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Kultusminister Spaenle eckt an: Kritik: Viertklässler im Prüfungsstress

Kultusminister Spaenle eckt an

Kritik: Viertklässler im Prüfungsstress

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    Schule Grundschule
    Schule Grundschule

    Wieder eckt Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) mit einer seiner Reformen an: Diesmal geht es um die Grundschule. Alle Viertklässler müssen künftig bis Mai 22 Proben hinter sich bringen - zwölf in Deutsch, fünf in Mathematik und fünf in Heimat- und Sachunterricht. 22 ist eine Richtzahl, wesentlich öfter oder weniger sollte nicht geprüft werden.

    Die Termine müssen die Lehrer bereits zu Beginn des Schuljahres verbindlich festlegen und den Schülern die Proben je eine Woche vorher ankündigen. Bisher gab es keine derartigen Festlegungen, weder was die Zahl der Proben noch die Festsetzung der Termine betrifft. Die Noten dieses "Grundschul-Abiturs", wie es Kritiker nennen, fließen ins Übertrittszeugnis ein.

    Grundschullehrer klagen über sinnlose Mehrarbeit und befürchten mit einigen Eltern, dass der Druck auf die Grundschüler wächst. Denn schon jetzt ist die vierte Klasse ein Nadelöhr auf dem Weg an weiterführende Schulen. Verbreitet ist die Ansicht: Wer es nicht ans Gymnasium oder die Realschule schafft, hat es später schwer im Berufsleben.

    Die Neuregelung führte dazu, dass Kinder Chorproben oder Familienfeste absagten wegen anstehender Prüfungen. Der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel, bezeichnete Spaenles Reform im Gespräch mit unserer Zeitung daher als "Schwachsinn". Er forderte eine grundsätzliche Schulreform und ein Ende "dieses Herumgedokteres".

    Im Kultusministerium spricht man dagegen von "Stellschrauben", um den Druck aus der vierten Klasse zu nehmen. Die Ankündigung der Proben sei eine Stellschraube, an der man drehen könne. Kultusminister Spaenle sieht in der Neuregelung eine "Entlastung" der Schüler von "unkalkulierbaren Prüfungssituationen".

    Grundschulleiter fühlen sich als Versuchskaninchen und in ihrer Arbeit eingeschränkt. Andrea Freier, Rektorin der Volksschule Neu-Ulm in der Weststadt, sagt: "Viele Reformen, so wie diese, sind unausgegoren und werden auf unserem Rücken ausgetragen." Monika Scherer, Rektorin der Leopold-Mozart-Volksschule Leitershofen (Kreis Augsburg), berichtet von großen Schwierigkeiten bei der Festlegung der Probentermine und der ebenfalls vorgeschriebenen prüfungsfreien Zeit von insgesamt vier Wochen. "Einerseits sollen wir flexibel reagieren, etwa auf Ereignisse wie den Amoklauf von Winnenden. Andererseits geht das nun nicht mehr."

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