Einen Tag nach dem Insolvenzantrag will die von einem Hygieneskandal erschütterte Großbäckerei Müller-Brot am Freitag die Abnahme ihrer Produktionsanlagen in Neufahrn erreichen. Spezialisten des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sowie Kontrolleure des Landratsamtes Freising und der Regierung von Oberbayern werden die Fabrik inspizieren.
Unternehmen beantragt Insolvenz wegen Umsatzeinbruch
Die Behörden wollen danach mitteilen, ob Müller-Brot die hygienischen Standards erfüllt und wieder mit der Produktion beginnen kann.
Die Unternehmensleitung hatte am Donnerstag Insolvenz beantragt und das mit dem Umsatzeinbruch erklärt. Am 30. Januar hatte die Bäckerei wegen Hygieneproblemen ihren Betrieb einstellen müssen - in Backzutaten waren Mäusekot und Ungeziefer gefunden worden. Seither wurden die Maschinen in der Fabrik auseinandergenommen und gereinigt. Die 1100 Mitarbeiter fürchten jetzt um ihre Stellen.
Seit 2009 haben Kontrolleure immer wieder Schmutz und Ungeziefer gefunden
Hygiene-Mängel: So werden Lebensmittel überwacht
Die staatliche Lebensmittelüberwachung soll sicherstellen, dass Lebensmittelhersteller die Vorgaben auch einhalten und Verstöße unterbinden.
In Bayern überwachen die Landratsämter und Städte laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelüberwachung rund 200.000 Betriebe.
Betriebskontrollen würden grundsätzlich ohne Vorankündigung durchgeführt.
Wie oft und wie genau die Kontrolleure prüfen, hängt vom Risiko ab: Wer leicht verderbliche oder Babynahrung anbietet oder schon negativ aufgefallen ist, wird häufiger unter die Lupe genommen.
Dazu kommen Überwachungsprogramme der EU und des Bundes, saisonal wechselnde Schwerpunkte und Kontrollen nach Verbraucherbeschwerden.
Die Kontrolleure besichtigen Betriebe, nehmen Proben und prüfen die Unterlagen.
Bei fahrlässigen Verstößen gibt es eine Verwarnung oder Geldbußen, bei schweren Fällen drohen Geldstrafen, Haft und Betriebsschließung.
Das Unternehmen kann auch zum Rückruf eines Produkts und zur öffentlichen Warnung in den Medien verpflichtet werden.
Von den 64 054 Lebensmittelproben, die das Landesamt im Jahr 2010 untersuchte, waren 7085 oder 11 Prozent beanstandet worden - davon 309 wegen gesundheitlicher Risiken.
Dabei ging es in 217 Fällen um Fleisch.
Müller-Brot erklärte am Donnerstagabend, der Produktionsstillstand "in Neufahrn hat zu einem deutlichen Umsatzeinbruch geführt. Dies hat die Geschäftsführung der Müller-Brot gezwungen, heute Insolvenzantrag zu stellen". Aber die "Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Produktion laufen trotzdem auf Hochtouren": Der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl habe der Freigabe der erforderlichen Gelder bereits zugestimmt. Der Freisinger Landrat Michael Schwaiger sagte, er mache sich große Sorgen um die Mitarbeiter.
Der Chef des bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Andreas Zapf, berichtete am Donnerstag im Landtag, die Kontrolleure hätten seit 2009 immer wieder Schmutz und Schaben in der Brotfabrik gefunden. Mehrfach seien deshalb Teig und Lebensmittel vernichtet worden. Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt. Nach dem Auffliegen des Hygieneskandals brach der Umsatz ein, auch Lidl und Aldi verbannten die Ware aus dem Regal. dpa