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Oberfranken: Lichtenberger Bürger werfen Justiz im Fall Peggy Schlamperei vor

Oberfranken

Lichtenberger Bürger werfen Justiz im Fall Peggy Schlamperei vor

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    Ein Gedenkstein mit dem Porträt von Peggy auf dem Friedhof in Nordhalben bei Lichtenberg.
    Ein Gedenkstein mit dem Porträt von Peggy auf dem Friedhof in Nordhalben bei Lichtenberg. Foto: David Ebener/Archiv (dpa)

    Mit einem "Hilferuf" hat sich im Fall der verschwundenen Peggy eine Gruppe Bürger aus dem oberfränkischen Lichtenberg an die Öffentlichkeit gewandt. In dem Schreiben werfen die elf Unterzeichner den Ermittlungsbehörden gravierende Fehler und Schlamperei vor. Sie sprechen von einem "Polizei- und Justizskandal" und einseitigen Ermittlungen. Viele Hinweise aus der Bevölkerung seien ignoriert worden und Zeugenaussagen aus den Akten verschwunden. Unter den Unterzeichnern sind Lichtenbergs Bürgermeister Holger Knüppel und mehrere Stadträte. 

    Noch immer sucht ein 30-köpfiges Team nach Peggys Mörder

    Bayreuths Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Potzel wies die Vorwürfe am Mittwoch zurück. Den Ermittlern Einseitigkeit vorzuwerfen, sei abwegig, es werde in alle Richtungen ermittelt. Die Soko "Peggy" umfasse noch immer ein Team aus 30 Leuten. Zu den konkreten Vorwürfen sagte Potzel: "Das ist so nicht richtig." Jedoch könnten Ermittlungsdetails nicht in der Öffentlichkeit diskutiert werden.

    2016: Polizeifahrzeuge am Fundort von Peggys Leiche bei Rodacherbrunn in Thüringen.
    2016: Polizeifahrzeuge am Fundort von Peggys Leiche bei Rodacherbrunn in Thüringen. Foto: Fricke/Archiv (dpa)

    Zu den Initiatoren des offenen Briefes gehört Stadtrat Norbert Rank. "Es gärt seit Monaten", sagte er. Die Menschen fürchten, dass bei der Suche nach einem Täter ein neues Bauernopfer präsentiert werden könnte. Ähnlich wie einst Ulvi K., der 2004 zunächst zu lebenslanger Haft verurteilt und zehn Jahre später wieder freigesprochen wurde. 

    Die Bürger werfen den Ermittlungsbehörden Versagen vor

    "Wir wollen vorbeugen, ehe es wieder zu spät ist und wieder ein Unschuldiger in die Mangel genommen wird", sagte Rank. Wenn schon die Ermittler kein Licht ins Dunkel brächten, könnten dies vielleicht die Medien tun, hofft der Lokalpolitiker. "Sonst wird in ein paar Monaten der nächste Depp präsentiert." Er klingt ebenso aufgebracht wie verzweifelt. "Wir erwarten, dass dazu beigetragen wird, dass der Mord endlich aufgeklärt wird." 

    Mit diesem Bild suchte die Polizei damals Peggy.
    Mit diesem Bild suchte die Polizei damals Peggy. Foto: Polizei

    Den Ermittlungsbehörden werfen Rank und seine Unterstützer Versagen vor. Zeugenaussagen, etwa die einer alten Dame, seien ignoriert und nicht ernst genommen worden. "Die Frau war noch topfit", sagte Rank. Mehrere Beispiele zählen die Unterzeichner in dem Schreiben auf, sprechen von Ungereimtheiten und davon, dass die Behörden "ganz offensichtlich ein seltsames Spiel spielen". 

    Die Stadt wird in ein falsches Licht gerückt

    Bürgermeister Knüppel sagte, für den Bürger habe es den Anschein, dass bei den Ermittlungen Fehler gemacht wurden, die nicht an die Öffentlichkeit sollen. Es gebe etliche Missstände, zudem werde die Stadt in ein falsches Licht gerückt. "Als gäbe es hier nur Pädophile, Exhibitionisten, Kinderschänder und Neonazis." Deswegen habe auch er den "Hilferuf" unterzeichnet. "Lichtenberg kommt nicht eher zur Ruhe, ehe man nicht den Mörder präsentieren kann."

    Die neunjährige Peggy war am 7. Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Erst 15 Jahre später tauchten dann Teile ihres Skeletts in einem Waldstück in Thüringen auf: Rund 20 Kilometer entfernt von Peggys Heimatort Lichtenberg in Oberfranken fand ein Pilzsammler im vergangenen Sommer Knochen des Mädchens. dpa/lby

    Mehr Hintergrundinformationen zu dieser Geschichte:

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