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Kreis Dillingen: Mordfall Bögerl: Die neue Spur

Kreis Dillingen

Mordfall Bögerl: Die neue Spur

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    Viele Spuren, aber kein Durchbruch: Der Mordfall Maria Bögerl bleibt auch nach drei Jahren mysteriös.
    Viele Spuren, aber kein Durchbruch: Der Mordfall Maria Bögerl bleibt auch nach drei Jahren mysteriös. Foto: Stefan Puchner, dpa

    Am heutigen Sonntag ist es genau drei Jahre her, dass Maria Bögerl aus ihrer Wohnung im Heidenheimer Stadtteil Schnaitheim entführt wurde. Drei Jahre, in denen der Fall kaum an Brisanz, noch weniger an öffentlichem Interesse verloren hat: die gescheiterte Geldübergabe, die Entführung die zum Mord wird, der Suizid von Ehemann Thomas Bögerl, die Anschuldigen der Kinder gegen unfähige Ermittler - und immer wieder neue Hinweise, neue Spuren, neu Spekulationen.

    Tatsächlich gibt die Soko "Flagge" - anfangs 80 Mann stark, heute auf zwölf geschrumpft - in den vergangenen drei Jahren nicht immer die beste Figur ab. Nicht selten entsteht der Eindruck von einem Ermittler-Team, das zwar regelmäßig neue Spuren, aber wenige Erfolge vorweisen kann.

    Verbindungen in die Zocker-Szene

    Die jüngste Meldung gibt es am Mittwoch. Auch diesmal geht es um eine angeblich neue Spur. Demnach prüfen die Ermittler nun Verbindungen in die Zocker-Szene. Sie gehen davon aus, dass sich die Täter womöglich im Raum Neresheim, Giengen an der Brenz oder Dillingen regelmäßig in Spielhallen oder Gaststätten mit Spielautomaten aufhalten.

    Wie zu dem neuen Ansatz kam, welche Erkenntnisse dazu führten, dazu machen die Ermittler keine Angaben. Und es ist immer der gleiche Spruch, mit denen Nachfragen abgebügelt werden: kein Kommentar, aus "ermittlungstaktischen Gründen". Warum Staatsanwaltschaft und Polizei trotzdem mit der Info an die Öffentlichkeit gehen? Man erwarte sich Hinweise aus der Szene, so der Erste Staatsanwalt Armin Burger. Und dafür nimmt man offenbar auch in Kauf, dass mögliche Täter gewarnt werden.

    Die Verdächtigen

    Die Polizei wertet die neue Spur als "wichtigen Ansatzpunkt". Das klingt vielversprechend. In der Mitteilung macht sie jedoch nur einen Satz aus. Ansonsten: Dank für die bisher so tatkräftige Mithilfe der Öffentlichkeit, ein Verweis auf das eigene Engagement, das Aufwärmen alter Erkenntnisse zu "tatrelevanten" DNA-Spuren, das zahlreiche Medien dankbar als Neuigkeit aufnehmen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass den Ermittlern allmählich der Atem und mehr noch die Ideen ausgehen.

    Knapp 10.000 Hinweise sind in den vergangenen drei Jahren bei den Behörden eingegangen. Immer wieder sind es Personen oder mögliche Zeugen, die in den Fokus rücken. Im Mai 2010, kurz nach der Entführung Maria Bögerls, kommt es sogar zu einer Festnahme. Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung durchsucht die Polizei das Anwesen eines 44-Jährigen im Raum Heidenheim, der Mann wird jedoch wenig später wieder freigelassen.

    Chronologie: Der Fall Maria Bögerl

    12. Mai 2010: Am Vormittag wird die Ehefrau des Vorsitzenden der Kreissparkasse Heidenheim, Maria Bögerl, aus ihrer Wohnung in Heidenheim-Schnaitheim von unbekannten Tätern entführt.

    Wenig später erhält ihr Ehemann eine telefonische Lösegeldforderung über 300.000 Euro. Der Anrufer spricht einen regional typisch schwäbischen Dialekt und verwendete die Formulierung "machen Sie keine Sperenzchen".

    13. Mai 2010: Eine Lösegeldübergabe am Nachmittag des Entführungstages scheitert. An der Übergabestelle an der A7 holen die Täter das deponierte Lösegeld nicht ab.

    14. Mai 2010: Maria Bögerls Handy wird gefunden. Ihre schwarze Mercedes Benz A-Klasse, in der sie entführt wurde, entdeckt die Polizei nach Hinweisen im Hof des Klosters Neresheim.

    18. Mai 2010: Die Belohnung für Hinweise zur Aufklärung des Falls wird auf 100.000 Euro verdoppelt. Die Sonderkommission "Flagge" wird gebildet.

    19. Mai 2010: Mit einem verzweifelten Appell wendet sich die Familie in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" an die Täter. Trotz zahlreicher Hinweise gibt es keine heiße Spur.

    3. Juni 2010: Ein Spaziergänger entdeckt die Leiche von Maria Bögerl in der Nähe von ihrem Haus im Wald. Die Obduktion ergibt, dass Maria Bögerl erstochen wurde. Am 9. Juni wird sie unter großer Anteilnahme beigesetzt.

    11. Juli 2011: Maria Bögerls Ehemann Thomas erhängt sich in seinem Haus. Auch er war zwischenzeitlich in Verdacht geraten.

    14. Juli 2011: Die Kinder der Bögerls kritisieren öffentlich die Polizei.

    5. September 2012: Die Polizei wendet sich über die Sendung "Aktenzeichen XY" des ZDF an die Bevölkerung. Mehr als 500 Zuschauer melden sich.

    Januar 2013: Die Soko wird von 16 auf 12 Ermittler verkleinert. Mehr als 3000 Speicheltests machten die Beamten bis dato auf der Suche nach dem Täter oder den Tätern. Gut 9800 Hinweise gingen bisher ein.

    8. Mai 2013: Es ist ausschließlich die Rede von mehreren Tätern. Sie werden im Spielhallen-Milieu im Raum Neresheim, Giengen an der Brenz oder Dillingen gesucht.

    14. Februar 2014: In Neresheim (Ostalbkreis) soll ein DNA-Massentest die entscheidenden Hinweise bringen. Mehr als 3000 Männer sollen zur Reihenuntersuchung antreten.

    21. August 2014: Die zweite Auflage des Massentests: Auch in Giengen an der Brenz werden rund 500 Männer zum DNA-Test aufgefordert.

    Februar 2015: Ein Zeuge, der früher in Augsburg lebte, behauptet, er kenne die beiden Täter. Die Polizei ist skeptisch, da es sich beim Zeugen um einen notorischen Betrüger handelt.

    13. Februar 2015: Das Amtsgericht Ellwangen will mehrere Männer zur Speichelprobe zwingen. Diese hätten die Teilnahme an den freiwilligen DNA-Massentests bislang verweigert, gegen sie lägen aber "weitere Verdachtsmomente" vor.

    23. April 2015: Die Staatsanwaltschaft Ellwangen verkündet, den angeblichen neuen Zeugen vorerst nicht mehr vernehmen zu wollen.

    November 2015: Auf der Suche nach dem Täter werten die Ermittler mit einer neuen Software 600.000 alte Datensätze aus – darunter vor allem Handy-Verbindungsdaten aus dem Tatzeitraum.

    April 2016: Knapp sechs Jahre nach dem Mord an der Bankiersgattin geht die Polizei noch einmal 150 neuen Ermittlungsansätzen nach.

    Dezember 2016: Sechseinhalb Jahre Arbeit, über 10.300 Hinweise und keine heiße Spur. Beim Mordfall Maria Bögerl tappen die Ermittler seit Jahren im Dunkeln – aber der Fall treibt sie weiter um.

    5. April 2017: Die Ermittler suchen nach einem Verdächtigen und gehen einer entscheidenden Spur nach. Der Mann ist in Nordrhein-Westfalen gesehen worden. In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" suchen die Ermittler erneut nach Zeugen. Sie veröffentlichen ein Phantombild und Teile einer Tonaufnahme.

    6. April 2017: Ein Verdächtiger im Mordfall Bögerl wurde festgenommen. Er soll die Tat vergangenen Sommer betrunken vor Zeugen gestanden haben. Ein DNA-Abgleich verlief aber negativ.

    Im April 2011 gerät dann ein in Tschechien festgenommener Rockerbandenchef in den Fokus der Ermittler. Der Mann soll in Österreich die Entführung einer Bankiersgattin geplant haben. "Flagge"-Ermittler reisen ins Nachbarland, Anhaltspunkte für einen Zusammenhang mit dem Fall Bögerl ergeben sich aber nicht. 

    Ab Juli 2011 suchen die Ermittler dann nach einem nach einer verdächtigen blonden Frau und einem möglichen Zeugen mit Pferdeschwanz. Daran hat sich rein theoretisch bis heute nichts geändert - wenngleich diese Personen laut Frank Buth, Sprecher bei der Landespolizeidirektion in Stuttgart, nicht mehr wirklich "im Fokus stehen".

    Daneben gibt es immer wieder auch Gerüchte über Ermittlungen gegen Familienangehörige. Im Zentrum der Spekulationen: Ehemann Thomas Bögerl, Sohn Christoph Bögerl und der Lebensgefährte von Tochter Carina Bögerl. Die Behörden bestätigen die Gerüchte bis zuletzt nicht - dementieren sie aber auch nicht. Man ermittle in alle Richtungen, heißt es immer wieder.

    Chronologie: Der Fall Maria Bögerl

    12. Mai 2010: Am Vormittag wird die Ehefrau des Vorsitzenden der Kreissparkasse Heidenheim, Maria Bögerl, aus ihrer Wohnung in Heidenheim-Schnaitheim von unbekannten Tätern entführt.

    Wenig später erhält ihr Ehemann eine telefonische Lösegeldforderung über 300.000 Euro. Der Anrufer spricht einen regional typisch schwäbischen Dialekt und verwendete die Formulierung "machen Sie keine Sperenzchen".

    13. Mai 2010: Eine Lösegeldübergabe am Nachmittag des Entführungstages scheitert. An der Übergabestelle an der A7 holen die Täter das deponierte Lösegeld nicht ab.

    14. Mai 2010: Maria Bögerls Handy wird gefunden. Ihre schwarze Mercedes Benz A-Klasse, in der sie entführt wurde, entdeckt die Polizei nach Hinweisen im Hof des Klosters Neresheim.

    18. Mai 2010: Die Belohnung für Hinweise zur Aufklärung des Falls wird auf 100.000 Euro verdoppelt. Die Sonderkommission "Flagge" wird gebildet.

    19. Mai 2010: Mit einem verzweifelten Appell wendet sich die Familie in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" an die Täter. Trotz zahlreicher Hinweise gibt es keine heiße Spur.

    3. Juni 2010: Ein Spaziergänger entdeckt die Leiche von Maria Bögerl in der Nähe von ihrem Haus im Wald. Die Obduktion ergibt, dass Maria Bögerl erstochen wurde. Am 9. Juni wird sie unter großer Anteilnahme beigesetzt.

    11. Juli 2011: Maria Bögerls Ehemann Thomas erhängt sich in seinem Haus. Auch er war zwischenzeitlich in Verdacht geraten.

    14. Juli 2011: Die Kinder der Bögerls kritisieren öffentlich die Polizei.

    5. September 2012: Die Polizei wendet sich über die Sendung "Aktenzeichen XY" des ZDF an die Bevölkerung. Mehr als 500 Zuschauer melden sich.

    Januar 2013: Die Soko wird von 16 auf 12 Ermittler verkleinert. Mehr als 3000 Speicheltests machten die Beamten bis dato auf der Suche nach dem Täter oder den Tätern. Gut 9800 Hinweise gingen bisher ein.

    8. Mai 2013: Es ist ausschließlich die Rede von mehreren Tätern. Sie werden im Spielhallen-Milieu im Raum Neresheim, Giengen an der Brenz oder Dillingen gesucht.

    14. Februar 2014: In Neresheim (Ostalbkreis) soll ein DNA-Massentest die entscheidenden Hinweise bringen. Mehr als 3000 Männer sollen zur Reihenuntersuchung antreten.

    21. August 2014: Die zweite Auflage des Massentests: Auch in Giengen an der Brenz werden rund 500 Männer zum DNA-Test aufgefordert.

    Februar 2015: Ein Zeuge, der früher in Augsburg lebte, behauptet, er kenne die beiden Täter. Die Polizei ist skeptisch, da es sich beim Zeugen um einen notorischen Betrüger handelt.

    13. Februar 2015: Das Amtsgericht Ellwangen will mehrere Männer zur Speichelprobe zwingen. Diese hätten die Teilnahme an den freiwilligen DNA-Massentests bislang verweigert, gegen sie lägen aber "weitere Verdachtsmomente" vor.

    23. April 2015: Die Staatsanwaltschaft Ellwangen verkündet, den angeblichen neuen Zeugen vorerst nicht mehr vernehmen zu wollen.

    November 2015: Auf der Suche nach dem Täter werten die Ermittler mit einer neuen Software 600.000 alte Datensätze aus – darunter vor allem Handy-Verbindungsdaten aus dem Tatzeitraum.

    April 2016: Knapp sechs Jahre nach dem Mord an der Bankiersgattin geht die Polizei noch einmal 150 neuen Ermittlungsansätzen nach.

    Dezember 2016: Sechseinhalb Jahre Arbeit, über 10.300 Hinweise und keine heiße Spur. Beim Mordfall Maria Bögerl tappen die Ermittler seit Jahren im Dunkeln – aber der Fall treibt sie weiter um.

    5. April 2017: Die Ermittler suchen nach einem Verdächtigen und gehen einer entscheidenden Spur nach. Der Mann ist in Nordrhein-Westfalen gesehen worden. In der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY" suchen die Ermittler erneut nach Zeugen. Sie veröffentlichen ein Phantombild und Teile einer Tonaufnahme.

    6. April 2017: Ein Verdächtiger im Mordfall Bögerl wurde festgenommen. Er soll die Tat vergangenen Sommer betrunken vor Zeugen gestanden haben. Ein DNA-Abgleich verlief aber negativ.

    Erst nach Recherchen des Stern werden die Gerüchte konkret. Demnach sollen im Zuge der Ermittlungen der Sohn und der Lebensgefährte der Tochter über Monate von der Polizei überwacht und abgehört worden sein. Im Februar 2012 räumt die zuständige Staatsanwaltschaft Ellwangen gegenüber dem Magazinein, "umfangreiche Ermittlungen" hätten "keine Anhaltspunkte" dafür ergeben, dass "der oder die Täter" aus dem Kreis der Familie kämen.

    Die DNA-Spuren

    Daneben gibt es aber offfenabar auch konkrete Spuren: An den Tatorten - der Wohnung Maria Bögerls, dem Fundort ihres Autos, dem Fundort der Leiche, dem Übergabeort des Geldes - werden DNA-Spuren sichergestellt. Laut den Ermittlern sind sie "tatrelevant". Die DNA wird in den vergangenen drei Jahren mit Speichelproben von mehr als 3000 Männern aus der Region abgeglichen - ein Treffer ist bislang nicht dabei.

    Der mysteriöse Brief

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    Im September 2012 berichtet dann das Nachrichtenmagazin Spiegel, dass die Polizei eine wichtige Spur in dem Fall anscheinend mehr als zwei Jahre vernachlässigt habe. Bereits sechs Tage nach der Entführung am 18. Mai 2010 habe die ermittelnde Sonderkommissin ein anonymer Brief erreicht, wonach die da noch als vermisst geltende Bögerl tot sei. 

    Weiter hieß es in dem Brief angeblich, die Täter seien einer bestimmten Volksgruppe zuzuordnen. Sie seien in Panik geraten. Der Absender habe sogar zwei Namen genannt. Die Spur sei damals geheim gehalten worden.

    Laut Spiegel soll die Soko im Augsust 2012 auf Nachfrage angegeben haben, die Behauptungen des Briefschreibers seien ausermittelt - und es habe sich nichts ergeben. Im September folgt dann aber die Kehrtwende: In der ZDF-Sendung Aktenzeichen XY appellierte die Polizei plötzlich an den Verfasser des Briefs, sich zu melden. Man gehe davon aus, dass in dem Schreiben "konkretes Wissen zum Tatgeschehen" - also Täterwiessen - geäußert wird, heißt es nunmehr.

    Der Hinweisgeber

    Die mysteriöse Meldung steht im September 2012 nicht allein. Im gleichen Monat berichtet der SWR, eine Person habe sich bei den Ermittlern gemeldet, die nach eigenen Worten den Mörder der Bankiersfrau Maria Bögerl kennt und sogar DNA-Material von ihm besitzen will. Schon Ende 2011 habe sich der Hinweisgeber anonym bei der Polizei gemeldet und den Ermittlern auch DNA zugespielt, die vom Täter stammen soll. Allerdings sei es der Polizei damals nicht gelungen, das Material ausreichend genau zu analysieren. Weil der Hinweis anonym erfolgte, wurde die Spur dann als erledigt angesehen.

    Zu beiden Spuren, also sowohl dem Brief - ob sich der Verfasser etwa inzwischen gemeldet hat - als auch zum Hinweisgebers will man sich bei der Polizei heute nicht mehr äußern. Man kommentiere keine Medienberichte, sagt Buth. Nur soviel: "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Tatbeteiligten ermittelt werden können." Es klingt ein bisschen nach einer Durchhalteparole.

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