Von der verschwundenen elfjährigen Shalomah aus Eppisburg im Landkreis Dillingen fehlt nach wie vor jede Spur. Das bestätigte ein Polizeisprecher am Freitag. Klar scheint inzwischen, dass sich das Mädchen bei seinen leiblichen Eltern befindet, die der umstrittenen Sekte „Zwölf Stämme“ angehören. Doch wo sich die Eltern mit dem Kind aufhalten, ist nicht bekannt.
Die Polizei fahndet europaweit nach Shalomah. Die „Zwölf Stämme“ betreiben Gemeinschaften in Tschechien, Spanien, Frankreich und Großbritannien – und auch in Japan, Australien sowie Süd- und Nordamerika. Gegen die Eltern wird wegen der Entziehung Minderjähriger ermittelt.
Mitgliedern der Sekte "Zwölf Stämme" wurde Sorgerecht entzogen
Sie hatten wie andere Sektenmitglieder vor acht Jahren wegen Prügelvorwürfen und anderen unangemessenen Erziehungsmethoden das Sorgerecht für ihre Kinder verloren. Seither lebte die Tochter bei einer Pflegefamilie. Am vergangenen Samstagnachmittag war sie nicht vom Joggen heimgekehrt. Nach einer erfolglosen Suchaktion erreichten zwei Mails die Pflegefamilie, in denen erklärt wurde, dass Shalomah bei ihren leiblichen Eltern ist. Die Polizei hält die Nachrichten für echt.
Sobald die Ermittler das Mädchen finden, werden sie es in Gewahrsam nehmen. Von da an sind andere Behörden zuständig, beispielsweise das Jugendamt. Falls das Mädchen freiwillig mitgegangen ist und nicht gezwungen wurde, kann es sein, dass es bei seinen leiblichen Eltern bleiben darf. Vor fünf Jahren war dies bei ihrem älteren Bruder so. Er war aus einem Heim weggelaufen.