Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Landsberg: "Patriot"-Einheit verabschiedet sich

Landsberg

"Patriot"-Einheit verabschiedet sich

    • |
    Abschied aus Landsberg: Das Patriot-Raketensystem der FlaRakGrp 22 auf dem Weg nach Norddeutschland zu seinem neuen Standort. Die Einheit selbst wird zum Ende des Jahres außer Dienst gestellt.
    Abschied aus Landsberg: Das Patriot-Raketensystem der FlaRakGrp 22 auf dem Weg nach Norddeutschland zu seinem neuen Standort. Die Einheit selbst wird zum Ende des Jahres außer Dienst gestellt. Foto: Bundeswehr

    Mit einem feierlichen Appell beginnt der Abschied von Einheiten der Luftwaffe, die Jahrzehnte das Bild in Landsberg mitgeprägt hatten. Den Auftakt macht dabei die Flugabwehrraketengruppe 22. Die Einheit mit ihrem Luftabwehrraketensystem Patriot wird im Rahmen der Bundeswehrreform zum Jahresende offiziell aufgelöst.

    Nur wenige Tage später am Montag, 17. Dezember, verabschiedet sich das Waffensystemunterstützungszentrum (WUZ) und am Mittwoch, 19. Dezember, endet in der Halle 8 des Fliegerhorstes die lange Erfolgsgeschichte der Hubschrauber Bell UH-1 D in der Luftwaffe.

    Von 3500 auf 500 Soldaten

    Wenn die Bundeswehr 2018 ihre Zielstruktur eingenommen haben sollte, dann wird der Standort Landsberg von einstmals 3500 Soldaten auf etwa 500 Soldaten geschrumpft sein. Dann wird es keine FlaRak mehr geben, das  WUZ  hat längst aufgehört zu existieren und – geht es nach dem im Sommer von Verteidigungsminister Thomas de Maizière verkündeten Reformzeitplan – das Lufttransportgeschwader 61 wird seine Lebensdauer erfüllt haben. Dann, vorausgesetzt der Transall-Nachfolger A 400 M ist einsatzfähig, soll die letzte Transall vom Fliegerhorst aus abheben und damit eine lange Geschichte der Fliegerei in Landsberg wohl endgültig beenden.

    Das anfängliche Entsetzen und Unverständnis unter den Soldatinnen und Soldaten angesichts der Veränderungs- und Auflösungsbeschlüsse im Rahmen der Bundeswehrreform sind einem gewissen Fatalismus, aber auch Verständnis für die Notwendigkeiten in bestimmten Teilen gewichen. Das ursprüngliche Ziel der Reform aber, Kosten zu sparen und die Wirtschaftlichkeit der Armee zu verbessern – das zu erkennen tun sich nicht wenige schwer.

    Das Waffensystem Patriot

    "Patriot" ist ein Flugabwehrraketen-System zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern und ballistischen Mittelstreckenraketen.

    Das "Patriot-System" besteht aus mehreren Einzelkomponenten, die auf Lastwagen montiert sind. Im Einsatz werden die Fahrzeuge zu einem geeigneten Platz gefahren, dort aufgestellt und dann miteinander über Kabel oder Funk verbunden.

    Zu einer Patriot-Staffel gehören ein Feuerleitstand, eine Stromversorgungsanlage, ein Radargerär, acht Startgeräte mit je vier Flugkörpern und ein Richtfunktrupp mit Generatoren und Antennenmast.

    Die Patriot-Lenkflugkörper von aktuellen Typ PAC-3 sind knapp 5,3 Meter lang, 300 Kilo schwer und haben einen 73 Kilo schweren, hochexplosiven Gefechtskopf.

    "Patriot" kann gleichzeitig bis zu 50 Flugziele kontrollieren und fünf davon bekämpfen. Die maximale Reichweite des Systems liegt bei 68 Kilometern.

    Entwickelt wurde das "Patriot"-System bereits ab Ende der 60-er Jahre. Im militärischen Einsatz ist es seit 1991, auch bei der Bundeswehr.

    "Patriots" waren in beiden Irak-Kriegen im Einsatz. Vor allem 2003 verzeichneten die Einheiten eine ganze Reihe von Raketen-Abschüssen.

    Bei der Bundeswehr sind derzeit zwölf Flugabwehrraketenstaffeln der Luftwaffe mit Patriot ausgestattet.

    Sechs Staffeln gehören zur Flugabwehrraketengruppe 22 mit ihren Standorten Penzing bei Landsberg und Kleinaitingen auf dem Lechfeld.

    Von einer „Problematik der Umsetzung“ sprechen heute sogar die, die einst wohlwollend das Ziel mitzutragen bereit waren. Einer davon ist auch der Standortälteste in Landsberg, Oberst Klaus Schuster. Seine Einheit, das Waffensystemunterstützungszentrum, wird am Montag zusammen mit den Luftwaffeninstandhaltungsregimentern 1 und 2 außer Dienst gestellt und in zwei neue Waffensystemunterstützungszentren – eines in Erding, eines in Diepholz (Niedersachsen) – umgewandelt. Von seinen 60 Soldaten und zivilen Mitarbeitern seien inzwischen bis auf ein paar wenige Ausnahmen, alle ortsnah untergebracht (Lechfeld, Systemzentrum Avionik in der Welfenkaserne), beziehungsweise hätten die Vorruhestandsregelung in Anspruch genommen.

    Nicht ihren Platz, aber deren Räumlichkeiten im Stabsgebäude werden künftig von den zivilen Mitarbeitern des Zentralen Travel-Managements der Bundeswehr bezogen. Die Ersten haben ihre Tätigkeit schon aufgenommen, bis 2015 soll die Sollstärke von 90 Mitarbeitern erreicht sein.

    Bleiben wird eine Nachhut, zu der auch der Standortälteste gehören wird – vermutet er zumindest, denn bislang hat er über seine weitere Verwendung noch keine Gewissheit, auch sieben Tage vor Auflösung seiner Einheit nicht: „Höre ich nichts anderes, gehe ich davon aus, dass ich bis zu meiner Pensionierung am 1. August in Landsberg bleibe und das dann vermutlich auch als Standortältester.“

    200 Soldaten der FlaRakGrp 22 bleiben vorerst

    Bleiben werden aber auch etwa 200 Soldatinnen und Soldaten der bisherigen FlaRakGrp 22 im Fliegerhorst in Penzing. Dort ist für die nächsten zwei Jahre eine Stillstandswartung von momentan nicht mehr benötigtem Gerät geplant. In dieser Zeit soll ein Käufer für diese niedrigere Konfiguration des Patriot-Raketen-Systems finden. Die modernere Version wurde vor ein paar Wochen per Bahn an die neuen Einheiten in Norddeutschland abgegeben.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden