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Kriminalität: Sieben Prozesse, die Bayern 2019 interessieren dürften

Kriminalität

Sieben Prozesse, die Bayern 2019 interessieren dürften

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    Am 14. September 2018 wurde der Leichnam der Studentin in Amberg beigesetzt – rund drei Monate nach ihrem Verschwinden.
    Am 14. September 2018 wurde der Leichnam der Studentin in Amberg beigesetzt – rund drei Monate nach ihrem Verschwinden. Foto: Nicolas Armer, dpa (Archiv)

    Die Fälle waren in den Schlagzeilen, jetzt geht es um die juristische Aufarbeitung: Einige Prozesse, die für das neue Jahr erwartet werden, dürften besonders viel Aufmerksamkeit bekommen.

    Mordfall Sophia: Im Fall der getöteten Tramperin Sophia L. aus Amberg in der Oberpfalz könnte in diesem Jahr der Mordprozess beginnen. Die 28-Jährige wollte Mitte Juni von Leipzig aus, wo sie studierte, in Richtung Nürnberg trampen. Den Ermittlungen zufolge nahm sie ein Lastwagenfahrer an einer Tankstelle an der A9 in Sachsen mit - und brachte sie in Oberfranken um. Der Marokkaner wurde in Spanien gefasst, Sophias Leiche dort entdeckt.

    Hilfspfleger: Die Münchner Staatsanwaltschaft I rechnet für das Frühjahr mit der Anklage im Fall eines mit Insulin deutschlandweit mordenden Hilfspflegers. Im Laufe des Jahres könnte dann der Prozess folgen. Nach Angaben vom November werden dem Mann sechsfacher Mord sowie Mordversuch in drei Fällen und gefährliche Körperverletzung in weiteren drei Fällen vorgeworfen. Jedes Mal soll die polnische Pflegekraft den zu betreuenden Senioren im Alter von 66 bis 91 Jahren Insulin gespritzt haben, obwohl sie das gar nicht brauchten. Der mutmaßliche Mörder flog im Februar 2018 durch den Tod eines 87-Jährigen in Ottobrunn bei München auf. Daraufhin forschten die Ermittler auch an den vorigen Einsatzorten des Hilfspflegers nach.

    Eingemauerte Eltern: Das Ehepaar aus Schnaittach bei Nürnberg wurde erschlagen und die Leichen eingemauert. Ab Februar müssen sich der Sohn des Paares und dessen Frau vor Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Deutschen Mord in zwei Fällen vor - auch wenn der Sohn die Vorwürfe bestreitet und die Frau sagt, nicht an der Tötung beteiligt gewesen zu sein. Nach dpa-Informationen gab sie aber zu, ihrem Mann bei der Spurenbeseitigung geholfen zu haben. Aus Sicht der Anklage versuchten die zwei zunächst, die 66 Jahre alte Mutter des Mannes zu vergiften. Als dies scheiterte, habe der Sohn Mitte Dezember 2017 seine im Bett liegende Mutter mit einem Hammer erschlagen. Danach soll er seinen 70-jährigen Vater erschlagen haben. In den Tagen nach der Tat sollen der Beschuldigte und seine Frau die Leichen in einem Nebenraum der Garage eingemauert haben.

    Schnaittach: Zahlreiche Kerzen sind vor dem Haus zu sehen, in dem ein ermordetes Ehepaar von der Polizei gefunden worden war.
    Schnaittach: Zahlreiche Kerzen sind vor dem Haus zu sehen, in dem ein ermordetes Ehepaar von der Polizei gefunden worden war. Foto: Nicolas Armer, dpa (Archiv)

    Jagdunfall: An einem Sonntag im August fuhren zwei Männer im Auto auf der Bundesstraße 16 in Nittenau (Landkreis Schwandorf). Plötzlich zerbrach eine Scheibe, der Beifahrer sackte tot zusammen - getroffen von einem Projektil aus einem Jagdgewehr. Die Polizei ermittelte einen Jäger, aus dessen Gewehr die Patrone stammen soll. Die Ermittler gehen von einem Unglücksfall aus, werfen dem Mann aber fahrlässige Tötung vor. Ob und wann die Staatsanwaltschaft Anklage erhebt, ist aber noch offen.

    Mysteriöse Todesfälle in Seniorenresidenz: Nach rätselhaften Todesfällen in der "Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf" in Untermerzbach (Landkreis Haßberge) arbeitet die Staatsanwaltschaft dicke Aktenberge ab. Im kommenden Jahr will sie Anklage erheben. In der Seniorenresidenz waren vor mehr als drei Jahren fünf Bewohner unter dubiosen Umständen gestorben. Seither wird ermittelt, ob der Grund dafür Misshandlungen oder eine schlechte Versorgung waren. Die Seniorenresidenz soll nach einem gerichtlich bestätigten Beschluss der Behörden im Frühjahr 2019 den Betrieb einstellen.

    Konstruktionsfehler: Am 15. Juni 2016 stürzte ein frisch betoniertes Teil der Schraudenbach-Talbrücke der Autobahn 7 nahe dem Kreuz Schweinfurt/Werneck ein. Mehrere Bauarbeiter wurden bis zu 26 Meter in die Tiefe gerissen. Ein Arbeiter - ein Vater von zwei Kindern - starb. 14 weitere Menschen wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen drei Ingenieure erhoben wegen fahrlässiger Tötung in einem Fall und fahrlässiger Körperverletzung in 14 Fällen. Sie sollen beim Erstellen beziehungsweise Prüfen der statischen Berechnungen nicht sorgfältig genug gearbeitet haben.

    Grusel mit Echtheitsfaktor: Schon in vergangenen Jahr beschäftigte der gruselige Fall von echten Grabsteinen in einem Freizeitpark in Unterfranken die Justiz. Das Amtsgericht Kitzingen verurteilte den Besitzer des Freizeitparkes unter anderem zu einer Geldbuße von 1200 Euro, weil er die Grabsteine ohne Zustimmung der Angehörigen vor einem sogenannten Horrorhaus aufgestellt hatte. Eine 13-Jährige hatte im Vorgarten des Geisterhauses den echten Grabstein ihres 1996 gestorbenen Großvaters entdeckt - samt aller Inschriften. Das Urteil war der Staatsanwaltschaft zu wenig - sie legte Berufung gegen das Urteil ein. Nun muss am Landgericht Würzburg neu verhandelt werden.

    Und was ist mit dem Mordfall Peggy? Mit dicken Fragezeichen ist der Verlauf der juristischen Aufarbeitung im mysteriösen Mordfall der neunjährigen Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg verbunden. Nachdem die Ermittler 17 Jahre nach Verschwinden der Schülerin mehr oder weniger im Dunkeln tappten, präsentierten sie kurz vor Weihnachten einen 41-Jährigen als mutmaßlichen Mörder. Allerdings sprachen sie auch von einer möglichen Mittäterschaft des Mannes - und nach kurzer Zeit in Untersuchungshaft kam der Mann wieder frei. Wie schnell die Polizei ihre Ermittlungen abschließt, steht also in den Sternen. Erst dann kann die Staatsanwaltschaft eine Anklage vorbereiten. Ob ein Prozess also tatsächlich 2019 beginnt, ist offen. (dpa/lby/AZ)

    Die neunjährige Peggy war am 7. Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Im Juli 2016 wurden Teile ihres Skeletts in einem Wald bei Rodacherbrunn in Thüringen gefunden.
    Die neunjährige Peggy war am 7. Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Im Juli 2016 wurden Teile ihres Skeletts in einem Wald bei Rodacherbrunn in Thüringen gefunden. Foto: Bodo Schackow, dpa (Archiv)

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