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Machbarkeitsstudie: München: Autobahn-Ringstück nimmt erste Hürde

Machbarkeitsstudie

München: Autobahn-Ringstück nimmt erste Hürde

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    Straßenverkehr in München
    Straßenverkehr in München

    Der Bau des äußerst umstrittenen Autobahn-Ringstücks im Süden von München scheint immer mehr Konturen anzunehmen. Am Montag stellte die Autobahndirektion Südbayern, die mit der Machbarkeitsstudie beauftragt worden war, ihre Ergebnisse vor.

    In der offenen Studie, bei der eine generelle Machbarkeit und der Nutzen eines Ringschlusses im Münchner Süden geprüft wurden, untersuchten die Verantwortlichen besonders den Kosten-Nutzen-Faktor einer solchen Verbindung - unter dem Aspekt der Beeinflussung der Umwelt.

    Mit Abschluss der Studie fällte die Behörde das Urteil, dass "der Lückenschluss des Autobahnrings bei Berücksichtigung der Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung von Eingriffen grundsätzlich sinnvoll und realisierbar ist". Zwei Varianten präsentierte die Autobahndirektion Südbayern.

    Ein Baubeginn liegt noch in weiter Zukunft

    Eine Entscheidung, ob der sogenannte Südring aber tatsächlich gebaut wird, liegt trotz der Planungsempfehlung der Autobahndirektion noch in weiter Ferne. Denn nun liegen die Ergebnisse bei der nächsten Instanz, dem bayerischen Landtag, der darüber zu entscheiden hat, ob das Projekt der Bundesregierung vorgeschlagen wird.

    "Letztendlich muss dann die neue Autobahn vom Deutschen Bundestag in die Fortschreibung des Bedarfsplans für die Bundesfernstraßen aufgenommen werden", erklärt Katja Winkler, stellvertretende Pressesprecherin im Bundesinnenministerium, "und das frühestens in der nächsten Legislaturperiode im Jahr 2015".

    Doch das Großprojekt, das momentan mit einem Kostenvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro veranschlagt ist, stößt auf heftige Kritik. "Ob es bei diesen Zahlen bleibt, darf doch stark bezweifelt werden", sagt Christine Margraf, Artenschutzreferentin vom Bund Naturschutz.

    "Auf der einen Seite redet der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle davon, er habe kein Geld für neue Lehrer. Auf der anderen überlegt man sich aber, für eine aus meiner Sicht unnötige Südverbindung mindestens 1,2 Milliarden Euro auszugeben. Da stellt sich mir die Frage, ob nicht die Bildung unserer Kinder wichtiger ist", so Margraf weiter.

    Streit um den tatsächlichen Nutzen ist groß

    Denn der wirkliche Nutzen der fehlenden Südverbindung wird von den Gegnern stark angezweifelt. 60.000 Fahrzeuge soll die neue Verbindung von A99, A96, A95 und

    "Wie bei jeder Studie sind solche Zahlen Wunschdenken. Mit einer intelligenten Verkehrsplanung und einem Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs könnte mit einfacheren Mitteln viel mehr gewonnen werden", ist Christine Margraf überzeugt.

    Denn der Südring bedeutet in welcher Variante auch immer einen großen Einschnitt in die Natur. "Bereits vor etlichen Jahren ist dieser Plan eines Südrings beerdigt worden, da der Nutzen im Verhältnis zum Eingriff in die Natur in keinem Verhältnis stand. Da muss man sich schon fragen, warum das Thema wieder aufgenommen wurde", sagt die Artenschutzreferentin.

    Auch Heinfried Pfannes, stellvertretender Vorsitzender von der "Vereinigten Bürgerinitiative Südlicher Erholungsraum München", schlägt in die selbe Kerbe: "Ein Bau dieser Autobahn wäre eine langfristige Zerstörung eines Naherholungsraumes, aber keine langfristige Lösung für das Verkehrsproblem in München. Wir brauchen trotz des Autoverkehrs in der nahen Umgebung von München noch Gebiete, an denen die Natur Vorrang hat."

    Innenminister bezieht noch keine Position

    Der Verkehrsplaner und Lehrstuhlinhaber Prof. Harald Kurzak bezeichnete es im Münchner Merkur als "enttäuschend", dass der Südring nur 8.000 bis 10.000 Fahrzeuge von der A99 aufnehmen würde.

    Der bayerische Innenminister Joachim Hermann gab sich noch sehr ausgeglichen bei dem Thema, das wohl noch einige Jahre für Brisanz sorgen wird: "Der erreichbare volkswirtschaftliche Nutzen wäre annähernd doppelt so hoch wie der erforderliche Kostenaufwand", sagte er. Aber die Proteste vieler Bürger kämen nicht von ungefähr und man müsse nun in Ruhe überlegen, ob und mit welcher der aufgezeigten Varianten man in die Beratungen gehe. Von Sebastian Hrabak

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