Der neue Alterspräsident des Bayerischen Landtags hatte eigentlich gar nicht die Absicht, Abgeordneter zu werden. Eigentlich wollte Helmut Markwort mit seiner Popularität als Gründer des Nachrichtenmagazins Focus und Moderator des Bayerischen Rundfunks auf einem hinteren Listenplatz der FDP nur als Stimmenfänger helfen. Dann lief der liberale Spitzenkandidat im Stimmkreis München Land-Süd zur CSU und der 81-Jährige trat tatsächlich an.
Getreu seines Mottos "Was ich mache, mache ich richtig" startete der Pop-Opa der Bayern-FDP einen fulminanten Wahlkampf, nannte sein Auto im Focus-Stil "Faktomobil" und holte sich ein paar junge Leute für Internet und Social Media. Am Ende hatte der Journalist den besten Online-Auftritt aller Politiker, war omnipräsent auf Facebook und schaffte zwei Wählerveranstaltungen am Tag. Das Ergebnis: Er gewann im ersten Wahlkampf seines Lebens mehr als 20.000 Stimmen - die zweitmeisten seiner Partei, der er seit 50 Jahren angehört.
Markwort ist neugierig und hat zwei Steckenpferde
Doch wer ist dieser ungewöhnliche Mann überhaupt? Wer Helmut Markwort beschreiben will, kommt an vier Fakten nicht vorbei:
Erstens: Er ist neugierig. Wer mit Markwort spricht, spürt sein ehrliches Interesse an Menschen und Themen. Der Journalist fragt nicht nur, er recherchiert und speichert das Wissen in seinem bis heute bestens funktionierendem Gedächtnis. Diese Gabe half ihm, 44 Jahre als Chefredakteur Magazine von Bild + Funk bis zum Focus zu führen und sich als Privatradio- und TV-Unternehmer zu etablieren. Noch heute hält er Beteiligungen an Radio Gong, Antenne Bayern und anderen Sendern.
Zweitens: Seine Steckenpferde sind Politik und Fußball. Markwort kann sich voller Inbrunst über Politikerphrasen aufregen. In seiner Eröffnungsrede als Alterspräsident des Landtags will er es ganz anders machen und verständlich über die Bedürfnisse der Menschen sprechen. Für die Rede recherchiert er schon (siehe Erstens). Noch mehr Inbrunst zeigt er auf der Tribüne des FC Bayern. Während des Spiels ist der frühere Aufsichtsrat auch für den häufig neben ihm sitzenden Edmund Stoiber kaum ansprechbar.
Verrückt nach der Theaterbühne
Drittens: Der Mann ist verrückt danach, als Schauspieler auf der Bühne zu stehen. In seiner Geburtsstadt Darmstadt spielte er regelmäßig im Lustspiel Datterich eine Hauptrolle. Das Frankfurter Volkstheater engagierte ihn als Tod in Hofmannsthals Jedermann. In der Münchner Komödie gab er 2013 an 46 Abenden hintereinander den Churchill in "The Kings‘s Speech".
Viertens: Seine Leidenschaft gehört Patricia Riekel - und umgekehrt. Mit der früheren Bunte-Chefredakteurin lebt er seit Jahren in München-Bogenhausen zusammen. Riekel sagt, sie kriege noch heute Schmetterlinge im Bauch, wenn er heim komme.