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Mariä Himmelfahrt: Die "Kräuterursel" weiß, worauf es bei Kräuterbuschen ankommt

Mariä Himmelfahrt

Die "Kräuterursel" weiß, worauf es bei Kräuterbuschen ankommt

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    Ursula Higl (links), wird auch „Kräuterursel“ genannt: Hier bindet sie mit Frauen aus Gartenbauvereinen die traditionellen Kräuterbuschen für Mariä Himmelfahrt.
    Ursula Higl (links), wird auch „Kräuterursel“ genannt: Hier bindet sie mit Frauen aus Gartenbauvereinen die traditionellen Kräuterbuschen für Mariä Himmelfahrt.

    Sie heilen, entgiften und halten Unheil fern. Sie glätten die Haut und lindern Schmerzen. Sie geben die Tageszeit und das Wetter an. Und sie haben geheimnisvolle Namen: Wegwarte, Gundermann, Gänsefingerkraut, Wiesenknopf, Spezi- oder Eisenkraut.

    Die "Kräuterursel"

    Ursula Higl kennt und erkennt alle Blumen und Kräuter, die in ihrem Gartenparadies im Rehlinger Ortsteil Oberach (Kreis Aichach-Friedberg) wachsen und gedeihen. Higl – auch als „Kräuterursel“ bekannt – pflegt eine alte Tradition: Seit 20 Jahren bindet sie Kräuterbuschen. Buschen wie diese werden zum morgigen Feiertag Mariä Himmelfahrt in vielen katholischen Pfarreien in der Region gesegnet und verkauft. Danach werden sie zum Schutz vor Krankheit und Unheil im Haus oder im Stall aufgehängt (siehe Infokasten).

    Expertin in Sachen Kräuter

    Ursula Higl ist nicht nur Dorfhelferin, Nebenerwerbsbäuerin und Mutter von vier Söhnen. Als gelernte Kräuterpädagogin ist sie auch Expertin in Sachen Kräutertinkturen, -bonbons und -salzen, Ölen, Salben, Limonaden und Marmeladen. Sie macht Wildkräuterführungen im eigenen Garten und in der Natur, bietet Seminare an, weiht Schulkinder in ihre Pflanzenkunde ein und plant Waldführungen. Seit vielen Jahren ist sie Mitglied im Rehlinger Gartenbauverein. 180 Buschen hat sie heuer mit dem Verein für Mariä Himmelfahrt gebunden.

    Ein farbenfroher Busch aus allerlei Kräutern

    Immer mehr Menschen sprechen sie auch privat auf das Thema an. „Das Interesse an dem, was ich mache, wächst stark“, erzählt sie. Heute treffen sich sechs Frauen aus Kühbach und Aichach bei ihr. Zuerst sammeln sie Kräuter, Blumen und etliche Getreidesorten im Garten. Danach binden sie fast 50 Kräuter und das Getreide zu einem farbenprächtigen Buschen. Die Reihenfolge ist nicht willkürlich; dennoch sieht jeder Buschen anders aus. Da hängt die Klette neben dem Lavendel, die Zitronenmelisse duftet in den Pfefferminz hinein, die Brennnessel versteckt sich neben Malve und Pastinake, während der Hopfen sich den Weg nach außen bahnt. Die Königskerze in der Mitte stützt den Alant. Zum Schluss fädeln die Frauen Ebereschenbeeren wie Perlen auf einen Draht und fügen sie in den Buschen ein. Die Beeren gelten Higl zufolge als Symbol für die Sträucher in Wald und Flur.

    „Das Kraut, das du brauchst, wächst vor dem Haus“, sagt Higl. Ihr Wissen über Beschaffenheit, Wirkung, Standort sowie Geschichte der Kräuter und Pflanzen ist schier unerschöpflich. Früher erläuterte sie noch in der Kirche am Ende des Gottesdienstes den Kräuterbuschen mit kleinen Geschichten.

    Eisenkraut  für eine positive Aura

    Heute erledigt sie das während des Bindens: Das Eisenkraut, auch Diplomatenkraut genannt, hatten schon die Römer im Gepäck, wenn es um Verhandlungen ging. „Das macht dich kompromissbereit und hat eine positive Aura“, weiß Higl. Die Königskerze oder Donnerblume besänftigt den Wettergott, steht aber auch sinnbildlich für das Zepter Mariens. Mit dem unauffälligen Gundermann oder Lippenblütler kann man dank eines Zartbitter-Schokoladen-Übergusses eine Art „After-Eight“-Geschmack hervorzaubern. Der Alant hilft auch Pferden bei Verdauungsbeschwerden, aus der Wurzel fertigten die Römer einen Magenbitter. Higls Familie bekommt Bananenmilch mit Nachtkerzenblüte und Löwenzahnsirup.

    Erfahrung, katholischer Glauben, Mystik und Brauchtum

    Über 700 Heilkräuter soll es geben. Ursula Higl kennt viele davon. In ihrem Wissen vermengen sich Erfahrungen mit katholischem Glauben, Mystik mit Brauchtum. Augenzwinkernd gibt sie einen nicht ganz ernst gemeinten Tipp: Die besten Kräuter sammelt man in der Vollmondnacht rund um den 15. August. Und zwar: „Nackt, barfuß, ungesehen, ohne Rede, mit freien Gedanken, ohne Eisen.“

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