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Landwirtschaft: Bauer im Ries baut 45 Meter langen „Hühner-Highway“

Landwirtschaft

Bauer im Ries baut 45 Meter langen „Hühner-Highway“

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    So sieht der 45 Meter lange „Hühner-Highway“ der Demeter-Landwirte Spegel im nordschwäbischen Birkhausen aus.
    So sieht der 45 Meter lange „Hühner-Highway“ der Demeter-Landwirte Spegel im nordschwäbischen Birkhausen aus. Foto: Dominik Spegel

    Dominik Spegel ist Landwirt, genauer Demeter-Landwirt, in Birkhausen (Landkreis Donau-Ries). Und Hühnerbauer. Grundsätzlich keine Gegensätze, doch in Spegels Fall gab es ein Problem – Demeter schreibt seinen Mitgliedern einen Grünauslauf von einer gewissen Größe bei der Hühnerhaltung vor.

    250 Arbeitsstunden stecken in der Hühner-Brücke

    Rund 250 Arbeitsstunden steckte der Agrartechniker nach eigener Aussage daraufhin in das Projekt. All diese Arbeit, nur um die Demeter-Standards zu erfüllen – mancher würde da ins Zweifeln kommen. Nicht so Spegel und seine Frau Yuliya. Als das Ehepaar den Entschluss fasste, auf ökologischen Landbau umzustellen, besuchte es verschiedene Biobetriebe und erkundigte sich bei den Verbänden. Nach reiflicher Überlegung entschieden sich die beiden für die Organisation. Sie sind keine Quereinsteiger in der Landwirtschaft. Von Kindesbeinen an half Dominik Spegel auf dem Hof seines Onkels. Später arbeitete er eine Zeit lang im Ausland, unter anderem in Kanada und Russland.

    Dort lernte er auch seine Frau Yuliya, selbst studierte Agrarmanagerin, kennen. Sie zog mit ihm nach Deutschland, wo sie bereits mehrere Jahre gearbeitet und studiert hatte. Heute arbeiten die beiden auf ihrem kleinen Biohof, unterstützt von einer Praktikantin und Dominiks Onkel. Hier bauen sie Spargel, Kartoffeln sowie Zwiebeln an – und halten Hühner. „Ein Demeterhuhn wird, anders als bei allen anderen Bio-Verbänden, ausschließlich mit Bio-Futter ernährt“, erklärt Spegel.

    Damit seine Hühner nicht unter die Räder von Autos oder Traktoren zu geraten, hat ein Landwirt aus dem Landkreis Donau-Ries zu einer ungewöhnlichen Methode gegriffen und eine Brücke für seine Tiere gebaut.
    Damit seine Hühner nicht unter die Räder von Autos oder Traktoren zu geraten, hat ein Landwirt aus dem Landkreis Donau-Ries zu einer ungewöhnlichen Methode gegriffen und eine Brücke für seine Tiere gebaut. Foto: Uwe Anspach, dpa

    Nun überspannt die etwa 45 Meter lange Brücke den halben Hof in Birkhausen. Im warm beleuchteten Hühnerstall gackern, krähen und scharren hunderte Tiere, draußen regnet es. Vereinzelt liegen Eier auf dem Boden, die meisten befinden sich aber in Nestern im hinteren Teil des Stalls. Rund 1000 Eier legen die Vögel am Tag. Im Vorderbereich ist der Ausgang zum „Hühner-Highway“, von unten blickt man in den wolkenverhangenen Himmel. An den dunkelgrünen Streben der Brücke perlt der Regen ab, vereinzelt wandern Hühner über den 35 Grad steilen Gang hinaus in den Grünauslauf. Der Bau ist komplett geschlossen, so können die Tiere nicht hinausgelangen.

    Heute flanieren die Hühner im Ries auf ihrer Brücke

    Yuliya Spegel sagt, „am Tag der Eröffnung waren wir ziemlich aufgeregt – was, wenn die Tiere Angst gehabt hätten?“ Die Spannung war groß. Am ersten Tag betraten die Tiere dann neugierig die Brücke, fürchteten sich aber vor dem Sprung ins Freie. Doch Spegel blieb zuversichtlich. Am zweiten Tag gelang der Übergang mit vereinten Kräften. Voran kroch die Praktikantin der Spegels über die enge Brücke und lockte die Tiere mit Futter. Hintendran kam Dominik Spegel und scheuchte die Hühner vor sich her. Seitdem gackern und flanieren die Tiere ohne Scheu über die „wohl längste Hühnerbrücke der Welt“.

    Familie Spegel vor dem Aufgang des „Hühner-Highways“.
    Familie Spegel vor dem Aufgang des „Hühner-Highways“. Foto: Jonas Voss

    Rund 180 Kilometer entfernt hatte wenige Monaten zuvor der (womöglich) erste Zebrastreifen für Hühner für Schlagzeilen gesorgt. Ein Tierfreund hatte den Fußweg für eine Hühnerschar zum Dorfbrunnen von Ertingen (Kreis Biberach) gestalten wollen – und hat deshalb einen Zebrastreifen für sie auf die Straße gemalt. Zwei selbst gebastelte Verkehrsschilder platzierte er daneben. Regelmäßig kreuzt das Gefieder von einem Bauernhof aus nämlich die Fahrbahn, um zu einem Brunnen zu gelangen und seinen Durst zu stillen. Doch die Überquerungshilfe war nur von kurzer Dauer – sie war lediglich als Maischerz gedacht.

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