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Liveticker zu Axt-Attentat: De Maizière: Attentäter von Würzburg von IS "angestachelt"

Liveticker zu Axt-Attentat

De Maizière: Attentäter von Würzburg von IS "angestachelt"

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    In diesem Zug griff der 17-Jährige Fahrgäste mit einer Axt und einem Messer an.
    In diesem Zug griff der 17-Jährige Fahrgäste mit einer Axt und einem Messer an. Foto: Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
    • Ein 17-Jähriger ging in einem Zug bei Würzburg mit einer Axt und einem Messer auf Fahrgäste los. Der Flüchtling verletzte dabei eine Familie aus Hong Kong.
    • Auf seiner Flucht verletzte der 17-Jährige auch eine Passantin lebensgefährlich. Kurz darauf wurde er von der Polizei erschossen.
    • Der Täter wollte sich nach Angaben der Ermittler bei Nicht-Muslimen rächen. Ein Freund von ihm wurde in Afghanistan getötet.
    • Der IS hat im Internet ein Bekenner-Video verbreitet, das den Angreifer vor dem Attentat zeigt. "Ich bin ein Soldat des Islamischen Staates und beginne eine heilige Operation", sagt der 17-Jährige in dem Video, das laut bayerischem Innenministerium echt ist.
    • Ermittler zweifeln nach Angaben des ZDF daran, dass der Täter wie von ihm angegeben aus Afghanistan stammt. Es gebe mehrere Anhaltspunkte, dass er in Wirklichkeit aus Pakistan komme. Bestätigt ist das aber nicht. Mehr dazu lesen Sie hier: ZDF: Ermittler bezweifeln afghanische Herkunft des Täters von Würzburg
    • Bayerns Innenminister Herrmann will nun den Flüchtlingszuzug begrenzen. Andere Stimmen aus der Union hingegen mahnen zur Mäßigung.
    • Hans-Georg Maaßen, der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, mahnt derweil zur Besonnenheit und ordnet die aktuellen Geschehnisse um den vermeintlichen Attentäter ein.
    • Der Attentäter von Würzburg hat wohl keine direkte Anordnung der Terrormiliz erhalten. Innenminister de Maizière fordert nach dem Anschlag Konsequenzen.

    Bei dem Attentäter von Würzburg handelt es sich nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) um einen Einzeltäter, der sich durch die Propaganda der Terrormiliz Islamischer Staat "angestachelt" gefühlt hat. Das Bekennervideo enthalte keine Hinweise auf eine Anordnung des IS, sagte de Maizière am Mittwoch in Berlin.

    "Es ist vielleicht auch ein Fall der im Grenzgebiet zwischen Amoklauf und Terror liegt", sagte de Maizière. Er sprach von einem "brutalen Akt wahlloser Gewalt". Nicht bei allen Opfern stehe fest, ob sie überleben würden. "Die Hintergründe der Tat müssen weiterhin aufgeklärt werden", sagte der Minister. Er sprach sich für mehr Videoüberwachung, mehr Polizei, und besseren Schutz der

    Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, hat nach dem Axt- und Messer-Angriff eines 17-jährigen, Asylbewerbers in einem Regionalzug bei Würzburg Zweifel an der bislang vermuteten Herkunft des Attentäters geäußert. Es sprächen gute Gründe dafür, dass er sich unter einer anderen Identität gemeldet habe, sagte Maaßen am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin. Dies sei allerdings verbreitet und spreche nicht unbedingt für einen terroristischen Hintergrund.  

    Zuvor hatte das ZDF bereits berichtet, dass die Ermittler an der von dem Jugendlichen angegebenen Herkunft aus Afghanistan zweifelten. In seinem Zimmer sei ein pakistanisches Dokument gefunden worden. Der Sender berichtete zudem unter Berufung auf Sprachexperten, dass der 17-Jährige in einem mutmaßlichen Bekennervideo die Sprache Pashtu mit eindeutig pakistanischer Aussprache spreche.  

    Verfassungsschutzpräsident Maaßen warnte vor einem Generalverdacht gegen Flüchtlinge. Der IS wolle mit derartigen Taten Schrecken und Angst verbreiten, sagte Maaßen. Die Menschen sollten glauben, "jeder Flüchtling könnte ein Terrorist sein und jeder jeder Mensch mit dunkler Hautfarbe könnte eine Axt oder ein Messer dabei haben". Dem müsse man sich entgegenstellen. "Es ist nicht so, dass jeder Flüchtling ein Terrorist sein kann", sagte Maaßen. Es seien nur wenige Menschen eingeschleust worden und es hätten sich auch nur wenige radikalisiert.

    Infografik zum Amoklauf in Heidingsfeld.
    Infografik zum Amoklauf in Heidingsfeld. Foto: Mainpost/Grafik

    Dennoch flammt die Debatte über die Asylpolitik in Deutschland neu auf. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bekräftigte angesichts der Bluttat die CSU-Forderung, den Zuzug von Flüchtlingen zu begrenzen. Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) sieht kein erhöhtes Terrorrisiko durch Asylbewerber. Wenn sehr viele Flüchtlinge kämen, sei es aber selbstverständlich denkbar, "dass der eine oder andere von ihnen ebenfalls für solche Ideologien anfällig ist".

    "Entscheidend bleibt, wir müssen wieder eine stärkere Kontrolle überhaupt über alles behalten, was in unser Land kommt", sagte Herrmann am Dienstagabend in der ARD. "Wir müssen auch den Zuzug begrenzen und dadurch dann in der Lage sein, uns mit denen, die da sind, denen, die auch wirklich fluchtberechtigt sind, dann auch intensiv zu befassen und alles dafür zu tun, dass die nicht derartig aus dem Ruder laufen."

    Altmaier betonte hingegen im ZDF: "Die meisten Terroristen, die in den letzten Monaten in Europa Anschläge begangen haben, waren keine Flüchtlinge, sondern Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind." Alle Erkenntnisse aus den vergangenen zwölf Monaten deuteten darauf hin, dass die Gefahr des Terrorismus bei Flüchtlingen "nicht größer und nicht kleiner ist als in der übrigen Bevölkerung". 

    Özdemir fordert ideologische Auseinandersetzung mit dem radikalen Islam

    Altmaier kündigte einen stärkeren Kampf gegen islamistische Propaganda im Internet an. Man müsse verhindern, "dass junge Menschen in besonderen Notsituationen ihre Zuflucht suchen bei Hetzern unbd Terroristen", sagte er. Dazu sei er bereits im Gespräch mit dem  Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Holger Münch. 

    Grünen-Chef Cem Özdemir forderte, auch die ideologische Auseinandersetzung mit dem radikalen Islam zu suchen. "Es ist besonders perfide, dass der IS ganz bewusst versucht, Verunsicherung in die deutsche Gesellschaft zu tragen - mit dem Ziel, Nachwuchs zu rekrutieren", sagte er der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung.

    Die Ermittler gehen von einer „islamistisch-religiös“ motivierten Tat aus. Riaz K. wollte sich damit nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft an „den Ungläubigen dafür rächen, was sie ihm und seinen Glaubensbrüdern angetan haben“, sagte der Leitende Oberstaatsanwal. Bei seinen Angriffen habe er drei Mal auf arabisch „Gott ist groß“ („Allahu akbar“) gerufen. Das sei auf dem Handy-Notruf einer Zeugin, der von der Polizei aufgezeichnet wurde, deutlich zu verstehen. Nach seiner Flucht aus dem per Notbremsung gestoppten Zug haben Beamte eines Sondereinsatzkommandos Riaz K. in einem Gebüsch aufgespürt und ihn in Notwehr erschossen.

    Keine Erkenntnisse der Geheimdienste

    Riaz K. war nach Angaben der Ermittler am 30. Juni 2015 in Passau als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling registriert worden. Seit zwei Wochen war er bei einer Pflegefamilie untergebracht. Er sei „gläubiger Sunnit“ gewesen, der zwar nicht regelmäßig in die Moschee ging, aber daheim betete. Strafrechtlich ist er bisher nicht in Erscheinung getreten, auch die Geheimdienste hatten offenbar keine Erkenntnisse. Vor zwei Wochen soll Riaz K. erfahren haben, dass ein Freund von ihm in Afghanistan ums Leben gekommen ist. Womöglich sei dies der Auslöser dafür gewesen, dass er in dem Regionalzug „völlig unvermittelt“ Reisende angegriffen hat. Die Attacken seien „mit Vernichtungswillen“ geführt worden. Bei der Attacke wurden fünf Personen schwer verletzt, zwei von ihnen schweben noch in Lebensgefahr.

    Bei den Verletzten handelt es sich um Touristen aus Hongkong: einen Vater (62), die Mutter (58), ihre Tochter (26) sowie deren Freund (30). Nach Informationen unserer Zeitung hat es den Freund der jungen Frau am schlimmsten getroffen: Riaz K. soll ihm mit der Axt in den Bauch geschlagen haben. Die Mutter soll Kopfverletzungen erlitten haben. Nur der Sohn der Familie soll den Amoklauf ohne gravierende Verletzungen überstanden haben.

    Droh-Video aufgetaucht

    Schon am Morgen nach der Tat hat die Terrororganisation Islamischer Staat das Attentat für sich beansprucht. Später ist auch ein Droh-Video aufgetaucht. In dem Video hält ein Mann ein Messer in die Kamera und sagt: „Ich bin ein Soldat des Islamischen Staates und beginne eine heilige Operation in Deutschland." Am Abend bestätigte das bayerische Innenministerium, dass das Video echt ist.

    Auf einem Collegeblock, den die Polizei in seinem Zimmer bei der Pflegefamilie gefunden hat, war das Symbol der islamistischen Terrormiliz IS aufgemalt. Die Ermittler fanden außerdem einen handgeschriebenen Text, den sie nach einer vorläufigen Übersetzung als einen Abschiedsbrief an seinen Vater werten. Riaz K. habe sich darin über die „Ungläubigen und die Taten, die den Ungläubigen zuzurechnen sind“ beschwert. „Bete für mich, dass ich mich an diesen Ungläubigen rächen kann, und bete für mich, dass ich in den Himmel komme“, soll er weiter geschrieben haben.

    Bei den Ermittlungen wird auch die Identität von Riaz K. noch einmal überprüft. Wegen seiner Aussprache im Droh-Video gibt es laut ZDF den Verdacht, dass der Täter nur vorgab, aus Afghanistan zu kommen. In Wirklich könne er aus Pakistan stammen. ak/dpa

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