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Kraillinger-Doppelmord: Polizistin sagt aus: Blutspuren in der ganzen Wohnung

Kraillinger-Doppelmord

Polizistin sagt aus: Blutspuren in der ganzen Wohnung

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    Der Staatsanwalt Florian Gliwitzky vermutet, dass der der Angeklagte durch den Mord an das Erbe der Schwägerin gelangen wollte. Die Mutter der beiden Schwestern sollte ebenfalls sterben.
    Der Staatsanwalt Florian Gliwitzky vermutet, dass der der Angeklagte durch den Mord an das Erbe der Schwägerin gelangen wollte. Die Mutter der beiden Schwestern sollte ebenfalls sterben.

    Zum Prozessauftakt im Kraillinger Doppelmord hat heute eine Polizistin vor dem Landgericht München II die ersten Eindrücke vom Tatort geschildert. Die Mutter der getöteten Schwestern sei ihr entgegengelaufen, die blutverschmierten Hände vor das Gesicht geschlagen, sagte die junge Beamtin. Sie habe als erste die Wohnung betreten und erst einmal die Waffe gezogen, weil sie nicht wusste, ob der Täter noch in der Wohnung ist.

    "Ich habe aus dem Kinderzimmer laut schreiend die Mutter auf mich zukommen sehen", schilderte sie. Die Mutter habe gerufen, ihre Kinder seien umgebracht worden. In dem Moment habe sie die Waffe heruntergenommen. Dann habe sie auch das ältere Mädchen entdeckt, das schwere Stichverletzungen hatte.

    Überall Blutspuren in der Wohnung

    Dem Mord muss ein heftiger Kampf vorangegangen sein. Die Kinder haben sich laut Anklage verzweifelt gewehrt und noch versucht zu fliehen. Ermittler fanden später in der ganzen Wohnung Blutspuren. An Türen und Wänden stellten sie Spritzer fest, auch in den Betten der Kinder und an Kleidungsstücken an der Garderobe, am Waschbecken und an einem verbogenen Küchenmesser.

    Der Lebensgefährte der Mutter hatte die Polizei um 4.45 Uhr am frühen Morgen des 24. März 2011 alarmiert. Er sei gefasst gewesen und habe ruhig gewirkt, berichteten der wachhabende Beamte, der den Anruf entgegennahm, und die Beamtin. Vier Minuten später sei die Streife dann am Tatort, der Wohnung der Mutter im Münchner Vorort Kraillingin, eingetroffen, sagte die Polizistin.

    Angeklagte schweigt beim Prozessauftakt

    Bilder, die beim Prozess gezeigt wurden, zeigten auch eine gefüllte Badewanne. Darin wollte nach Auffassung der Staatsanwaltschaft der angeklagte 51-Jährige seine Schwägerin umbringen, um an das Erbe zu kommen. Zuvor soll er die achtjährige Chiara und die elfjährige Sharon mit einem fünf Meter langen Kunststoffseil, einer Hantelstange und einem Küchenmesser umgebracht haben.

    Der Angeklagte, der der Onkel der beiden getöteten Mädchen ist, habe den Mordplan geschmiedet, als die finanzielle Lage der Familie sich immer mehr zuzuspitzen begann, sagte der Staatsanwalt. Die Familie mit vier Kindern soll sich durch den Bau eines Hauses schwer verschuldet haben.

    "Um zu vermeiden, dass wegen des Ablebens seiner Schwägerin und seiner Nichten ein Verdacht auf ihn fällt, plante der Angeschuldigte, die Tötung seiner Nichten und seiner Schwägerin als "erweiterten Suizid" zu tarnen", sagte Staatsanwalt Florian Gliwitzky. Die Kinder durchlebten laut Anklage ein Martyrium: Zuerst habe er die kleine Chiara gewürgt. Doch als Sharon das mitbekam, tötete er sie. Sie habe sich gewehrt, während Chiara inzwischen in Todesangst ins Kinderzimmer floh und die Tür zuhielt. Doch auch sie starb wenig später. Als seine Schwägerin im Laufe der Nacht aber nicht wie erwartet nach Hause kam, habe er von dem Plan Abstand genommen und die Wohnung verlassen.

    Der angeklagte 51-Jährige selbst schwieg beim Prozessauftakt. Er wolle sich derzeit weder zur Sache noch zum persönlichen Werdegang äußern, betonte sein Anwalt Adam Ahmed. Eine spätere Einlassung oder Erklärung sei jedoch nicht ausgeschlossen.

    Die Eltern der ermordeten Kinder treten in dem Prozess als Nebenkläger auf. Am Dienstag erschienen sie jedoch nicht zum Verhandlungsbeginn. (dpa/lby/AZ)

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