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Kreis Dillingen: Im Donauried werden Äcker zu Weideland für Rinder

Kreis Dillingen

Im Donauried werden Äcker zu Weideland für Rinder

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    Im Donauried werden Äcker zu Weideland für Rinder
    Im Donauried werden Äcker zu Weideland für Rinder

    Von Dorothea Schuster Gremheim. Abends, wenn die Kühe im Stall gemolken sind, schaut Erna Sing gern bei ihrer Herde vorbei. Vier Kilometer von ihrem Hof in Gremheim (Kreis Dillingen) entfernt haben sie und ihr Mann Alois eine 24 Hektar große Weide gepachtet. Bis vor zwei Jahren war die Wiese intensiv bewirtschaftetes Ackerland.

    21 Tiere grasen dort, die Herde ist erst im Aufbau. Ziel sind 20 Mutterkühe, dafür soll der Bulle sorgen. "Die Rinder sind gut beieinander," freut sich die Bäuerin. Und das obwohl sie sich ausschließlich von Gras ernähren. Auch im Winter bleiben die Rinder draußen direkt an der Donau. Bei einem ordentlichen Hochwasser ist hier landunter.

    Eigentümer ist der Freistaat, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt. Die Fläche wurde zu einer günstigen Pacht ausgeschrieben. Die Sings, die schon immer aufgeschlossen für ökologisches Wirtschaften und Vertragsnaturschutzprogramme waren, schafften Angus-Rinder an. Diese liefern Fleisch für Steaks und betätigen sich obendrein als Landschaftspfleger. Bevor die Weide eingesät wurde, wurden angelehnt an alte Donauschlingen Flutmulden angelegt, in denen jetzt Wasser steht. Bald fanden sich seltene Vögel wie Wasserläufer, Grünschenkel, Kiebitz und Silberreiher ein. Im Sommer sitzen Stare auf den Rindern, die von Insekten umschwirrt werden. Greifvögel und Eulen haben ein neues Jagdrevier. "Auf der Weide herrscht reges Leben," freut sich Regierungspräsident Ludwig Schmid.

    Das Mutterkuh-Projekt ist ein kleiner, aber beispielhafter Baustein bei der Umsetzung des Gesamtökologischen Gutachtens (GÖG). "Landwirte, Gemeinden, Verbände und Fachbehörden ziehen hier an einem Strang," betont Schmid. Das schwäbische Donautal, neuerdings sogar Kulisse eines LIFE-Natur-Projekts, ist ein europaweit bedeutender Offenland-Lebensraum. Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung, großflächigen Kiesabbau und Trinkwasserentnahme ist das Gebiet in Gefahr. Es bietet beste landwirtschaftliche Produktionsbedingungen. Kein Wunder, dass immer mehr Wiesen verschwinden. Sie sind auf solchen Böden nicht mehr konkurrenzfähig gegenüber dem Getreide- und Maisanbau.

    Diese Entwicklung versucht GÖG-Projektmanager Martin Königsdorfer in Kooperation mit Landwirten und Kommunen zu stoppen. Es wird ein Weg gesucht, mit dem Landwirte und Naturschützer leben können, und der das Hochwasserproblem entschärft. Das große Problem ist, dass geeignete Fördermodelle fehlen, beklagt Anton Burnhauser von der Naturschutzabteilung der Regierung von Schwaben. "In einem ökologisch so bedeutenden Überschwemmungsgebiet wie dem Donauried brauchen wir dringend Anreize für eine extensive Grünlandwirtschaft," fordert Burnhauser. "Es muss sich für Landwirte lohnen, sonst sattelt kein Betrieb um."

    Der öffentlichen Hand ist es gelungen, 120 Hektar von den Energieversorgern RWE und LEW zu kaufen. Dieser Flächen-Pool steht als Tauschmasse zur Verfügung. Sensible Flächen sollen in Wiesen zurückverwandelt werden, um dem Wiesenbrüterschutz und dem Hochwasserrückhalt zu dienen.

    Immerhin gilt das Schwäbische Donautal zwischen Neu-Ulm und Donauwörth als größter natürlicher Hochwasserrückhaltebereich in Bayern. Extensive Nutzungen wie bei Familie Sing soll es im Donauried deshalb in größerem Stil geben. Das streben die GÖG-Koordinatoren jedenfalls an. Aber noch fehlen wirksame Förderinstrumente.

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