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Krailling: Onkel der getöteten Mädchen schweigt

Krailling

Onkel der getöteten Mädchen schweigt

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    Eine Schubkarre, ein Skateboard und Baumaterialien stehen am Sonntag (03.04.11) in Peissenberg (Kreis Weilheim - Schongau) hinter der Garage eines Wohnhauses, in dem der Tatverdaechtige im Doppelmord von Krailling, Thomas S., bis zu seiner Verhaftung gewohnt hat.
    Eine Schubkarre, ein Skateboard und Baumaterialien stehen am Sonntag (03.04.11) in Peissenberg (Kreis Weilheim - Schongau) hinter der Garage eines Wohnhauses, in dem der Tatverdaechtige im Doppelmord von Krailling, Thomas S., bis zu seiner Verhaftung gewohnt hat. Foto: Sebastian Widmann

    Die Jalousien und Vorhänge an dem rosafarbenen Haus im ruhigen Neubaugebiet von Peißenberg sind geschlossen, die Türen von der Polizei versiegelt. Hier wohnt der mutmaßliche Mörder der beiden im oberbayerischen Krailling getöteten Mädchen Sharon (11) und Chiara (8).Er ist ihr Onkel.

    Der  50-Jährige wurde am Freitagabend  – nur wenige Stunden nach der Beisetzung der Mädchen – von der  Polizei als dringend tatverdächtig festgenommen. Gestanden hat der Familienvater, der selbst vier Kinder haben soll, nicht. Auch über das Motiv rätseln die Ermittler. Am Samstag wurde Haftbefehl wegen zweifachen Mordes gegen ihn erlassen. „Aufgrund der Spurenlage besteht ein dringender Tatverdacht“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Andrea Titz. Das Mordmerkmal sei Heimtücke. „Wir gehen davon aus, dass er die Arglosigkeit und Wehrlosigkeit der Opfer ausgenutzt hat.“ Im Verhör habe der Mann einen „eher distanzierten, desinteressierten Eindruck“ gemacht. Zwischen der ersten und zweiten Vernehmung habe er sich jedoch in Widersprüche verwickelt. Jetzt schweigt er. Kriminaloberrat Markus Kraus berichtete, dass der Mann verletzt sei. Die Verletzung könnte von der Tat stammen, dies müsse jedoch durch Untersuchungen geklärt werden.

    In Peißenberg hatte der Medienberichten zufolge als Postbote arbeitende Mann keinen guten Ruf. Direkte Nachbarn bezeichnen ihn als unangenehmen Menschen, viele Kinder hätten Angst vor ihm gehabt. Anwohner erzählen, der Mann habe nicht in Peißenberg gearbeitet, sondern in einem Nachbarort.

    Das Grundstück sei seit längerer Zeit eine Baustelle, weil dem Bauherrn das Geld ausgegangen sei, erzählt der Mann, der gegenüber wohnt. Viele Freiwillige hätten der Familie beim Hausbau geholfen. Das Ehepaar habe sehr zurückgezogen gelebt. Man kenne ihn nur vom Sehen. Nur die Kinder hätten häufig draußen gespielt.

    Die Familie des 50-Jährigen soll in Geldnöten gesteckt haben. Einem Sohn, der in etwa so alt sein soll wie die getötete Sharon, musste eine Leber transplantiert werden, die Frau soll an Krebs leiden. Mit der Mutter der getöteten Mädchen, seiner Schwägerin, soll der Mann nach Medieninformationen um Geld gestritten haben. Es sei dabei um Nachforderungen aus einem gemeinsamen Erbe gegangen. Die Polizei bestätigte diese Information bisher nicht.

    Im Heimatort macht sich Erleichterung breit

    Auch Gerüchte über Gewalt gegenüber seinen Kindern machen unter den Nachbarn die Runde. Man habe einen der Söhne einmal mit einem blauen Auge gesehen. Der Vater soll ein Kind die Treppe hinuntergestoßen haben.

    In Krailling, dem Heimatort der getöteten Mädchen, macht sich dagegen Erleichterung breit. Die Polizei sprach am Sonntag von einer „spürbaren Entlastung“ in dem Münchner Vorort.

    Immer wieder legen Passanten am Wochenende Blumen vor dem Haus nieder, in dem das Verbrechen geschah. „Die Stimmung war ziemlich düster nach dem schrecklichen Ereignis“, erzählt die Inhaberin eines Zeitungskiosks. „Die Leute hatten Angst, ihre Kinder nach draußen zu lassen. Vor allem, wer selbst Kinder hat, war verunsichert. Der Täter hätte ja von hier sein können.“

    Was genau in der Nacht auf den 24. März im ersten Stock des Hauses in der Kraillinger Margaretenstraße geschehen ist, können die Ermittler auch zehn Tage nach dem Verbrechen nicht sagen. Ob der Täter die Mädchen im Schlaf überraschte, darüber gab es keine Information.

    Bei der Beisetzung der Mädchen am Freitag in Gräfelfing bei München war der Mann nach Angaben der Polizei nicht dabei. Seine Frau – sie soll auch die Patentante der getöteten Mädchen sein – soll aber eine bewegende Rede bei der Trauerfeier gehalten haben. Sie wurde inzwischen auch vernommen. dpa

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