Als wäre nichts gewesen: Blauer Himmel und Sonnenschein zeigten sich am Dienstag über dem Oberallgäuer Wintersportort Balderschwang. Dort also, wo noch am Montagfrüh eine Lawine das Hotel Hubertus getroffen und hohen Schaden angerichtet hat. "Ohne diese Vorgeschichte wären wohl alle im Schnee unterwegs", sagt Bürgermeister Konrad Kienle. Der traumhafte Tag tue aber allen gut – auch wenn viele keine Zeit haben, ihn zu genießen. Über 50 Helfer waren am Tag nach dem Unglück im Einsatz, um am Hotel Schnee wegzuschaufeln (Lesen Sie auch: Hier fällt morgen am Mittwoch, 16. Januar, in Bayern die Schule aus)
Da ging es darum, die hohe Last von der Tiefgarage zu nehmen und den zerstörten Wellnessbereich freizulegen. Erst dann wird sich zeigen, wie stark das Gebäude tatsächlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. "Die Schäden sind äußerst massiv und lassen sich gar nicht abschätzen", sagt Karl Traubel, Senior-Chef des aktuell geschlossenen Hotels Hubertus. Er ist dankbar für die "immense Unterstützung", die die Familie derzeit erfährt. Es gebe hunderte von E-Mails, in denen Bekannte und Gäste Hilfe anbieten.
Riedbergpass bleibt noch gesperrt
Die Lawinengefahr in Balderschwang dürfte aktuell behoben sein. Nach Angaben von Bürgermeister Kienle traf sich die Lawinenkommission am frühen Dienstagmorgen. Danach wurden fünf gezielte Sprengungen eingeleitet, die aber keine Lawinen mehr auslösten. Der Schnee hat sich dort also offenbar gesetzt.
Den Riedbergpass gaben die Behörden entgegen erster Überlegungen doch nicht frei, weil noch Arbeiten zur Beseitigung des Schneebruchs nötig waren. Sie wollen die Verbindung von Obermaiselstein über Grasgehren nach Balderschwang am Mittwoch freigeben. Dann sind in Balderschwang auch wieder alle Lifte und Loipen geöffnet. Die Strecke zwischen Balderschwang und Hittisau ist wieder befahrbar.
Das Wetter und die Folgen des immensen Schneefalls beschäftigten auch das übrige Südbayern weiter. Noch immer galt in vier Landkreisen in Oberbayern der Katastrophenfall, im fünften Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen wurde er am Dienstag aufgehoben. "Der Schwerpunkt sind derzeit die Landkreise Traunstein und Berchtesgadener Land, in den anderen Regionen gehen die Aktivitäten zurück", sagte der Presseoffizier der Gebirgsjägerbrigade 23, Eckhard Michel.
Der Zugverkehr blieb auf einigen Strecken eingeschränkt. Auf den meisten Regionalstrecken sollen Mitte der Woche die Züge wieder fahren. Nur südlich von Garmisch-Partenkirchen und im Bayerischen Wald bleiben wahrscheinlich noch Strecken unpassierbar.
Hochwasser an Wörnitz erreichte zweithöchste Meldestufe
Allmählich ist in den Schneeregionen Entspannung in Sicht, zumindest am Mittwoch soll es nicht schneien. In den tieferen Lagen traten mehrere Flüsse und Bäche nach den leicht gestiegenen Temperaturen und dem Regen über die Ufer. Das Hochwasser an der Wörnitz im Landkreis Donau-Ries erreichte in der Nacht zum Dienstag in Harburg die zweithöchste Meldestufe: Einzelne Grundstücke und Keller sind überflutet, Straßen mussten gesperrt werden. Darüber hinaus gab es kleinere Überschwemmungen von Äckern oder Wege. (mit dpa)