Bayern schlägt bei der Bekämpfung des Coronavirus einen neuen Weg ein: Viele der Regeln, die in den vergangenen Monaten den Alltag der Menschen bestimmt haben, fallen weg. Ähnlich wie zuvor Baden-Württemberg plant der Freistaat künftig eine Abkehr von der Sieben-Tage-Inzidenz und setzt flächendeckend auf die sogenannte 3G-Regel.
Ministerpräsident Markus Söder sprach bei einer Pressekonferenz im Anschluss an die Kabinettssitzung von einem "neuen Kapitel". Zwar erlebe man derzeit bereits die vierte Welle der Pandemie – es handle sich aber anders als zuvor um eine "Pandemie der Ungeimpften". Fast 60 Prozent aller Bayern seien doppelt gegen das Virus geimpft, betonte Söder. Er rechne nicht mit so hohen Todeszahlen wie in den anderen drei Corona-Wellen. "Einen neuen Lockdown" oder "Beschränkungen wie wir sie hatten" werde es deshalb definitiv nicht mehr geben.
FFP2-Maskenpflicht in Bayern fällt ab September weg
Die Sieben-Tage-Inzidenz als maßgeblicher Faktor für die Corona-Regeln soll ab September entfallen. Einzig die Inzidenz von 35 bleibt als Warnwert erhalten. Wird dieser Wert überschritten, gilt die 3G-Regel. Einlass in Restaurants, Kinos und andere Freizeiteinrichtungen bekommt also nur noch, wer entweder gegen das Coronavirus geimpft, negativ getestet oder genesen ist. Ausnahmen gibt es lediglich im öffentlichen Nahverkehr, im Handel und in Privaträumen. Weder im Nahverkehr noch in Geschäften sei die 3G-Regel sinnvoll zu kontrollieren, daher reiche an diesen Orten die Mund-Nasen-Bedeckung als Schutz aus, sagte Söder. Menschen in Bayern müssen ab September allerdings keine FFP2-Masken mehr tragen, die Pflicht fällt weg.
Auch die allgemeinen Kontaktbeschränkungen, die Sperrstunde in der Gastronomie und die Kundenbegrenzungen in den Geschäften wird es nicht mehr geben. Daneben sollen ab Oktober auch Clubs und Diskotheken wieder öffnen. Das sei "sicherlich die mutigste Entscheidung", sagte Söder.
Der Ministerpräsident machte klar, dass Getestete weiterhin Geimpften und Genesenen gleichgestellt bleiben sollen – anders als etwa in Hamburg. Der Stadtstaat hatte zuletzt als einziges Bundesland in Deutschland eine 2G-Regel eingeführt. Veranstalter und Wirte können demnach selbst entscheiden, ob sie Menschen, die negativ auf das Coronavirus getestet wurden, Zutritt gewähren. 2G sei auch in Bayern "theoretisch möglich und nicht verboten, aber nicht vom Staat vorgeschlagen", sagte Söder zu diesem Optionsmodell.
Künftig ersetzt eine Krankenhaus-Ampel die Sieben-Tage-Inzidenz
An die Stelle der Sieben-Tage-Inzidenz tritt im Freistaat künftig eine Krankenhaus-Ampel. Diese Ampel schaltet laut Söder auf Gelb, sobald bayernweit innerhalb der jeweils vergangenen sieben Tage mehr als 1200 Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung in Krankenhäuser aufgenommen werden mussten. Tritt dieser Fall ein, kann die Staatsregierung zu strengeren Corona-Regeln – etwa wieder zur FFP2-Maskenpflicht oder zu den Kontaktbeschränkungen – zurückkehren.
Auf Rot springt die Ampel dann, wenn bayerische Intensivstationen insgesamt mehr als 600 Corona-Patienten melden. Dann können die Corona-Maßnahmen noch einmal verschärft werden.