In München drohten Pendlern heute am Dienstag noch mehr Beeinträchtigungen, als sie es von der Großstadt ohnehin gewöhnt sind. Weil die Gewerkschaft Verdi zu einem Warnstreik unter den Mitarbeitern der Münchner Verkehrsgesellschaft aufgerufen hatte, fuhren heute am Dienstag ab 3.30 Uhr in der Früh in der Landeshauptstadt Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen entweder verspätet oder gar nicht.
Der U-Bahn-Betrieb war dabei komplett eingestellt. Etwa die Hälfte der Buslinien und die Tram wurden bestreikt. Der Polizei zufolge staute sich der Verkehr auf den Straßen schon früher als üblich. Der Streik habe aber "keine eklatanten Auswirkungen" gehabt, sagte ein Sprecher. Viele Pendler in der Landeshauptstadt wichen am Dienstagmorgen auf Fahrrad und Auto aus.
MVG: Betrieb bei U-Bahn, Tram und Bus ist nach Warnstreik noch eingeschränkt
Mit Ende des Warnstreiks gegen 14.30 Uhr nahm die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nach eigenen Angaben den Betrieb auf allen U-Bahn, Tram- und Buslinien nach und nach wieder auf. Es werde aber noch längere Zeit dauern, bis alle Linien wieder in einem regelmäßigen Takt fahren, heißt es auf der Internetseite. Betroffen waren von dem Warnstreik laut MVG die Linien U1, U2, U3, U4, U5, U6, U7, 12, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 25, 27, 28.
Die Straßenbahnen rückten nach und nach wieder aus. Bei den Bussen seien gegen 16 Uhr rund 80 Prozent der Fahrzeuge unterwegs gewesen, sagte ein MVG-Sprecher. Die U-Bahnen sollten zu Beginn des abendlichen Berufsverkehrs mindestens alle zehn Minuten fahren. Viele Pendler stiegen auf die S-Bahn um. Das führte einer Bahnsprecherin zufolge zu einigen Verspätungen in der Münchner Innenstadt. Am Nachmittag staute sich dann auch der Verkehr in der Innenstadt.
Die MVG hatte bereits im Vorfeld massive Engpässe und Überlastungen angekündigt, auch wenn einzelne Linien unter Umständen ohne Einschränkungen fuhren. Nach Angaben der MVG nutzen täglich rund 1,5 Millionen Menschen U-Bahn, Bus und Tram in München.
S-Bahnen fahren heute in München trotz MVG-Streiks wie gewohnt
Ein sicheres Verkehrsmittel, auf das sich Pendler auch bei Streik der MVG verlassen können, ist die S-Bahn. Bei den Mitarbeitern der S-Bahn gilt nämlich ein anderer Tarifvertrag, deshalb wird dort nicht mitgestreikt. Dennoch sollten sich Pendler in München darauf einstellen, dass die Züge der S-Bahn an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen wird, da viele Menschen auf die S-Bahn ausweichen werden. Schon im morgendlichen Berufsverkehr hatten die S-Bahnen auf der Stammstrecke Verspätungen von 15 Minuten.
Auch einige Busse fuhren am heutigen Dienstag in München: Nur die Hälfte der Busfahrer arbeitet im Tarifvertrag der MVG - die andere Hälfte ist bei einem privaten Omnibusunternehmen angestellt und nicht zum Warnstreik aufgerufen.
Tarifkonflikt: MVG-Chefetage hat kein Verständnis für Warnstreik
Ursache ist ein hausinterner Tarifkonflikt bei der MVG. Die Gewerkschaft Verdi fordert 200 Euro mehr Lohn im Monat und wirft der MVG vor, ihre Mitarbeiter schlechter zu bezahlen als die kommunalen Verkehrsunternehmen in Bayern. Die Gewerkschaft Verdi erhofft sich von dem Streik, in den Tarifverhandlungen mit der MVG voranzukommen. "Wir wollen den Arbeitgeber somit unter Druck setzen, dass er bereit ist, endlich mehr Lohn für die Beschäftigten hier in München zu zahlen", sagte ein Verdi-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Die MVG-Chefetage kritisierte den Warnstreik als unverhältnismäßig: "Wir sind in einer abstrusen Situation angekommen", sagte Geschäftsführer Ingo Wortmann. Denn die MVG biete ihren Mitarbeitern mehr Geld als von Verdi gefordert. Hauptstreitpunkt ist laut MVG die Dauer des künftigen Tarifvertrags, an diesem Mittwoch steht die nächste Verhandlungsrunde an.
Auch der Fahrgastverband Aktion Münchner Fahrgäste warf Verdi eine "unverhältnismäßige" Aktion vor: "Für die Fahrgäste kommt dieser Komplettstreik aus heiterem Himmel und wird die Stadt am Dienstag in hohem Maße lähmen", kritisierte Sprecher Stefan Hofmeir.
Aus dem Landtag kam ebenfalls Kritik an dem Warnstreik: "Nicht nachzuvollziehen ist allerdings, warum rund 1,5 Millionen Menschen an einem Werktag um ihr mit Fahrkarten erkauftes Recht betrogen werden, mit U-Bahn, Bus und Tram zur Arbeit zu pendeln, zum Arzt zu fahren oder ihre Kinder zur Schule zu bringen", sagte Freie Wähler-Fraktionschef Florian Streibl. (AZ)