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Kriminalität: Polizei sucht mit einem Bagger nach Peggys Leiche

Kriminalität

Polizei sucht mit einem Bagger nach Peggys Leiche

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    Ein Bagger wird für die Suche nach der Leiche des Mädchens Peggy vor einen Hinterhof in Lichtenberg (Bayern) gefahren. Es gebe Hinweise darauf, dass es sich hier um das Versteck für die Leiche handeln könnte, sagte ein Polizeisprecher.
    Ein Bagger wird für die Suche nach der Leiche des Mädchens Peggy vor einen Hinterhof in Lichtenberg (Bayern) gefahren. Es gebe Hinweise darauf, dass es sich hier um das Versteck für die Leiche handeln könnte, sagte ein Polizeisprecher. Foto: David Ebener, dpa

    Schon am Montagmorgen lärmt ein Bagger im Hinterhof eines Wohnhauses in Lichtenberg (Landkreis Hof). Absperrgitter erlauben keinen Blick in den

    Zwölf Jahre nach ihrem Verschwinden sucht die Kripo in Oberfranken wieder nach Peggys Leiche. In dem spektakulären Fall zeichnet sich eine Wende ab: Verurteilt als Mörder Peggys ist ein geistig behinderter Mann. Doch an der Schuld des Mannes gibt es seit Jahren große Zweifel. Schließlich fehlte jede Spur von der Leiche.

    In zwei Tagen soll Peggys Leiche auftauchen

    Zwei Tage sind laut Polizei für die Suchaktion in dem Anwesen mitten in Lichtenberg angesetzt. Es gebe Hinweise darauf, dass es sich hier um das Versteck für die Leiche handeln könnte, sagte ein Polizeisprecher.

    Kripo-Beamte, Spurensicherung, Bereitschaftspolizei, Hunde - das Aufgebot der Ermittler war schon am Montag groß. Sie durchsuchten das Haus. Gerüchte waberten durch den Ort. Der Bewohner des Hauses sei schon bei den früheren Ermittlungen im Visier gewesen, sagte Gudrun Rödel, die Betreuerin des verurteilten Mannes, die alle Akten zu dem Fall gründlich studiert hat. Die Polizei mochte das nicht bestätigen oder dementieren.

    Der Fall Peggy

    07. Mai 2001: Die neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg wird letztmalig auf dem Heimweg von der Schule gesehen. Ihre alleinerziehende Mutter gibt noch am Abend eine Vermisstenanzeige auf. Wochenlange Suchaktionen - unter anderem mit Tornados der Bundeswehr - bleiben ohne Erfolg.

    August 2001: Der geistig behinderte Gastwirtssohn Ulvi K. wird festgenommen. Er gesteht, sich an Peggy und drei weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.

    22. Oktober 2002: Die Ermittler präsentieren den 24-jährigen Gastwirtsohn als mutmaßlichen Mörder der spurlos verschwundenen Schülerin.

    28. Februar 2003: Die Staatsanwaltschaft Hof erhebt Anklage wegen Mordes.

    07. Oktober 2003: Vor dem Landgericht Hof beginnt der Prozess. Nach fünf Verhandlungstagen platzt er wegen einer fehlerhafter Besetzung der Strafkammer.

    11. November 2003: Das Verfahren beginnt erneut.

    30. April 2004: Nach 26 Verhandlungstagen wird Ulvi K. wegen Mordes an Peggy zu lebenslanger Haft verurteilt.

    17. September 2010: Ein wichtiger Belastungszeuge hat seine Aussage widerrufen und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ermittlungsbehörden.

    19. Juli 2012: Die Staatsanwaltschaft Bayreuth kündigt eigene Prüfungen an.

    04. April 2013: Der Anwalt Michael Euler beantragt beim Landgericht Bayreuth die Wiederaufnahme des Falls.

    22. April 2013: Die Polizei sucht wieder nach Peggys Leiche. Hinweise führen die Ermittler zu einem Anwesen mitten in Lichtenberg. Knochen in einer Sickergrube stammen aber nicht von Peggy-

    21. November 2013: Ein Mann aus Halle in Sachsen-Anhalt ist ins Visier der Ermittler gerückt. Er war ein enger Freund von Peggys Familie und gilt für die Staatsanwaltschaft mittlerweile als Tatverdächtiger. Sein Elternhaus wird durchsucht.

    09. Dezember 2013: Das Landgericht Bayreuth ordnet die Wiederaufnahme des Verfahrens gegen Ulvi K. an.

    08. Januar 2014: Auf dem Friedhof Lichtenberg öffnen die Ermittler ein Grab - sie vermuten, dass im Zuge einer Beerdigung im Mai 2001 Peggys Leiche dort abgelegt worden sein könnte. Doch es gibt laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf die sterblichen Überreste eines Kindes in dem Grab.

    02. April 2014: Der im Fall Peggy zuständige Staatsanwalt wird auf eigenen Wunsch ausgewechselt. Er hatte einem neuen Verdächtigen bei einer Vernehmung den Anwalt verweigert.

    10. April 2014: Prozessauftakt im Wiederaufnahmeverfahren gegen Ulvi K. vor dem Landgericht Bayreuth.

    07. Mai 2014: Das Landgericht Bayreuth beendet die Beweisaufnahme aus Mangel an Beweisen nach nur sechs Verhandlungstagen vorzeitig.

    14. Mai 2014: Ulvi K. wird freigesprochen.

    2012 hatten Staatsanwalt und Kripo Bayreuth in dem Fall mit neuen Ermittlungen begonnen. "Die Summe der Erkenntnisse hat uns veranlasst, hier Untersuchungen zu beginnen." Zum Bewohner des Hauses machte der Sprecher keine Angaben. "Personen, die im Zusammenhang mit dem Objekt stehen, werden derzeit von der Polizei befragt", sagte der Sprecher am frühen Nachmittag. Woher die Hinweise auf das Anwesen stammten, wollte die Polizei nicht mitteilen. Ob das Haus und die befragte Person früher schon einmal ins Visier der Ermittler geraten waren, konnte der Sprecher ebenfalls nicht sagen.

    Intensive Suchaktionen blieben ohne Resultat

    Die damals neun Jahre alte Peggy war 2001 spurlos verschwunden. Groß angelegte Suchaktionen blieben erfolglos. Der behinderte Mann habe Peggy getötet, um einen sexuellen Missbrauch des Mädchens zu vertuschen, lautete die Begründung des Gerichts. Inzwischen hat sein Anwalt einen Wiederaufnahmeantrag gestellt. Er wirft den damaligen Ermittlern unter anderem vor, Zeugen manipuliert und Zeugenaussagen, die seinen Mandanten entlasten, ignoriert zu haben. Auch gebe es Beweise, die belegen, dass er für den Mord und das Wegschaffen der Leiche kaum Zeit gehabt haben kann.

    Am Dienstag wird die Aufregung in Lichtenberg weitergehen. Das Technische Hilfswerk hat seine Geräte schon bereitgestellt, um im Hof unweit der Lichtenberger Kirche nach der Leiche zu suchen. "Es ist geplant, dass der Innenhof dann aufgegraben wird", so ein Sprecher. (dpa, lby)

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