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Kriminalität: Das Rätsel von Höfen

Kriminalität

Das Rätsel von Höfen

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    In diesem Haus in der Nähe von Bad Tölz geschah das Verbrechen. Die Bewohner sind möglicherweise Opfer von Einbrechern geworden.
    In diesem Haus in der Nähe von Bad Tölz geschah das Verbrechen. Die Bewohner sind möglicherweise Opfer von Einbrechern geworden.

    „Leben und leben lassen“ steht auf einem Schild am Maibaum, den die Bewohner des idyllisch gelegenen Ortsteils Höfen im oberbayerischen Königsdorf bei Bad Tölz 2016 aufgestellt haben. Nur wenige Meter davon entfernt sind zwei Menschen ermordet und eine Frau schwer verletzt worden.

    Nachbarn hatten die Polizei am späten Samstagabend verständigt, dass irgendetwas in einem der rund zwei Dutzend Häuser der Siedlung nicht stimme. Eine Streife findet Einbruchsspuren. Als sich die Beamten im Haus umsehen, finden sie eine Frau und einen Mann ermordet vor, eine weitere Frau ist schwer verletzt. Einige Indizien deuten auf Raubmord hin. Doch entweder steht auch die Kripo vor einem Rätsel oder sie hält sich aus ermittlungstaktischen Gründen äußerst bedeckt. Nur so viel sagt Polizeisprecher Jürgen Thalmeier am Sonntag in die Kameras: Der tote Mann sei noch nicht zweifelsfrei identifiziert, die Überlebende wohl über dem Berg, aber nicht vernehmungsfähig. Zu den Hintergründen des Verbrechens in den Faschingstagen gibt der Sprecher auf bohrende Fragen keine Auskunft.

    Wie wurden die Frau und der Mann umgebracht? Welche Verletzungen hat die Überlebende? Welche Tatwaffe wurde verwendet? Wie stehen sie zueinander? Wann ist die Tat passiert? Und waren tatsächlicher Einbrecher im Haus? Nicht eine einzige Antwort gibt es darauf.

    Der Tatort ist ein typisches Landhaus, wie es sie im bayerischen Oberland zuhauf gibt: viel Holz, ein gepflegter Garten, gesäumt von einer hohen Thujahecke, eine Garage. Einige Rollläden sind heruntergelassen. Vor einer Hauswand steht ein Korb mit Brennholz.

    Am Sonntagmittag gehen Beamte von der Spurensicherung in weißen Overalls ein und aus. „Die Spurensicherung wird noch längere Zeit in Anspruch nehmen“, sagt Thalmeier. Die Polizei hat eine Sonderkommission „Höfen“ eingesetzt. Die Staatsanwaltschaft ordnet die Obduktion der Leichen an. Thalmeier versichert aber, dass das Obduktionsergebnis, das Rückschlüsse auf die Umstände der Ermordung zulässt, vorerst nicht veröffentlicht wird. Wann die überlebende Frau gesundheitlich so weit stabilisiert ist, dass sie vernommen werden kann, wissen derzeit nur die Ärzte. Ihre Aussage dürfte mit am wichtigsten sein für die Ermittlungen der Mordkommission.

    Während die Spurensicherung am Sonntagnachmittag am Tatort weitergeht, kommt im Weiler plötzlich das Gerücht auf, die Schwerverletzte sei gestorben. Polizeisprecher Thalmeier dementiert diese Spekulation umgehend: Das Opfer lebt, der Gesundheitszustand ist derzeit stabil. Bei Gerüchten scheint Vorsicht geboten. So heißt es etwa, dass es sich bei den Opfern nicht um die Bewohner des Hauses handeln soll. Es sei Besuch da gewesen, will jemand in der Nachbarschaft erfahren haben. Polizeisprecher Thalmeier hat auch dazu nur ein lächelndes Schweigen parat.

    Den meisten Bewohnern in dem beschaulichen Weiler ist der Auflauf von Reportern, Fotografen und Kamerateams unangenehm. Natürlich kenne sie die Bewohner des Hauses, in dem die schreckliche Tat passiert ist, meint eine Nachbarin lediglich, ansonsten will sie aber nichts sagen. „Eine Supergegend“ sei das hier, meint eine andere Frau, auch sicher könne man sich hier fühlen – bisher zumindest. Ein Hausbesitzer schickt die Reporter rüde weg. „Hier will das keiner“, sagt er, als Fragen gestellt werden, „verlassen Sie mein Grundstück.“

    Im Garten nebenan bekommt eine Schar Kinder von alledem nichts mit. Die Mädchen und Buben spielen unbekümmert. Sie interessieren sich nicht für den Doppelmord von Höfen. Paul Winterer, dpa

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