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Lichtenfels: Beleidigung an Wursttheke: So reagieren die Verkäuferinnen

Lichtenfels

Beleidigung an Wursttheke: So reagieren die Verkäuferinnen

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    Eine Kundin beleidigte zwei Fleischfachverkäuferinnen eines Supermarkts in Lichtenfels. Der Filialleiter wandte sich daraufhin über Facebook öffentlich an die Frau und löste heftige Reaktionen auf dem sozialen Netzwerk aus.
    Eine Kundin beleidigte zwei Fleischfachverkäuferinnen eines Supermarkts in Lichtenfels. Der Filialleiter wandte sich daraufhin über Facebook öffentlich an die Frau und löste heftige Reaktionen auf dem sozialen Netzwerk aus. Foto: Robert Schlesinger, dpa (Symbolbild)

    Letzten Mittwoch in einem Supermarkt im oberfränkischen Lichtenfels. Mutter und Kind stehen vor der Wursttheke. Plötzlich zeigt die Frau auf beide Verkäuferinnen und sagt zu ihrer Tochter: "Wenn du weiterhin nichts für die Schule lernst, dann stehst du auch mal dort hinten."

    Die Fleischfachverkäuferinnen verstehen die Welt nicht mehr. Genausowenig wie der Filialleiter. Der Manager steht nur wenige Meter entfernt und traut seinen Ohren nicht. Sofort stellt er die Mutter zur Rede. "Ich habe diese Frau direkt angesprochen, aber sie drehte sich nur um und ging. Das hat mich so wütend gemacht! Ich bin gern bereit, dieser Frau mal zu zeigen, wie anspruchsvoll der Beruf des Fleischerei-Fachverkäufers ist", schildert er den Vorfall Reportern der Bild-Zeitung.

    Markt-Mitarbeiterin Sigrun Tröbs (55) ist immer noch fassungslos. "Ich war geschockt und musste erst mal schlucken. Ich habe mit 16 Jahren Fleischerei-Fachverkäuferin gelernt, arbeite seit fast 40 Jahren in dem Beruf, den ich sehr liebe. Diese Frau stellt unseren Beruf schlecht dar, weiß offenbar nicht, was wir täglich leisten und was wir wissen müssen", berichtet sie den Boulevard-Journalisten.

    Fleischerei-Fachverkäuferinnen wehren sich gegen verbale Attacke der Kundin

    Auch Kollegin Linda Goldfuß knabbert an den Worten, wie die 26-Jährige der Bild-Zeitung bestätigt. "So eine Aussage zieht einen richtig runter, sie ist menschenverletzend! Ich habe einen Schulabschluss und eine Ausbildung gemacht und arbeite gerne hier. Wir versuchen immer, die Leute freundlich zu bedienen, und dann so was. Ein Vorbild für ihre Tochter war die Frau bestimmt nicht."

    Der Geschäftsführer des Supermarktes machte nach dem Zwischenfall seinem Unmut auf Facebook Luft: "Dieser Post geht an die junge Mutter, welche heute vor unserer Fleischtheke mit dem Finger auf die Verkäuferin gezeigt hat und zu ihrem Kind sagte: "Wenn Du weiterhin nichts für die Schule lernst, dann stehst Du auch mal dort hinten!". Welche Welle er damit lostritt, kann er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen. Mittlerweile haben über 105.000 Menschen auf den Post reagiert, über 47.000 geteilt und mehr als 8700 kommentiert.

    Wie Userin Andrea Schmelzer. Sie schreibt: "Ein Hoch auf den Chef, der so hinter und für seine Mitarbeiter steht! Da könnten sich andere Chefs eine riesengroße Scheibe abschneiden."

    Resonanz auf Facebook-Post des Supermarkt-Filialleiters ist enorm

    Auch Facebook-User Zoigl Jehofass ist erbost über das arrogante Gebaren der Mutter: "Eine kurze Nachricht an die junge, dumme Mami ! Ich habe drei abgeschlossene Berufsausbildungen, zwei Meisterbriefe, einen abgeschlossenen Techniker. Ich spreche vier Sprachen fließend und verstehe sechs Sprachen problemlos. Ich kann sogar einen Helikopter fliegen. Zudem bin ich der Vorgesetzte von ca. 45 Mitarbeitern. Bisher habe ich ca. 30 Lehrlinge ausgebildet. Davon waren sechs die besten Deutschlands. Was ich nicht habe: Mittlere Reife, Abitur, eine Universität jemals von innen gesehen. Was ich ihrem Kind wünsche, dass es vielleicht einmal einen guten Ausbilder bekommt, wie ich einer bin! Dieser könnte ein Vorbild für ihr Kind werden. Denn sie sind es ganz sicher nicht!"

    Userin Nicole Thiem ist selbst Verkäuferin. Sie lässt die beleidigende Aussage kalt: "Ich bin stolz darauf eine von diesen Fleischereifachverkäuferinnen sein zu dürfen." Userin Sonja Werner denkt an das Mädchen, das das Verhalten ihrer Mutter miterleben musste: "Die Kinder solcher Eltern können einem nur leid tun. Egal ob mein Kind hinter einer Fleischtheke steht oder in einem Büro sitzt, Hauptsache mein Kind ist glücklich mit dem was es macht. Ein Kind so unter Druck zu setzen geht gar nicht, von der Respektlosigkeit will ich erst gar nicht reden..."

    Laut Marktleiter Werner nimmt Heftigkeit der Kundenreaktionen gegenüber Mitarbeitern zu

    Am Freitag zeigt sich Filialleiter Werner sehr erstaunt über die Resonanz seines Beitrags. Dass der Post so hohe Wellen im Netz schlagen würde, habe er nicht gedacht. Ein Einzelfall sei das Auftreten der Kundin allerdings nicht. "Solche Situationen erleben wir häufiger", kritisierte Werner. Es fehle bei einigen Kunden die Wertschätzung dem Personal gegenüber. Die Heftigkeit nehme zu. Mitarbeiter würden beschimpft und beleidigt, wenn es Kunden zu lange dauere oder etwas falsch kassiert werde. Der Handelsverband Bayern sieht's noch entspannt. Ein Sprecher sagte auf Anfrage zu dem Fall lediglich: "Es gibt kein grundlegendes Problem."

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