Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Medientage München: Wie die Alten Medien den Neuen standhalten können

Medientage München

Wie die Alten Medien den Neuen standhalten können

    • |
    Der Mensch und die Medien standen im Mittelpunkt des ersten Tages der Medientage München. Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks, forderte einen besseren Schutz der Privatsphäre im Internet.
    Der Mensch und die Medien standen im Mittelpunkt des ersten Tages der Medientage München. Ulrich Wilhelm, Intendant des Bayerischen Rundfunks, forderte einen besseren Schutz der Privatsphäre im Internet. Foto: Marc Müller/dpa

    "Der 'Tatort' ist das Medienthema schlechthin in der Twitter-Gemeinde“, sagt die Bonner Medienwissenschaftlerin Caja Thimm. Das ergeben ihre Forschungen. Wer jetzt glaubt, in dem ARD-Versuch über Leipzig würde lebhaft über die schauspielerische Leistung von Simone Thomalla in der Rolle der Ermittlerin Eva Saalfeld diskutiert, liegt falsch. „Hast du schon die  Pizza bestellt?“, ist da öfter zu lesen.

    Mobile Geräte verändern die Medienlandschaft schnell

    Offenbar kommt mit der Ernährungsweise der Krimi-Helden auch zu Hause der Appetit auf Deftiges. Oder unterwegs auf dem Tablet oder wenn’s sein muss auf dem Smartphone. Denn die schnell wachsende Nutzung von mobilen Geräten verändert die Medienlandschaft schneller, als selbst Experten noch vor einigen Jahren angenommen haben. Und nicht immer kommen wie beim „Tatort“ die Öffentlich-Rechtlichen ins Gespräch. Texte, Bilder oder Spaßvideos haben längst ihre eigenen Plattformen gefunden. Was für die etablierten Medien wie Zeitungen oder Fernsehanstalten eine große Herausforderung bedeutet.

    Zum Auftakt der Medientage München ging es neudeutsch um "Mobile Life“ und die Frage, wie die Medienwirtschaft mit den Themenfeldern Gesellschaft und Werbung umgeht. Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, die auch Medienministerin ist, spricht sich für eine Doppelstrategie aus: Ein transparenteres Urheberrecht, aber kein Schutzprogramm gegen US-Giganten wie Google. Besser wäre es, so Aigner, den Wettbewerb mit den internationalen Netz-Königen aufzunehmen.

    Zeitungen aber würden in der digitalen Welt nicht überflüssig. „Bei dem, was wir erleben, hat sich die Zeitung glänzend geschlagen“, meint der Verleger Dirk Ippen.

    Für das „alte Medium“ sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut: „Es hat sich doch nicht viel verändert.“ Die Menschen schauten nicht weniger fern als früher – auch wenn man nicht absehen könne, wie lange die Jugendlichen noch bei den Mainzelmännchen reinschauen. Immerhin – berichtet Bellut nicht ohne Stolz – sei bei dem ZDF-Hit „heute-show“ die Zahl der Nutzer der Mediathek so hoch wie bei den Zuschauern, die das Satire-Magazin linear sehen – also klassisch nach dem täglichen Programmschema.

    Das Lagerfeuer brennt digital

    Linear war früher auch das familiäre Gemeinschaftserlebnis vor dem Bildschirm. Ob bei Kulenkampff, Carrell oder dem frühen Gottschalk. Bei vielversprechenden Fußballspielen und (un)wichtigen Boxkämpfen funktioniert das noch immer. Und auch bei jungen Leuten, die Spielfilme auf Abruf genießen oder auf Youtube sich Comedy-Shows aus einem Wohnküchen-Studio reinziehen.

    Auch wenn sich die Podiumsteilnehmer einig waren, dass das Lagerfeuer von einst jetzt digital brennt, seien „Vertrauen und Glaubwürdigkeit“ gefährdet. Der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, forderte vor allem die gesetzliche Stärkung des Schutzes der Privatsphäre im Internet. Einschaltquoten und Reichweiten verlieren nach seiner Ansicht künftig an Bedeutung. Wilhelm: „Wir leben doch alle vom Vertrauen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden