Wer ist der Mann, der sich dem brisanten Vorwurf ausgesetzt sieht, er habe sich ausgerechnet an der nationalen Corona-Notlage unrechtmäßig bereichert? Der Anfangsverdacht wiegt schwer: Die Generalstaatsanwaltschaft München ermittelt gegen Unionsfraktionsvize Georg Nüßlein (CSU) und einen weiteren Beschuldigten wegen Bestechlichkeit und Bestechung von Mandatsträgern im Zusammenhang mit dem Ankauf von Corona-Atemschutzmasken. Der Bundestag hat die Immunität Nüßleins aufgehoben, im Rahmen der Ermittlungen wurden 13 Objekte in Deutschland und Liechtenstein durchsucht, zahlreiche Beweismittel sichergestellt.
Georg Nüßlein ist Abgeordneter für den Landkreis Neu-Ulm - und damit Nachfolger von Theo Waigel
Nüßlein, Jahrgang 1969, gehört dem Deutschen Bundestag bereits seit 2002 an, er zählt damit zu den altgedienten Parlamentariern. Als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Neu-Ulm tritt er 2002 in prominente Fußstapfen. Zuvor hatte Theo Waigel, als Bundesfinanzminister und „Vater des Euro“ hoch geschätzt, die Region in Bayerisch-Schwaben an der Grenze zu Baden-Württemberg vertreten. Schnell macht Nüßlein, Diplom-Kaufmann und gelernter Banker, bundesweit von sich reden. Doch nicht etwa durch politisches Handeln, sondern durch seine Geschäftsbeziehung zu TV-Star Verona Feldbusch, die heute Pooth heißt. Der Abgeordnete kümmert sich nämlich nebenher um die Dessous-Linie von Feldbusch, ist Vorstandsmitglied der Firma „Veronas Dreams“. Nüßlein scheut sich nicht, in den Medien über seine Arbeit im Dessous-Geschäft zu sprechen. „Wieso auch?“, sagt er damals, „es ist ein ganz normales Business. Unterwäsche trägt schließlich jeder.“
Doch in der Berliner CSU-Landesgruppe hatte der Newcomer erst einmal seinen Spitznamen weg. Der „Strapsenschorsch“ hing Nüßlein lange nach, auch nachdem er das Engagement für Feldbusch längst beendet hatte. Die Verbindung zu Feldbusch war durch Nüßleins vorherigen Arbeitgeber zustande gekommen, den Unternehmer Klaus Harisch.
Georg Nüßlein ist in der Union zuständig für die Bereiche Gesundheit und Umwelt
Vor seiner Wahl in den Bundestag 2002 ist Nüßlein unter anderem mehrere Jahre für die Münchner Privatbank Reuschel tätig. Später führt er die Geschäfte der Controlling-Firma „Harisch Consult“ in Illertissen, die sich unter anderem um Vermögensverwaltung und die Beratung vermögender Privatkunden kümmert. Harisch hatte 1996 unter anderem zusammen mit dem ehemaligen Bundespostminister Christian Schwarz-Schilling die Firma Telegate gegründet, einen privaten Auskunftsdienst. Für den macht Feldbusch mit dem Spruch „Da werden Sie geholfen“ Reklame.
In Berlin ist Nüßlein unter anderem in der Energie- und Gesundheitspolitik aktiv. Seit 2014 ist er stellvertretender Vorsitzender der Unionsfraktion und damit stets in alle wichtigen Vorgänge eingeweiht. Zuständig ist er für die Bereiche Gesundheit, Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Im Jahr 2016 erhielt Nüßlein das Bundesverdienstkreuz. Er lebt in einer renovierten Wassermühle in Münsterhausen bei Krumbach und geht gerne auf die Jagd. Über sein Privatleben gibt er wenig preis, er soll seit 2018 verheiratet sein.
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