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Lieferboykott: Die Milch zu verschenken, ist nicht erlaubt

Lieferboykott

Die Milch zu verschenken, ist nicht erlaubt

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    Die Milch zu verschenken, ist nicht erlaubt
    Die Milch zu verschenken, ist nicht erlaubt

    Von Manfred Gittel und Manuela Mayr Krumbach/Augsburg/Neuburg. Warum wird die Milch nicht einfach verschenkt, statt sie wegzuschütten? Die Antwort gibt Karl Alt aus Münsterhausen, der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) im Kreis Günzburg: "Wir dürfen es nicht, selbst wenn wir das wollten.

    "Das Ganze sei äußerst kompliziert. "Jeder Betrieb hat eine Liefermenge zugeteilt bekommen. Würde er Milch abgeben, würde die von dieser Liefermenge abgezogen. Er würde gegen die Reverenzmengenverordnung der EU verstoßen." Ein Milchverkauf ab Hof müsse ausdrücklich genehmigt werden, ganz abgesehen davon, dass es sich dabei um Rohmilch handelt, die man erst pasteurisieren müsste.

    Und damit die Bauern ja nicht in Versuchung kommen, gerade jetzt Milch an Verbraucher direkt zu verkaufen oder gar kostenlos an Kindergärten, Schulen oder den Verbraucher von nebenan zu verschenken, gebe es mittlerweile schon Rundschreiben einiger Molkereien, die dies ausdrücklich untersagen: "Mit einer Abgabe an andere würden wir den Liefervertrag brechen. Selbst ein Verschenken wäre ein in Verkehr bringen." Das Verfüttern an die eigenen Tiere oder das Wegschütten in die Gülle gelte dagegen, so Alt, als "Eigenverwertung".

    Öffentliche Unterstützung bekommen die streikenden Bauern des BDM inzwischen auch von der "Konkurrenz" im Bayerischen Bauernverband (BBV). "Der Lieferstopp ist angesichts der unhaltbaren Erlössituation unserer Milchbetriebe als Signal an die Öffentlichkeit und die Politik gerechtfertigt", erklärte des Augsburger BBV-Kreisobmann Gerhard Ringler. Er befürworte alle Aktionen, die die Molkereien und den Lebensmitteleinzelhandel für bessere Milcherzeugerpreise unter Druck setzen.

    Allerdings dürfe es "zu keinen Diffamierungen oder Schikanen gegenüber Berufskollegen kommen, die sich aus ethischen, moralischen, finanziellen oder anderen betrieblichen Gründen nicht am Lieferstopp beteiligen. Susanne Nüssel, die Geschäftsführerin des Verbandes der Privaten Milchwirtschaft in Bayern, sagte in diesem Zusammenhang: "Wir haben Bitten einzelner Milchbauern, nachts zur Milchabholung angefahren zu werden, um von Nachbarn nicht gesehen zu werden."

    Unterdessen weitet sich der Protest der Bauern aus: In Neuburg an der Donau soll heute um 13 Uhr vor den Toren der Milchwerke Neuburg demonstriert werden. Die Molkerei hat ein Einzugsgebiet von Ansbach bis Schongau und von Nördlingen bis Kelheim und Dachau und verarbeitet täglich etwa 540 000 Kilo Frischmilch.

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