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Kriminalität: Betrug durch falsche Polizisten steigt in Bayern stark

Kriminalität

Betrug durch falsche Polizisten steigt in Bayern stark

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    Immer wieder werden Menschen über das Telefon Opfer von Betrügern. (Symbolbild)
    Immer wieder werden Menschen über das Telefon Opfer von Betrügern. (Symbolbild) Foto: Alexander Kaya

    Es ist ein Notfall, sagt der Polizist am Telefon. Die Rentnerin am anderen Ende der Leitung ist entsetzt. Ihre Adresse soll auf einer Liste von Einbrechern stehen? Die 74-Jährige schließt sofort alle Fenster und Türen. In den nächsten Stunden und Tagen ruft der Polizist immer wieder an. Jedes Mal hat er eine neue Horrorgeschichte. Die Einbrecher hätten sogar schon einen Raubmord begannen, erzählt er.

    Voller Panik befolgt die Rentnerin jeden Rat des angeblichen Polizisten: Sie räumt ihr Bankschließfach aus und packt ihren Schmuck und das Gold in einen orangefarbenen Schuhkarton. In Absprache mit dem Mann vom Telefon stellt die Münchnerin den Karton vor ihrer Haustüre ab und verbarrikadiert sich in ihrer Wohnung. Erst ihr Sohn erkennt den Betrug. Aber zu dem Zeitpunkt ist es schon zu spät - die Rentnerin hat mehrere Zehntausend Euro verloren.

    Falsche Polizisten erbeuten Millionen

    "Jeden Tag werden bei uns solche Betrügereien gemeldet. Eben erst waren es sieben Fälle innerhalb von ein paar Stunden", sagt Florian Hirschauer von der Polizei München. "Zum Glück bleibt es meistens nur bei einem Versuch." Nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) kam es in diesem Jahr in Bayern schon zu mehr als 1500 Vorfällen, bei denen falsche Polizisten ihr Glück versucht haben. Mehr als 2,8 Millionen Euro haben die Täter dabei erbeutet. 

    "Die Anrufe falscher Polizeibeamter haben seit Mitte 2016 sehr stark zugenommen", sagt Alexander Groß, Sprecher des LKA. Vergangenes Jahr hat die Behörde 900 sogenannte "Callcenter-Betrüge" verzeichnet, dieses Jahr sind es bereits mehr als 2300. Dazu zählen Anrufe falscher Polizeibeamter ebenso wie Gewinnversprechen, wenn das Opfer angebliche Zoll- oder Transaktionsgebühren bezahlt. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich deutlich höher. Viele schämen sich, auf den Betrug hereingefallen zu sein und melden den Anrufer nicht.

    Echte Polizei würde nie über Notfallnummer 110 anrufen

    "Die angeblichen Polizisten sitzen häufig in der Türkei, die errichten da regelrechte Callcenter", sagt Alexander Groß vom LKA. Eine falsche Telefonnummer besorgen sich die Täter im Internet. Das Gefährliche daran: Die Täter rufen unter der 110 an oder besorgen sich sogar die Telefonnummer der örtlichen Polizeidienststelle. "Wenn diese Nummer auf dem Display erscheint, wirkt das sehr glaubwürdig", sagt der LKA-Sprecher. "Es ist auch schon passiert, dass die Nummer unserer Dienststelle angegeben wurde."

    Die Polizei würde aber nie über die Notrufnummer 110 anrufen. "Bleiben Sie misstrauisch", rät Polizeisprecher Florian Hirschauer. Denn gerade Senioren sind oftmals gutgläubig, wenn sich am anderen Ende der Leitung ein Polizist meldet. Die Betrüger suchen im Telefonbuch deshalb gezielt nach Personen mit altdeutschem Namen. "Da wird dann einfach jede Mathilde und Hildegard angerufen", sagt der Polizeisprecher. 

    Vorsicht vor diesen Betrugsmaschen

    Handwerker-Trick: Mit einigen Maschen sind Betrüger in Bayern besonders erfolgreich. Oft geben Sie sich beispielsweise als Handwerker aus, um so Zugang zur Wohnung zu erhalten. Oder sie bitten um ein Glas Wasser. Sobald die Betrüger in der Wohnung sind, stecken sich in unbeobachteten Momenten Wertgegenstände ein.

    Enkel-Trick: Diese alter Trick funktioniert leider immer noch. Die Betrüger rufen bei Senioren an und stellen sich als Freunde eines Enkels vor - der in eine Notlage geraten sei und nun Bargeld brauche. Wenig später steht dann ein angeblicher Bote vor der Haustür, um seinem Opfer die Ersparnisse abzunehmen.

    Falsche Polizisten: Immer wieder rufen falsche Polizisten bei älteren Menschen an und bitten sie um eine angebliche Mithilfe bei Ermittlungen. Um Einbrechern eine Falle zu stellen, müssten Wertgegenstände vor die Tür gelegt werden. Die sammeln die Betrüger später einfach ein.

    Falschgeld überprüfen: Auch bei dieser Masche geben sich die Betrüger als Polizisten aus. Sie klingeln aber direkt an der Haustür und behaupten, das Bargeld im Haus für eine Überprüfung mitnehmen zu müssen - es könnte sich nämlich um Falschgeld handeln. Gutgläubige Opfer merken erst Tage später, dass sie bestohlen wurden.

    Geschäfte an der Haustür: Immer wieder überreden Betrüger Menschen an der Haustür zu dubiosen Geschäften mit teurer Ratenzahlung. Die Polizei weist darauf hin, dass sich so abgeschlossene Verträge innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen widerrufen lassen.

    Teure Telefonnummer: Manchmal hinterlassen die Betrüger auch einfach einen Zettel an der Haustür. Da niemand zu Hause gewesen sei, solle man wegen eines Pakets oder einer wichtigen Angelegenheit sofort eine bestimmte Nummer wählen - dieser Anruf kostet dann aber viel Geld.

    Sobald das Opfer Vertrauen gewonnen hat, kommt es zur Übergabe des Geldes. Meistens klingelt ein Polizist mit gefälschtem Dienstausweis an der Haustür. Wenn der Täter in der Wohnung ist, nutzt er jede Unaufmerksamkeit der Bewohner. Den Diebstahl bemerken die Betroffenen oft zu spät. Denn wer den Betrügern einmal auf den Leim gegangen ist, bekommt in den seltensten Fällen sein Geld zurück.

    So liegt die Akte im Fall der 74-Jährigen aus München immer noch auf dem Schreibtisch der Ermittler. Ihren Schmuck und das Gold wird die Rentnerin wohl nie wieder bekommen. Mehrere Zehntausend Euro sind weg. dpa, lby

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