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Porträt: Liberaler Löwe

Porträt

Liberaler Löwe

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    Martin Hagen
    Martin Hagen Foto: Daniel Karmann, dpa

    Martin Hagen hätte es sich leichter machen können – mindestens bei zwei wichtigen Entscheidungen in seinem Leben. Da wäre die mit dem Fußball. Geboren in Italien, aufgewachsen in Rosenheim, studiert in München. Es hätte auf diesem Weg genügend erfolgversprechende Vereine gegeben, denen Hagen sein Herz schenken hätte können. Er entschied sich für den TSV 1860 München. Als dieser im vergangenen Jahr den bitteren Gang in die Viertklassigkeit antrat, kaufte Hagen sich eine Dauerkarte. „Eine junge, hungrige Mannschaft, die wieder an der Grünwalder Straße spielt – ich finde das großartig“, schwärmt der 36-Jährige.

    Und dann wäre da die Entscheidung mit der Politik. Mit 17 Jahren, also im Jahr 1998, beschloss Hagen, politisch aktiv zu werden. Auch dafür hätte es in Bayern mehrere erfolgversprechende Anlaufstellen gegeben – wenn auch nicht ganz so viele wie im Fußball. Hagen entschied sich für die FDP. Er trat in die Partei ein, die bei der Landtagswahl gerade eben 1,1 Prozent und damit ihr schlechtestes Ergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg eingefahren hatte.

    Seit rund einem Monat steht Hagen nun an der Spitze eben dieser FDP. In einer Urwahl beförderten ihn die Mitglieder zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Herbst, bei der er die Partei zurück ins Maximilianeum führen soll. Hagen ist davon überzeugt, dass ihm das gelingt. Da sich CSU, Freie Wähler und AfD derzeit vor allem um die Wähler rechts der politischen Mitte streiten würden, sei direkt in der Mitte Platz für die FDP. „Ich bin davon überzeugt, dass es in Bayern ein liberales Potenzial gibt, das es uns ermöglicht, wieder in den Landtag einzuziehen“, sagt Hagen und sieht seine Partei derzeit bei fünf bis sechs Prozent – eine Sichtweise, die mehrere Meinungsforschungsinstitute teilen.

    Wie die FDP dieses Potenzial ausschöpfen will, skizziert Martin Hagen im Gespräch mit unserer Zeitung. In der Bildung setze man sich für gleiche Chancen für alle ein: „Es muss nicht jedes Kind Abitur machen, aber es darf bei der Schulwahl keine Rolle spielen, woher ein Kind kommt.“ Jeder Schüler sollte einen Rechtsanspruch auf eine Ganztagesbetreuung haben, dazu müssten Schulen digitaler werden: bessere Ausstattung, Fortbildungen für Lehrer, neue Lehrpläne mit Programmieren als Pflichtfach.

    Beim Thema Wohnen sei sozialer Wohnungsbau wichtig, aber löse nicht alle Probleme. „Auch eine junge Familie mit mittlerem Einkommen kann sich in München heute kaum mehr eine Wohnung leisten“, sagt Hagen. Daher müsse in den Städten mehr Wohnraum geschaffen („In die Höhe bauen“) und auf dem Land die Infrastruktur wie Verkehrsanbindung, Internetanschluss und Kinderbetreuung verbessert werden. „Nicht jeder will in der Stadt wohnen“, weiß der selbstständige Kommunikationsberater. Er selbst zog vor drei Jahren von München raus aufs Land nach Baldham im Landkreis Ebersberg. Dort wohnt er mit Frau, Tochter und Hund in einer Doppelhaushälfte. Im Juni kommt Töchterchen Nummer zwei zur Welt.

    Ein Alleinstellungsmerkmal im Wahlkampf sei das Thema Ladenschlussgesetz. Die FDP möchte dieses aufweichen und es Geschäftsleuten ermöglichen, ihre Läden abends auch nach 20 Uhr und sonntags zu öffnen. „Der Staat muss nicht alles regulieren“, sagt Hagen. Spannend werde in den kommenden Wochen auch der Streit über das neue und strengere Polizeiaufgabengesetz, das die Staatsregierung auf den Weg gebracht hat. Hagen hält es für einen unverhältnismäßigen Angriff auf die Rechte der Bürger: „Wir schützen den Bürger vor Kriminellen und den Rechtsstaat vor der CSU.“

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