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Machtkampf in der CSU: Parteikreise wollen Markus Ferber ausbremsen

Machtkampf in der CSU

Parteikreise wollen Markus Ferber ausbremsen

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    Parteikreise wollen Markus Ferber ausbremsen
    Parteikreise wollen Markus Ferber ausbremsen

    Von Uli Bachmeier München/Bad Wörishofen. Es gibt Gespräche, die sind so geheim, dass sich hinterher keiner dran erinnern will, was geredet wurde. Das Gespräch, um das es hier geht, ist noch viel geheimer. Es hat nach Darstellung einiger Beteiligter gar nicht stattgefunden.

    Nicht-Beteiligte aber meinen zu wissen, dass sich am Freitag vergangener Woche um 15 Uhr im Hotel "Sonnengarten" in Bad Wörishofen fünf Männer getroffen haben: Markus Ferber aus Bobingen (Chef der CSU-Gruppe im Europaparlament und Bezirksvorsitzender der CSU in Schwaben), die Allgäuer Landtagsabgeordneten Thomas Kreuzer (

    Dazwischen verläuft eine Front, die dazu geeignet ist, die schwäbische CSU in zwei Lager zu teilen. Es geht um die heikle Frage: Soll der Bezirksvorsitzende Ferber aus dem Europaparlament in Brüssel nach München in den Landtag wechseln?

    Ferber wird nachgesagt, dass er nach all den Jahren in Brüssel darauf brennt, nach München zu gehen - am liebsten direkt als Minister ins nächste Kabinett, das nach den Landtagswahlen im Herbst gebildet wird. CSU-Chef Erwin Huber soll ihm dafür schon seine Unterstützung signalisiert haben. Huber sagt dazu nur: "Reine Spekulation."

    Die Argumente für einen Wechsel liegen nach Darstellung der Unterstützer Ferbers auf der Hand: Der 43-Jährige gilt als eines der größten politischen Talente - nicht nur in Schwaben, sondern in der CSU insgesamt. Er ist ein kluger Kopf, spricht mehrere Sprachen, ist durch seine Tätigkeit in Europa in praktisch allen Politikfeldern zu Hause und hat, wie es heißt, noch eine "große Zukunft" vor sich.

    Seine Gegner zweifeln mit keinem Wort an seinen Fähigkeiten. In München aber wollen sie ihn nicht haben. Ihr Argument liegt auf einer anderen Ebene: Ferber habe 2005, als er sich im Rennen um den Bezirksvorsitz denkbar knapp gegen Schmid durchsetzte, fest versprochen, in Europa zu bleiben. Ohne dieses Versprechen, das er 2007 noch einmal wiederholt habe, wäre er nie Bezirksvorsitzender geworden, sagen sie.

    Das Gespräch im "Sonnengarten" zu Wörishofen war für Ferber angeblich ziemlich unangenehm. Die drei Herren, die ihm und Sauter gegenüber saßen, haben ihn, wie es heißt, "mit aller Deutlichkeit" an seine Zusagen erinnert. Was immer Erwin Huber ihm auch versprochen habe - entscheidend für die Regierungsbildung sei allemal Ministerpräsident Günther Beckstein. Und der werde keine Entscheidung gegen den Willen der Mehrheit der schwäbischen CSU-Landtagsabgeordneten treffen.

    Dass es im Kern um politische Macht und einflussreiche Positionen geht, liegt auf der Hand: Fraktionschef Schmid, der neue Star der CSU in der Landespolitik, verteidigt die Interessen der Fraktion und will in München angeblich kein weiteres "Alphatier" aus Schwaben neben sich dulden. Pschierer und Kreuzer gehören zum Kreis derer, die sich Hoffnungen auf einen Kabinettsposten machen dürfen. Und dann sind da ja auch noch die amtierenden Minister Beate Merk aus Neu-Ulm (Justiz) und Josef Miller aus Memmingen (Landwirtschaft). Kurz gesagt: Viele Köpfe, wenig Posten.

    Erschwerend kommt hinzu, dass kaum einer in der CSU damit rechnet, dass die Partei bei der Landtagswahl ein derartig herausragendes Ergebnis erreichen wird wie zuletzt. Wer 2003 über die Liste in den Landtag kam, muss um sein Mandat bangen. Würde jetzt neben Merk auch noch Ferber auf der schwäbischen CSU-Liste kandidieren (keiner der beiden hat einen Stimmkreis), bliebe auf jeden Fall ein weiterer Abgeordneter auf der Strecke. "Deshalb kann", wie ein CSU-Stimmkreisabgeordneter aus sicherer Distanz analysiert, "schon aus reinem Selbsterhaltungstrieb keiner von denen dafür sein, dass Ferber kommt."

    Ob es sich die CSU allerdings leisten könne, einen ihrer fähigsten Köpfe dauerhaft von München fernzuhalten, stehe auf einem anderen Blatt.

    Offene Antworten zum momentan heikelsten Problem in der schwäbischen CSU sind derzeit nur fernab vom Landtag und den Ministerien zu erhalten. Der Oberallgäuer Landrat und stellvertretende schwäbische CSU-Bezirksvorsitzende Gebhard Kaiser sagt, er sei in dieser Angelegenheit "ein neutraler Mann". Eine eindeutige Position hat er trotzdem: "Ich bin der Meinung, dass Ferber der richtige Mann für Brüssel ist. Wir sollten dieses Terrain nicht aufgeben und wir dürfen jetzt nicht unglaubwürdig werden. Schließlich haben wir 2009 eine Europawahl zu gewinnen."

    Ferber selbst schweigt eisern. Er will sich angeblich erst nach der Kommunalwahl erklären. Auch Sauter sagt "dazu gar nichts". Und Schmid betont: "Interne Angelegenheit. Kein Kommentar."

    In der Umgebung von Ferbers Kontrahenten aus der "Allgäu-Connection" ist die Gesprächigkeit etwas größer. Dort wird das geheime Treffen in Wörishofen als "klarer Punktsieg" verbucht. Auf die Frage nach "dem Problem" kommt die Antwort: "Was für ein Problem? Das Problem gibt's nimmer."

    Für den Chef der Schwaben-CSU war es offenbar eine sehr finstere Stunde im "Sonnengarten".

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