Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Kriminalität: Korruptionsprozess: Ex-MAN-Vorstand sieht sich als Opfer der Justiz

Kriminalität

Korruptionsprozess: Ex-MAN-Vorstand sieht sich als Opfer der Justiz

    • |
    Der Ex-MAN Vorstand Anton Weinmann (links) steht neben seinem Anwalt Holger Matt im Landgericht in München. Der Manager weißt alle Vorwürfe von sich.
    Der Ex-MAN Vorstand Anton Weinmann (links) steht neben seinem Anwalt Holger Matt im Landgericht in München. Der Manager weißt alle Vorwürfe von sich. Foto: dpa

    Ex-MAN-Vorstand Anton Weinmann hat zum Auftakt seines Bestechungsprozesses am Donnerstag (16. August) in einer langen Erklärung alle Vorwürfe der Anklage als absurd zurückgewiesen. Danach kündigte Weinmann vor dem Landgericht München I an, sich zunächst nicht weiter äußern zu wollen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Manager vor, von Bestechungsfällen beim Verkauf von Bussen und Lkw in Slowenien und Belgien nicht nur gewusst, sondern diese Praxis auch genehmigt zu haben. Bereits vor Prozessbeginn hatte Weinmann mit einer eher ungewöhnlichen Verteidigungsstrategie Aufsehen erregt. Die Ursachen der Vorwürfe reichen bis ins Jahr 2009, zur sogenannten Schmiergeldaffäre bei MAN zurück. 

    Anton Weinmann wirft Staatsanwälten Verleumdung vor 

    Beim Auftakt des heutigen Prozesses hat der Angeklagte Anton Weinmann erfolglos versucht, mit Strafanzeigen wegen Verleumdung gegen zwei Staatsanwälte vorzugehen. Zudem will er mit einem Verfahren vor dem Verwaltungsgericht die Herausgabe der Anklageschrift an die Presse verhindern. Dies veranlasste den Vorsitzenden Richter Hans-Joachim Eckert noch vor der Verlesung der Anklage zu einer Erklärung - ein ungewöhnlicher Vorgang. "Ich habe das noch nie gemacht", sagte der erfahrene

    Richter fordert Weinmann zur Zusammenarbeit auf

    Dass es zwischen den Ermittlern und dem Gericht etwa Gefälligkeitsentscheidungen bei der Zulassung von Anklagen oder gar Kumpanei geben könne, "weise ich entschieden zurück", sagte Eckert. "Wir leben in einem Rechtsstaat." Weinmann erwarte natürlich ein faires Verfahren. "Ich weiß nicht, was am Ende dieses Verfahrens stehen wird." Es gebe kein Vorurteil. Danach ermunterte der Richter Weinmann, mit dem

    Niemand werfe ihm vor, aktiv selbst bestochen zu haben. Im Gegenteil habe Weinmann viel gegen Korruption unternommen und hart in möglichen Bestechungsfällen durchgegriffen. "Wir alle wissen, dass Sie nicht vorbestraft sind. Sie sind einer, der sich von der Pike auf mit harter Arbeit nach oben gearbeitet hat", sagte Eckert. Die Anklage lautet auf Beihilfe zur Bestechung im geschäftlichen Verkehr.

    Weinmann beteuert, er habe von nichts gewusst

    Die Vorwürfe wies Weinmann allesamt zurück. Er sei an mancher Stelle vielleicht naiv und gutgläubig gewesen. Aber er sei es schließlich gewesen, der ein striktes Regiment gegen mögliche Bestechungen und Verstöße eingeführt und diese Regelungen auch umgesetzt habe. "Anstand und Integrität" seien die Maßstäbe an denen er sich stets orientiert habe. Er sei für seine harte Haltung bei Fragen der Compliance bekannt gewesen. "Ich habe mir damit viele Feinde gemacht, aber auch Anerkennung bekommen", sagte Weinmann. Von den Vorgängen habe er nichts gewusst. Staatsanwalt Markus Koppenleitner sagte, er sei fassungslos angesichts der Vorwürfe. Für den Prozess sind sechs Verhandlungstage bis 5. September angesetzt, am Nachmittag sollten erste Zeugen vernommen werden.

    Schmiergeldaffäre reicht bis 2009 zurück

    Weinmann hat insgesamt 28 Jahre für MAN gearbeitet. Zuletzt war er für einen Zeitraum von vier Jahren Chef der Lkw-Tochter. Zuvor war er zwischen 2001 und 2005 für Controlling im Konzernvorstand zuständig. In dieser Zeit soll bei dem Unternehmen ein ausgedehntes Schmiergeldsystem existiert haben, um den Verkauf von Bussen und Lkw anzukurbeln. In diesem Zusammenhang war MAN im Jahr 2009 von der sogenannten Schmiergeldaffäre erschüttert worden. Sogar von Briefkastenfirmen in der Karibik war damals die Rede. MAN hatte daraufhin eine Geldbuße von 150 Millionen Euro an die Justizkasse gezahlt.

    Es geht um Zahlungen von rund zwei Millionen Euro

    Weinmann hatte seit 2005 die Lkw-Sparte geleitet. In seinem Fall geht es um Zahlungen in Höhe von insgesamt knapp 2 Millionen Euro in Belgien und Slowenien bis 2007. Wie Konzernchef Håkan Samuelsson und andere Manager musste auch Weinmann seinen Posten 2009 räumen. Der frühere Vorstandschef der Turbo-Sparte und der frühere Vertriebsvorstand der Nutzfahrzeugsparte wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt. (dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden