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Lehrer-Impfung: Corona-Impfungen für Lehrer sind umstritten - sogar an den Schulen

Lehrer-Impfung

Corona-Impfungen für Lehrer sind umstritten - sogar an den Schulen

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    Grund- und Förderschüler lernen jetzt wieder in der Schule. Dass Lehrer dort früher geimpft werden sollen, ist umstritten.
    Grund- und Förderschüler lernen jetzt wieder in der Schule. Dass Lehrer dort früher geimpft werden sollen, ist umstritten. Foto: Matthias Balk, dpa

    Lehrer an Grund- und Förderschulen rücken in der Impfreihenfolge nach vorne. Viele haben ihre Impftermine sogar schon vereinbart. Hört man sich unter Lehrern um, wird die Priorisierung vorwiegend positiv aufgenommen – vor allem unter Lehrkräften an den beiden bevorzugten Schularten.

    „Ich finde das gut. Gerade für die älteren Kollegen“, sagt etwa eine junge Lehrerin aus einer Grundschule im Landkreis Augsburg unserer Redaktion. Sie selbst will sich ebenfalls impfen lassen. Auch der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband begrüßt die Impfungen: „Eines ist ja wohl klar: Nur gesunde und starke Lehrer können die Anforderungen und Erwartungen in dieser Situation erfüllen“, schreibt der Verband in einer Mitteilung.

    An weiterführenden Schulen scheint das Corona-Risiko geringer

    Doch man hört auch kontroverse Meinungen – sogar an den Schulen selbst. Markus Domeier etwa, Schulleiter der Fach- und Berufsoberschule in Neumarkt in der Oberpfalz, sieht mit gemischten Gefühlen, dass manche Kollegen nun in der Impfreihenfolge nach vorne rücken. Einerseits findet er es richtig, dass Erzieher, Grund- und Förderschullehrer geimpft werden sollen. „Sie sind essenziell für die Kinderbetreuung, und in der Kita und in den ersten Klassen herrscht einfach eine ganz andere Nähe als in der Oberstufe.“ Man müsse die Kleinen auch mal in den Arm oder auf den Schoß nehmen, sagt der Vater einer sechsjährigen Tochter. „Dagegen halten sich unsere älteren Schüler selbstständig gut an die Hygieneregeln. Da ist das Risiko für eine Ansteckung gleich viel geringer.“

    Andererseits beschäftigen Domeier ethische Bedenken. „Denn wenn Lehrer in die zweite Prioritätsgruppe aufgenommen werden, dann heißt das ja folglich auch, dass andere Menschen, die die Impfung auch dringend bräuchten, vielleicht dafür später drankommen.“ Zumal Domeier – der sich selbst ohne zu zögern impfen lassen würde, auch mit AstraZeneca – daran zweifelt, dass die Impfung der Lehrer die Sicherheit an den Schulen massiv verbessere. Der 50-Jährige sagt: „Wir haben 800 Schüler und 80 Lehrer. Statistisch gesehen ist das Risiko, dass es zu einem Corona-Ausbruch kommt, unter den Schülern viel höher.“

    Schulleiter würde auf Corona-Schnelltests setzen

    Domeier würde stattdessen lieber auf ein Sicherheitskonzept mit Schnelltests setzen. „Und zwar nicht nur einmal zu Beginn der Öffnungen. Sondern ein bis zwei Mal die Woche, regelmäßig und strukturiert. Das könnte wirklich etwas bringen.“ Eine Idee, die vielleicht bald Wirklichkeit wird: Am Mittwoch kündigte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) Selbsttests zur Eigenanwendung für Schulen und Kitas schon für die nächste Woche an. Insgesamt sollen laut Minister am Ende 8,6 Millionen Selbsttests pro Monat zur Verfügung stehen.

    Klaus Holetschek kündigt Schnelltests an.
    Klaus Holetschek kündigt Schnelltests an. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa

    Eine bevorzugte Impfung wird nicht nur an den Schulen, sondern auch in Lehrer-Gruppen auf Facebook mit teils mehreren tausend Mitgliedern diskutiert. Ein Nutzer, selbst Gymnasiallehrer, schreibt: „Ich finde die Priorisierung von Erzieherinnen und Grundschullehrern erst mal richtig. Sie sind an vorderster Front.“ Aber: „Diese ausschließliche Priorisierung ergibt nur solange einen Sinn, solange an den anderen Schularten ganz oder zumindest ganz überwiegend Distanzunterricht stattfindet.“ An Fach- und Berufsoberschulen etwa seien auch viele Jahrgänge in Präsenz. Und je nach Ort und Schulart seien die Notbetreuungen teilweise sehr voll. „Trotz ,vernünftigerer’, weil älterer Schüler ist die Infektionsgefahr ebenfalls hoch, schlicht wegen der Virenlast in höheren Altersklassen.“

    Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. „Warum wird da schon wieder ein Unterschied gemacht?“, fragt eine Lehrkraft. „Ich will endlich wieder in die Schule und vernünftig unterrichten.“ Andere Lehrer verweisen auf Baden-Württemberg. Dort werden ab sofort alle Pädagogen geimpft – egal, an welcher Schulart sie unterrichten. „Wir wollen da keine Separierung mehr, weil wir den Impfstoff von AstraZeneca ausreichend zur Verfügung haben“, sagt Sozialminister Manfred Lucha von den Grünen.

    Lesen Sie dazu auch unser Pro und Contra:

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