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Grünen-Parteitag: Landesparteitag der Grünen in Augsburg: "Das Beste kommt erst noch"

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Landesparteitag der Grünen in Augsburg: "Das Beste kommt erst noch"

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    Der Alte und der Neue: Eike Hallitzky (links) übergab am Samstag das Amt des Landesvorsitzenden der bayerischen Grünen an seinen Nachfolger, den 33-jährigen Thomas von Sarnowski aus Ebersberg.
    Der Alte und der Neue: Eike Hallitzky (links) übergab am Samstag das Amt des Landesvorsitzenden der bayerischen Grünen an seinen Nachfolger, den 33-jährigen Thomas von Sarnowski aus Ebersberg. Foto: Ulrich Wagner

    Vielleicht ist es ja Zufall, dass der einzige Widerspruch, der sich an diesem Nachmittag gegen die Spitzenleute der Grünen in Bayern erhebt, von einem 84-Jährigen kommt. Alfred Mayer aus München jedenfalls geht das in der Augsburger Kongresshalle alles zu glatt. 90-Prozent-Ergebnisse ohne Gegenkandidaten und ganz ohne kontroverse Debatte – das hätte es früher in der einstmals streitlustigen Partei nicht gegeben. Also tritt Mayer an – gegen Fraktionschef Toni Hofreiter, für Platz zwei auf der Bundestagsliste der bayerischen Grünen. Es ist ein humorvoller Auftritt. "Ihr werdet euch zu Recht fragen: Was will dieser alte Dackel da?", sagt Mayer und erinnert an den Ernst der Lage: "Von unserer Partei hängt ab, ob die Erde noch zu retten ist."

    Wahl des Grünen-Führungspersonals: Große Einmütigkeit in Augsburg

    Die wenigen Delegierten in der Kongresshalle nehmen den Auftritt des alten Mannes mit Humor. Die vielen anderen, die an diesem Hybrid-Parteitag von zu Hause aus teilnehmen, vermutlich auch. Doch gerade weil die Lage ernst ist und die politischen Chancen für die Grünen so gut stehen wie wohl noch nie in ihrer Geschichte, bleibt Mayers Auftritt eine Episode. Nur elf Delegierte geben ihm ihre Stimme. Für Hofreiter votieren 296.

    Tatsächlich wird in Augsburg das gesamte Führungspersonal der bayerischen Grünen in großer Einmütigkeit gewählt. Auch Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, die sich ohne Gegenkandidaten erneut für Platz eins bewirbt, kann sich über ein 95-Prozent-Ergebnis (315 Ja-Stimmen) freuen. Und hinter ihr und Hofreiter werden auch die weiteren Spitzenplätze ohne ernsthafte Kampfkandidaturen besetzt. Auf Platz drei kommt die Bundestagsabgeordnete Ekin Deligöz (Neu-Ulm), auf Platz vier der frühere Landesvorsitzende Dieter Janecek (München). Die Botschaft lautet: Niemand soll in diesem Bundestagswahlkampf an der Entschlossenheit der Grünen zweifeln.

    Es herrscht Einigkeit. "Vielleicht waren wir Grüne noch nie so wichtig wie heute", sagt Roth und ruft in die Halle: "Mit euch zusammen will ich den Wahlkampf unseres Lebens führen." Für Hofreiter geht es bei der Bundestagswahl um eine entscheidende Weichenstellung: "Gelingt es uns, unsere Demokratie und unsere Lebensgrundlagen zu verteidigen und zu erhalten?" Er zeigt sich überzeugt: "Das Beste kommt erst noch." Als Wahlziel gibt er aus: "Wir wollen die führende Kraft in unserem Land werden."

    Bundesvorsitzender Habeck will den stärksten grünen Wahlkampf führen, der jemals geführt worden sei

    Ins selbe Horn stößt der Bundesvorsitzende Robert Habeck in einer Videobotschaft an die Landesdelegiertenkonferenz in Bayern. Er wolle den stärksten grünen Wahlkampf führen, der jemals geführt worden sei, "mit dem besten Ergebnis, das eine grüne Partei jemals geholt hat".

    Die Disziplin beim Spitzenpersonal der Ökopartei reicht so weit, dass nicht einmal in Hintergrundgesprächen über taktische Erwägungen diskutiert wird. Auf die Frage, wer ihnen denn als Kanzlerkandidat der Union der liebere Gegner wäre – Markus Söder (CSU) oder Armin Laschet (CDU) – gibt es keine Antwort. Zwar ist allen klar, dass Söder als Kanzlerkandidat aus Bayern gerade in Bayern viele zusätzliche Stimmen ziehen könnte. Zumindest bei Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber sei das so gewesen. Doch bange ist ihnen vor dem CSU-Chef offenbar nicht. Söder, so heißt es, polarisiere wie kein Zweiter. Das könne für die Grünen ein Vorteil sein – in Bayern wie auch bundesweit. Außerdem sei die Situation heute mit den Wahlkämpfen vor 20 oder 40 Jahren nicht zu vergleichen.

    Sarnowski und Lettenbauer: Das jüngste Führungsduo eines grünen Landesverbandes

    Mit großer Mehrheit wird bei dem Parteitag in Augsburg auch ein Nachfolger von Eike Hallitzky im Amt des Landesvorsitzenden gewählt. Der 33-jährige Thomas von Sarnowski aus dem oberbayerischen Ebersberg setzt sich mit 297 zu 33 Stimmen gegen Hans-Jürgen Hödl aus Niederbayern durch. Mit der Co-Vorsitzenden Eva Lettenbauer, 27, bildet Sarnowski das jüngste Führungsduo eines grünen Landesverbandes in Deutschland.

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