bundesgesundheitsministerium gehört und für Impfstoffe sowie biomedizinische Arzneimittel zuständig ist, hat für die aktuelle Saison 13,5 Millionen Impfdosen freigegeben.

    Deren Zusammensetzung wird jedes Jahr international festgelegt. Die Produktion, die ein halbes Jahr dauert, ist abgeschlossen. Bei den insgesamt vier Herstellern kann deshalb auch nichts mehr kurzfristig nachbestellt werden. Die Impfstoffe sind, so Apothekerin Büchler, nur für ein Jahr ausgelegt, weil sich die Viren „immer wieder verändern“.

    Influenza: Bis zu 20 Prozent der Deutschen infizieren sich

    Nach Erkenntnissen des Robert-Koch-Instituts, im Bund zuständig für Krankheitsüberwachung und -vorbeugung, werden während der jährlichen Grippewellen schätzungsweise fünf bis 20 Prozent der Bevölkerung infiziert. Die Stärke der Grippewellen schwankt von Jahr zu Jahr erheblich.

    Pro Jahr werden in der Regel zwischen einer und sieben Millionen Influenza-bedingte Arztbesuche registriert, im vergangenen Winter jedoch geschätzt bis zu neun Millionen. Hausarzt Berger geht allerdings davon aus, dass es mehr Grippefälle gibt, als die offiziellen Statistiken ausweisen.

    Wie die kommende Grippesaison verläuft, lässt sich nicht vorhersagen“, sagt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut (RKI). Im Augenblick bewegt sich die Zahl der Erkrankungen im üblichen Rahmen. Die RKI-Sprecherin betont aber auch: „Fakt ist, eine Impfung bietet nie einen hundertprozentigen Schutz.“ Auch ein Vierfachimpfstoff nicht. „Aber im Schnitt jeder Zweite entgeht mit einer Impfung einer Erkrankung und sie schützt häufig vor schweren Verläufen“, sagt sie.

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