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Mädchen ertränkt Liebesfrust: Experte: Jugendliche trinken bewusst harte Sachen

Mädchen ertränkt Liebesfrust

Experte: Jugendliche trinken bewusst harte Sachen

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    Steter Alkoholkonsum: 22 Prozent der Jugendlichen greifen regelmäßig zur Flasche. (Bild: dpa)
    Steter Alkoholkonsum: 22 Prozent der Jugendlichen greifen regelmäßig zur Flasche. (Bild: dpa) Foto: DPA

    Von Jörg Heinzle Nördlingen/Augsburg. Sie war in Sorge um die Gesundheit ihrer Tochter. Deshalb rief die Mutter eines zwölfjährigen Mädchens am Sonntagabend das Rote Kreuz. Ihrer Tochter sei übel, sagte die Frau aus

    Als die Retter eintrafen, erkannten sie schnell, warum es dem Kind schlecht ging: Es hatte über zwei Promille Alkohol im Blut.

    "Die Mutter hat das nicht geahnt", sagt Polizeisprecher Robert Göppel. "Sie wusste offenbar wirklich nicht, was mit ihrer Tochter los war." Die Polizeibeamten fanden schließlich heraus, weshalb das junge Mädchen so stark betrunken war - Ärzte sprechen in diesem Fall bereits von einem Vollrausch.

    Am Sonntagnachmittag hatte sich das Mädchen mit zwei Freundinnen (zehn und elf Jahre alt) getroffen, weil es unter Liebeskummer litt. Das Trio beschloss, die Trauer mit Alkohol herunter zu spülen. Den "Stoff" dazu besorgten sich die drei Mädchen in einem Nördlinger Supermarkt, der wegen eines Marktsonntags geöffnet hatte. Ihre Wahl fiel auf fränkischen Wein. Sie stahlen aus dem Geschäft unbemerkt zehn Flaschen zu je 0,25 Litern. Auf einem Spielplatz sprachen die Freundinnen dann dem Wein zu.

    Die Zwölfjährige trank am meisten. Allerdings wurde auch bei der Zehnjährigen im Nachhinein noch ein Alkoholwert von knapp 0,5 Promille festgestellt. Dass ein zwölfjähriges Mädchen im Vollrausch in die Augsburger Kinderklinik eingeliefert wird, komme noch nicht so häufig vor, sagt der leitende Oberarzt Wilfried Schenk. "Aber mit 13 Jahren geht es dann richtig los."

    Auch ein einmaliger Ausrutscher in diesem Alter sei gefährlich, hinterlasse jedoch zum Glück meist keine bleibenden Schäden. Dennoch nehmen die Ärzte in der Kinderklinik jeden Fall sehr ernst. Die Mediziner bieten allen jungen Alkoholpatienten den Kontakt zu einem Sozialarbeiter der Caritas an. Der findet dann in einem Gespräch heraus, wie problematisch der Alkoholkonsum wirklich ist - und wie man helfen kann. "Halt" lautet der Name dieses Projekts. Die Beteiligten hoffen, dass sie so frühzeitig lange Trinker-Karrieren verhindern können.

    Nötig ist das nach Ansicht von Experten mehr denn je. Auch Oberarzt Schenk registriert, dass sich immer mehr Kinder und Jugendliche heftig betrinken. Etwa zehn Fälle pro Monat zählt das Augsburger Klinikum. "Was uns erschreckt, ist der Trend zu höheren Promillewerten", sagt er. Die viel gescholtenen Alcopops seien nicht alleine das Problem. Ihn besorgt eine neue Form des Trinkens: "Man trinkt bewusst harte Sachen." Zwei Mädchen, die sich eine Flasche Wodka teilen - das ist nichts Außergewöhnliches mehr.

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