Das umstrittene Herbizid Glyphosat ist weiter in deutschem Bier nachweisbar. Allerdings gehen die gemessenen Rückstände des Unkrautbekämpfungsmittels zurück. Die zeigt eine Untersuchung des privaten Münchner Umweltinstituts. Das Institut ist ein Verein, der sich unter anderem für ökologischen Landbau einsetzt.
Im Vergleich zur vorangegangenen Studie im vergangenen Jahr seien die Werte bei der diesjährigen Untersuchung im Durchschnitt um fast 80 Prozent zurückgegangen, hieß es. Wurden 2016 durchschnittlich 7,6 Mikrogramm in einem Liter Bier gemessen, waren es 2017 durchschnittlich 1,7 Mikrogramm. „Offenbar haben die getesteten Brauereien ihre Hausaufgaben gemacht“, sagte Karl Bär, Referent für Agrarpolitik am Umweltinstitut. „Meine Vermutung ist, dass die Brauereien beim Einkauf der Gerste besser aufpassen.“ Allerdings liege der höchste Wert in einem der 14 untersuchten Biere mit 5,1 Mikrogramm pro Liter immer noch rund 50-fach über dem Trinkwasser-Grenzwert. Die Umweltschützer gehen davon aus, dass die Braugerste die Hauptquelle für das Glyphosat im Bier ist. Auf Hopfendolden werde nicht gesprüht, im Grundwasser werde Glyphosat selten gefunden.
Über die EU-Zulassung von Glyphosat für weitere zehn Jahre soll im Herbst entschieden werden. Der Unkrautvernichter wird auch auf deutschen Feldern breit eingesetzt. Die Chemikalie steht im Verdacht, Krebs zu verursachen. Nach einer Studie der europäischen Chemikalienagentur Echa hält die EU-Kommission den Krebsverdacht jedoch für ausgeräumt.
Der Deutsche Brauerbund zweifelt die neue Untersuchung – wie die des Vorjahres – an: „Unser eigenes Monitoringsystem für Braumalz zeigt, dass die gemessenen Werte stets deutlich unter den Höchstgrenzen liegen. Zu keiner Zeit konnten Überschreitungen der zulässigen Rückstandshöchstwerte bei Glyphosat festgestellt werden.“ Daneben gebe es staatliche Kontrollen und Eigenkontrollen der Brauereien. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hatte bereits im vergangenen Jahr bei den deutlich höheren Werten keine Gefahr für Verbraucher gesehen. Glyphosat-Rückstände in Bier seien grundsätzlich erwartbar. „Um gesundheitlich bedenkliche Mengen von Glyphosat aufzunehmen, müsste ein Erwachsener an einem Tag rund 1000 Liter Bier trinken“, teilte das BfR mit.
Allerdings nehmen Menschen höchstwahrscheinlich mit vielen weiteren Lebensmitteln Glyphosat auf. Trotz der Anstrengungen beim Bier sei es keiner Brauerei gelungen, Glyphosat ganz aus dem Bier zu verbannen, sagte Bär vom Umweltinstitut. Seinen Angaben nach werden jedes Jahr rund 5000 Tonnen Glyphosat in Deutschland ausgebracht: „Es ist nicht möglich, einen Stoff in derart großen Mengen in die Umwelt zu bringen, ohne dass er zu uns Menschen zurückkommt.“ (dpa)