Ein Hallo auf dem Hinweg, man kennt sich in Kornkreisen. Den schmalen Feldweg vom Raistinger Dorfkern Richtung Satellitenanlagen pilgern Münchner, Weilheimer, Starnberger und Neugierige aus dem Landkreis Landsberg zum Weizenfeld der Familie Huttner. Dort war vor einigen Tagen bei einer Ballonfahrt ein Kornkreis entdeckt worden und das übliche Prozedere begann: Die Nachricht verbreitet sich übers Internet, die ersten Insider kommen, die Medien werden aufmerksam und infolge der Nachrichten schwillt der Besucherstrom weiter an.
Besucher, die sich übrigens recht manierlich verhalten, wie Bäuerin Monika Huttner berichtet. Die Huttners wurden von einem benachbarten Landwirt aufmerksam gemacht: „Schaut’s auf Euer Feld, da ist so ein Kreis.“ Nichts sei geknickt gewesen, kein Korn ausgetreten, erinnert sich Monika Huttner daran, wie der Kornkreis noch unberührt vor ihr lag. Auch im Vorbeet oder in den Fahrgassen seien keine Spuren erkennbar gewesen.
„Die Leute sind glücklich, dass sie hier sein können"
Die ersten Besucher seien bald da gewesen, obwohl es anfangs nur hieß, der Kornkreis sei südlich des Ammersees. Aber die Leute hätten den Acker gefunden, da sie das Feld auf einer Verbindungslinie der Kraftorte bei Andechs und Fischen gesucht hätten, wo 2007 und 2012 Kornkreise gesichtet worden sind. Die Kornkreis-Interessierten hätten von Ley-Lines gesprochen, erzählt die Bäuerin, die auf einem kleinen Stühlchen unterm Sonnenschirm an ihrem Acker sitzt.
Ein Zettel am Beginn der Fahrgasse bittet darum, diesen Trampelpfad nicht zu verlassen (Fahrgassen, sind die Spuren, die normalerweise der Schlepper nimmt, wenn gedüngt oder gespritzt wird). Und die Leute halten sich daran, viele haben die Schuhe ausgezogen, wandeln barfuß über den Teppich liegender Halme. Andere lagern am Boden und schützen sich mit Schirmen gegen die Mittagssonne.
„Es ist so harmonisch, die Leute sind diszipliniert und sie sind glücklich, dass sie hier sein können“, empfindet Monika Huttner, die auch Spenden entgegen nimmt. Besucher, die Geld geben wollten, hätten sie darauf gebracht. Schließlich liegt ein Viertel des rund zwei Hektar großen Feldes darnieder, schätzt die Bäuerin. Der Kornkreis, der in sich noch drei ineinander verschränkte Kreise birgt, hat einen Durchmesser von 75 Metern.
Kreise sollen für Spiritualität, Kunst und Wissenschaft stehen
Ein solches Gebilde könne nicht in einer Nacht geschaffen werden, meint Stephan Pilipp aus München, der überzeugt ist, dass dies eine Botschaft an die Menschen und überirdischen Ursprungs ist. Pilipp gehört der Maya-Kalender-Bewegung an, wie er erzählt und sieht in dem Raistinger Kornkreis eine Friedensflagge symbolisiert: „Die drei Kreise stehen für Spiritualität, Kunst und Wissenschaft, die eine Einheit bilden.“ Er ist überzeugt davon, dass es wichtig sei, in telepathischen Kontakt zu treten.
Auch Marion Loga sieht die Kreise als Hilfe Außerirdischer, die den Menschen eine Botschaft zuteilwerden lassen. Viele sprechen von einer besonderen Energie in diesen Kreisen und Bäuerin Huttner berichtet von einem Kornkreis-Experten, der diese Energie in der Mitte des Ornaments gemessen habe. Sie sei viel höher gewesen als heraußen bei der Satellitenantenne.
Während die einen glücklich sind über die Botschaften aus dem All, fragen sich andere, wer wohl die Kreise im Korn gezogen hat. Denn menschengemacht sind viele Kornkreise, wie unter anderem dem Wikipedia-Eintrag zu diesem Thema zu entnehmen ist. Anlässlich des Fischener Kornkreises 2007 hatte der Uttinger Landwirt Uli Ernst, der selbst auf seinen Feldern, Geoglyphen, also Landschaftszeichnungen schafft, dem LT erklärt, wie sich das bewerkstelligen lässt: Mittels Pfahl, Schnur und einem Brett, um das Getreide platt zu drücken, lassen sich nach dem Prinzip eines Zirkels Kreise ins Kornfeld zaubern.