Wenn einer nach einem überaus erfolgreichen Berufsleben mit 81 Jahren noch einmal neu durchstartet und erstmals für den Bayerischen Landtag kandidiert, dann muss das Gründe haben. Bei dem bundesweit bekannten Journalisten, Medienmanager und TV-Stammtischbruder Helmut Markwort hat einer dieser Gründe sogar einen Namen: Horst Seehofer. Der CSU-Chef, so berichtet Markwort im Gespräch mit unserer Redaktion, habe ihm bei einem Essen im Bogenhausener Hof in München mal vorgehalten, dass Journalisten immer nur kritisieren, aber noch nie ein Problem gelöst hätten. Da habe er sich gesagt, so Markwort: „Jetzt geh’ ich auf die Löser-Seite.“
Markwort war jüngster Chefredakteur Deutschlands
Der einzige Grund, warum Markwort sich im hohen Alter noch in eine Wahlschlacht stürzt, ist das freilich nicht. Seit rund 50 Jahren hält der rührige Medienmann der FDP schon die Treue. „Ich bin da schon eingetreten, als der Joschka Fischer noch mit Steinen auf Polizisten geworfen hat“, sagt er. „Jetzt bin ich frei und unabhängig genug, dass ich der FDP helfen kann.“ In seine Biografie passt es ja ohnehin. Markwort war einst der jüngste Chefredakteur Deutschlands (im Jahr 1966 bei Bild und Funk) und hat in der Folgezeit immer wieder mal etwas Neues angefangen. Warum also nicht ein Neustart mit 81 Jahren im Landtag? „Das Leben ist sowieso zu kurz für alles, was mal interessant wäre, zu tun“, sagt er.
Ministerpräsident Markus Söder machte sich über Markwort lustig
Wie es ist, als Politiker Kritik und Spott auf sich zu ziehen, hat Markwort schon als Kandidat erfahren. Der Spott kam von Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Er hat sich darüber lustig gemacht, dass die FDP im Wahlkampf „frischen Wind für Bayern“ verspricht, aber mit älteren Herrschaften wie Markwort oder Ex-Minister Wolfgang Heubisch in den Wahlkampf zieht. Markwort kontert mit dem Hinweis, dass so etwas nach hinten losgehen kann. „Der Söder macht sich über die Alten lustig.“
Markwort geriet wegen Wahlkampfaktion in Kritik
In die Kritik ist der frühere Focus-Chef wegen einer kreativen Form der Wahlkampfspendensammlung geraten: Er hat bei einem Treffen mit Unterstützern eine Nebenrolle in einer Sendung des Bayerischen Rundfunks versteigern wollen – was ihm von dem Sender nach einer Intervention von Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote (Grüne) untersagt wurde, weil derartige Versteigerungen nur zu wohltätigen Zwecken veranstaltet werden dürfen. Markwort gibt sich erstaunt: „Das ist doch die harmloseste Geschichte der Welt.“ Wahlkampf, so sagt er, sei doch kein Teufelszeug. Spenden an politische Parteien könne man schließlich sogar von der Steuer absetzen. Und überhaupt: „Ich finde die Sache maßlos aufgebauscht, ich spiele in der Sendung schließlich nicht selber mit – so wie der Söder in ,Dahoam is’ Dahoam‘.“
So oder so – Markwort gibt Kontra. Die Grünen nennt er eine „Verbieter-Partei“. Und die CSU ärgert er bei seinen Wahlkampfauftritten, indem er seine Zuhörer an die Verwandtenaffäre im Landtag erinnert. Er verspricht seinen Wählern drei Dinge: Erstens, dass er Deutsch reden wird – „Politikerkauderwelsch“, so sagt er, könne zu „Gehirnverschmutzung“ führen. Zweitens, dass er im Zweifel immer für die Freiheit eintreten werde. Und drittens, dass er als Abgeordneter nie auf Staatskosten Verwandte beschäftigen werde. „Da klatschen die Leute, das kommt an.“