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Kreis Donau-Ries: "Keinerlei Skrupel": Bankeinbrecher sind wohl Profis aus Osteuropa

Kreis Donau-Ries

"Keinerlei Skrupel": Bankeinbrecher sind wohl Profis aus Osteuropa

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    Schwierige Suche im Nebel: ein Fahrzeug der Polizei auf der Straße zwischen Großsorheim und Mauren. Dort spielten sich dramatische Szenen ab.
    Schwierige Suche im Nebel: ein Fahrzeug der Polizei auf der Straße zwischen Großsorheim und Mauren. Dort spielten sich dramatische Szenen ab. Foto: Wolfgang Widemann

    Noch wissen die Ermittler wenig über die vier Männer, die am frühen Montagmorgen einen Geldautomaten in einer kleinen Bankfiliale in Großsorheim (Landkreis Donau-Ries) ausgeräumt und sich anschließend mit der Polizei eine wilde Verfolgungsjagd geliefert haben. Eines sei aber schon jetzt klar, so Siegfried Hartmann, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Nord: „Das sind Profis. Die haben keinerlei Skrupel.“

    Diese Aussage lässt sich allzugut nachvollziehen angesichts der filmreifen und dramatischen Szenen, die sich am südlichen Riesrand abspielten. Mit brachialer Gewalt öffnen die Täter kurz vor vier Uhr mitten im Dorf den Automaten. Ein Anwohner wacht auf, hört dumpfe Schläge, schaut vor die Haustür, weil er glaubt, junge Burschen würden laute Musik laufen lassen. Der Rentner sieht stattdessen den Schein von Taschenlampen im Bankgebäude, läuft zurück ins Haus und verständigt die Polizei. Die erreicht wenige Minuten später den Ort. Die Täter sind gerade weggefahren. Etwa einen Kilometer außerhalb des Dorfs begegnen sie einer zweiten Streife. Deren Besatzung hält den blauen VW Golf an.

    Polizei weiß über osteuropäische Verbrecherbande bislang noch recht wenig

    Dessen Fahrer drückt, als ein Beamter vor dem Pkw steht, auf das Gaspedal. Das Auto erfasst den Uniformierten. Der wird über die Motorhaube geschleudert. Der Beamte der Polizeiinspektion Donauwörth hat großes Glück: Er kommt mit Prellungen davon. „Wir müssen froh sein, dass nicht Schlimmeres passiert ist“, kommentiert Inspektionsleiter Thomas Scheuerer den Vorfall.

    Der unverletzte Kollege schießt zweimal gezielt auf den davonrasenden Pkw, verfehlt ihn aber offenbar. Wenige hundert Meter weiter kommt der Fluchtwagen von der Straße ab. Zwei der Männer springen aus dem Fahrzeug. Einer stürzt wohl, verletzt sich am Kopf, bleibt liegen und wird von den nachfolgenden Beamten festgenommen. Der andere verschwindet im dichten Nebel zwischen den Bäumen. Gleiches tut das noch im Wagen verbliebene Duo wenig später ebenfalls – nachdem das Auto im Gehölz gelandet ist.

    Eine sofort eingeleitete groß angelegte Suche bringt keinen Erfolg. „Die wissen, wie sie sich verhalten müssen, wenn etwas schiefgeht“, merkt Hartmann an. Bei dem Quartett handelt es sich mutmaßlich um Serben. Diese Nationalität haben zumindest der Festgenommene und einer der Komplizen. Auch er kann identifiziert werden. Beide sind einschlägig bekannt. Die Männer gehen bei ihrer Flucht offenbar sofort getrennte Wege – eine gängige Vorgehensweise bei osteuropäischen Banden in einer solchen Situation, so Hartmann.

    Beim Einbrecherquartett handelt es sich vermutlich um Serben

    Vermutlich vier Männer haben den Geldautomat in der Raiffeisen-Volksbank-Filiale in Großsorheim geknackt, sind geflüchtet, haben mit einem Auto einen Polizisten angefahren. Einer der Täter konnte anschließend gefasst werden, die drei anderen flüchteten in den Wald. Zwei davon, nachdem sie mit dem Auto von der Straße abgekommen und ins Gehölz gerauscht waren. Die Polizei sucht mit einem Großaufgebot nach der Bande.
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    Großfahndung im Donau-Ries: Nach einem missglückten Automatenaufbruch in einer Bankfiliale in Großsorheim sind drei Täter auf der Flucht. Bei einem Festnahmeversuch fielen Schüsse.

    Spürhunde der Polizei können eine Fährte aufnehmen. Die führt durch den Forst und über Äcker nach Mönchsdeggingen – dort sieht ein Zeuge gegen Mittag einen Verdächtigen – und weiter in den Raum Hohenaltheim. Nach rund sieben Kilometern verliert sich die Spur. Die Verbrecher haben großes Glück: Könnte die Polizei einen mit Spezialkameras ausgestatteten Hubschrauber einsetzen, würden sie möglicherweise aufgestöbert. Der Nebel verhindert jedoch den Start einer solchen Maschine.

    Am Montagabend beenden die Gesetzeshüter die Suche in der Region. Man nimmt an, die Täter haben das Weite gesucht. Allerdings sehen die Fahnder gute Chancen, den Fall doch noch zu klären: „Es schaut vielversprechend aus.“ Man habe eine ganze Reihe von Ansatzpunkten für weitere Ermittlungen und noch viel mehr Spuren, erklärt Siegfried Hartmann. Beispielsweise nähmen Kriminaltechniker das Fluchtauto genau unter die Lupe: „Das ist viel Feinarbeit.“ Zu klären sei beispielsweise auch, ob die Bande bereits an anderen Orten zugeschlagen hat.

    Die Polizei werde alles daran setzen, die Täter ausfindig zu machen, sagt Hartmann. Schließlich gehe es unter anderem um versuchten Mord. Von dem bereits geschnappten 27-Jährigen ist wenig Erhellendes zu erwarten. Er schweigt – das ist ein durchaus übliches Verhalten in der osteuropäischen Bandenszene.

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