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Interview: Landwirtschaft in Bayern: „Sind mit einem blauen Auge davongekommen“

Interview

Landwirtschaft in Bayern: „Sind mit einem blauen Auge davongekommen“

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    Damit in Schwaben in dieser Saison die Ernte einigermaßen gut ausfällt, hoffen die Landwirte noch auf eine kurze Trockenphase.
    Damit in Schwaben in dieser Saison die Ernte einigermaßen gut ausfällt, hoffen die Landwirte noch auf eine kurze Trockenphase. Foto: Philipp Schulze, dpa

    Herr Enderle, viele Landwirte hatten im Frühjahr große Sorgen, dass aufgrund der Corona-Krise Saisonarbeiter fehlen könnten, die ihnen bei der Ernte helfen. Wie ist die Saison denn bisher verlaufen?

    Alfred Enderle: Die Landwirte sind mit einem blauen Auge davongekommen. Zwar haben sich im Landkreis Aichach-Friedberg auf einem Spargelhof in Inchenhofen 96 Erntehelfer mit dem Coronavirus angesteckt. Weitere solcher akuten Krankheitsgeschehen hatten wir aber nicht. In Schwaben gibt es nämlich zum größten Teil Familienbetriebe, die keine Saisonarbeiter brauchen. Diese sind eher in Biobetrieben und Sonderkulturbetrieben notwendig, die Spargel, Erdbeeren oder – das wird im Spätsommer und Herbst wichtig – Äpfel und Kirschen anbauen.

    Wie ist es den Spargelbauern ergangen?

    Enderle: Es haben zahlreiche Freiwillige auf den Feldern geholfen. Allerdings waren viele die harte Arbeit nicht gewohnt und konnten daher nur wenige Tage helfen beziehungsweise nicht die gleiche Leistung erbringen wie geübte Arbeiter. Hinzu kam, dass es wegen der Hygiene- und Quarantänebestimmungen weniger Helfer aus dem Ausland gab. Daher konnten nur etwa zwei Drittel der Ernte eingebracht werden.

    Wie hat sich die Corona-Krise auf den Absatzmarkt ausgewirkt?

    Enderle: Wir haben auf jeden Fall den Wegfall der Gastronomie und der Kantinen als Großverbraucher gespürt. Pommeskartoffeln waren quasi unverkäuflich und mussten zu minderwertigen Preisen zu Stärke verarbeitet werden.

    Alfred Enderle ist der schwäbische Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes.
    Alfred Enderle ist der schwäbische Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes. Foto: Christoph Kölle (Archiv)

    Die Landwirtschaft ist ja nicht nur von der Corona-Krise stark betroffen, sondern auch sehr abhängig vom Wetter. Sind Sie bisher zufrieden?

    Enderle: Die Wetterbedingungen sind jedes Jahr anders, heuer hatten wir in Schwaben bisher Glück. Noch rechtzeitig regnete es ausreichend, die kurze Trockenphase im Frühjahr wirkte sich nicht dramatisch aus. Anders sah es in Oberfranken aus. Dort hatte Spätfrost teilweise zum Totalausfall geführt. Wir erwarten daher in Bayern eine leicht unterdurchschnittliche Ernte. Zum Einbringen der reifen Ackerfrüchte brauchen wir trockene Witterungsbedingungen.

    Welche Ernte steht noch aus?

    Enderle: Die Getreideernte ist angelaufen, derzeit Wintergerste und erste Frühkartoffeln. Der Weizen als bedeutendste Kultur steht noch aus, das dauert aber noch.

    Wird in Bayern zu unterschiedlichen Zeitpunkten geerntet?

    Enderle: Das kann sich erheblich unterscheiden. Das hängt davon ab, wie viel Niederschlag es in der Region gibt. Im Allgäu fällt wegen der Berglage dreimal mehr Regen als im Norden. Auch der Boden spielt eine große Rolle. In der Münchener Schotterebene und im Lechtal versickert das Wasser durch den Kies schneller und man kann früher mit Fahrzeugen die Ernte beginnen. Bei lehmigen Böden hingegen braucht der Bauer noch längere Trockenphasen, um ernten zu können. Aber auch durch lokale Gewitter kann die Ernte von Dorf zu Dorf anders ausfallen.

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