Es muss eine blöde Situation für Wirtsmetzger Joseph "Sepp" Moser gewesen sein an diesem 22. Februar 1857: Als er gerade dabei ist, Bratwürste herzustellen, gehen ihm die Schafsdärme aus. Er weiß nicht, in was er das Brät füllen soll und im Gastraum warten schon die Gäste. Kurzerhand schnappt sich der Metzger ein paar Schweinedärme und füllt sie mit Brät. Bratwurst-untypisch kocht er sie, anstatt sie in die Pfanne zu werfen - aus Angst, die Därme könnten beim Braten platzen. Es ist die Geburtsstunde der Münchner Weißwurst im "Gasthaus zum ewigen Licht" am Marienplatz.
So lautet zumindest die Legende in den Annalen der Stadt München. Belegt ist sie nicht. Sollte sie allerdings stimmen, feiert die Weißwurst am Mittwoch ihren 160. Geburtstag. Doch laut der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung könnte die Wurst sogar noch älter sein, das ergeben Recherchen des Münchner Stadtarchivars Richard Bauer.
Deshalb durften nach zwölf Uhr keine Weißwürste gegessen werden
Er entdeckte einen Stich aus dem Jahr 1814, der zeigt, wie Münchner im Bockkeller genüßlich an eine Wurst zuzelten. Eine andere Theorie besagt, dass die Münchner Weißwurst auf die französische Wurstsorte "boudin blanc" zurückgeht und ebenfalls aus dem frühen 19. Jahrhundert stammt.
Egal ob die Legende stimmt oder nicht, zwei Dinge sind bei der Weißwurst ein Muss: Sie besteht vor allem aus Kalbfleisch, etwas Schweinespeck und verschiedenen Gewürzen. Und: Nach zwölf Uhr darf keine Weißwurst mehr gegessen werden. Auch das hat Tradition. Denn früher wurde sie roh verkauft und verdarb deshalb ziemlich schnell. Kühlschränke gab es natürlich noch nicht. Deshalb galt die Faustregel, dass sie das Zwölf-Uhr-Läuten der Glocken nicht hören darf. gioe