Die Affäre um den Landtagsabgeordneten und zurückgetretenen Bezirksvorsitzenden Linus Förster hat die schwäbische SPD in Bedrängnis gebracht. Doch der Bezirksverband will sich zeitlich nicht unter Druck setzen lassen. Nach Försters komplettem Rückzug aus der Politik wird die Schwaben-SPD erst Anfang April 2017 einen neuen Chef wählen. Das sagte die Augsburger SPD-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr nach einer Sitzung des Bezirksvorstands am Freitagabend.
Bis dahin werden die vier Stellvertreter Ulrike Bahr (Augsburg), Karl-Heinz Brunner (Neu-Ulm), Petra Beer (Memmingen) und Gabriele Fograscher (Nördlingen) die Geschäfte führen. Erste „Ansprechpartnerin“ unter den Vieren soll Ulrike Bahr sein. Für den 1. April ist dann ein turnusmäßiger Bezirksparteitag geplant, bei dem der Vorstand der schwäbischen SPD neu gewählt wird. Über mögliche Nachfolger Försters sei überhaupt noch nicht gesprochen worden, so Bahr.
Affäre um Linus Förster kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt
Der Augsburger Landtagsabgeordnete Linus Förster (51), hatte am vorvergangenen Samstag sein Mandat und alle Ämter niedergelegt. Zudem war er aus der SPD ausgetreten. Gegen Förster gibt es ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung und illegaler Filmaufnahmen einer Prostituierten. Zuletzt hatte unsere Zeitung berichtet, dass auf beschlagnahmten Datenträgern Försters auch „Posing-Fotos“ nackter minderjähriger Frauen entdeckt worden sind. Das kann je nach Darstellung strafbar sein. Nach der Affäre um den ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy war das Gesetz verschärft worden.
Für die schwäbische SPD kam die Affäre zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Förster hatte die Verhandlungen über die bayerische Bundestagsliste der Partei geführt. Der Schwaben-SPD droht der Verlust eines Mandats. Ulrike Bahr führt die Verhandlungen, unterstützt von Karl-Heinz Brunner. Am kommenden Samstag entscheidet die Landesvertreterversammlung in Nürnberg über die Liste.
Die Vorstandssitzung am Freitag war für die Schwaben-SPD zugleich die erste Gelegenheit, in größerer Runde über die Affäre Förster zu sprechen. Der frühere Bezirksvorsitzende Harald Güller berichtet von einer „ambivalenten“ Stimmung. Menschlich habe der Fall Försters etlichen Genossen sehr leidgetan. Viele seien einen langen Weg gemeinsam gegangen. Andererseits sei man sich einig, dass die Vorwürfe schwer wiegen. Eine Hängepartie habe niemand gewollt. Ulrike Bahr sagt: „Es ist jetzt gut, so wie es ist – wie tragisch auch immer.“
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