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Kommunalwahl 2020: Aus Minister Reichhart wird überraschend deutlich Landrat Reichhart

Kommunalwahl 2020

Aus Minister Reichhart wird überraschend deutlich Landrat Reichhart

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    Gefragter Gesprächspartner am Sonntagabend im Landratsamt: Hans Reichhart ist der neue Landrat des Kreises Günzburg.
    Gefragter Gesprächspartner am Sonntagabend im Landratsamt: Hans Reichhart ist der neue Landrat des Kreises Günzburg. Foto: Bernhard Weizenegger

    Der bayerische Landrat ist fast schon eine Art Mythos. Sogar der CSU-Übervater Franz Josef Strauß hat so angefangen. Die Amerikaner haben ihn nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als stellvertretenden Landrat im Landkreis Schongau eingesetzt. 1946 wurde Strauß dann zum Landrat gewählt.

    Der „Provinzfürst“, wie er manchmal etwas despektierlich genannt wird, kann in seinem Landkreis ohne allzu große Einmischung aus München schalten und walten, wie er will, kann seinen Bürgermeistern auf die Finger klopfen und die Bezahlung stimmt auch. Etwa zwischen 8000 und 9000 Euro – je nach Einwohnerzahl – verdient ein Landkreis-Chef im Freistaat. So besehen ist es gar nicht mehr so verwunderlich, dass Hans Reichhart (CSU) seinen einflussreichen Posten als Bau- und Verkehrsminister geräumt hat, um in seinem Heimatlandkreis Günzburg Landrat zu werden. Wobei: Die Bezüge eines Landesministers liegen dann doch noch etwas höher.

    Max Deisenhofer war einer der Herausforderer von Reichhart

    Dennoch wollte Reichhart Landrat werden – und er ist es geworden. Mit 55,6 Prozent gehört sein Resultat schwabenweit aus CSU-Sicht zu den besten Ergebnissen. Eine ausgemachte Sache war das nicht: Insgesamt sah sich der 37 Jahre alte Politiker vier Mitbewerbern gegenüber – mit Max Deisenhofer (Grüne) und Gerd Mannes (AfD) sitzen zwei davon sogar im Landtag. Der Günzburger CSU-Kreisverband hatte sich dem Vernehmen nach auch schon auf eine Stichwahl mit dem eloquent auftretenden Deisenhofer vorbereitet.

    Hans Reichhart (links) ist neuer Landrat in Günzburg. Er wurde unter anderem von Max Deisenhofer.
    Hans Reichhart (links) ist neuer Landrat in Günzburg. Er wurde unter anderem von Max Deisenhofer. Foto: Bernhard Weizenegger

    Doch das ist nun nicht nötig. „Ich freue mich sehr über dieses herausragende Resultat“, sagte Reichhart kurz vor 21 Uhr im Günzburger Landratsamt. Zu den ersten Gratulanten gehörte sein väterlicher Parteifreund Hubert Hafner, der 24 Jahre lang die Geschicke des Landkreises Günzburg leitete und die Geschäfte noch bis Ende April führen wird.

    Alfons Hörmann will im Oberallgäu Landrat werden

    Auch im Oberallgäu war ein bekannter Name im Rennen um den Landratsposten vertreten: Mit Alfons Hörmann trat der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds und damit einer der bekanntesten deutschen Sportfunktionäre an. Der CSU-Kandidat aus Sulzberg erreichte 44,3 Prozent, Indra Baier-Müller von den Freien Wählern 23,4 Prozent. Klar auf dem dritten Platz landete Christina Mader von den Grünen mit 15,6 Prozent. Hörmann und Baier-Müller, die nun in der Stichwahl gegeneinander antreten, zeigten sich beide zufrieden. Sie setzen nun jeweils darauf, mehr Wähler für sich zu gewinnen. Baier-Müller möchte nun mit weiteren Fraktionen über eine Wahlempfehlung sprechen.

    DOSB-Boss Alfons Hörmann.
    DOSB-Boss Alfons Hörmann. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Im Landkreis Unterallgäu war die Konstellation bei der Landratswahl ebenfalls sehr spannend. Seit August 2006 regierte dort der Freie-Wähler-Politiker Hans-Joachim Weirather. Die CSU wollte nun unbedingt den Landratsposten zurückerobern. Sie tat sich aber schwer, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Schließlich entschloss sich der ehemalige Augsburger Umweltreferent Rainer Schaal, 53, für die CSU anzutreten. Für die Freien Wähler ging der 36-jährige Alex Eder ins Rennen, der als Baudirektor am Staatlichen Bauamt in Krumbach tätig ist. Außerdem traten Michael Helfert für die SPD an und Daniel Pflügl für die Grünen.

    Im Unterallgäu wurde die Landratswahl zum Krimi

    Die Landratswahl im Unterallgäu entpuppte sich als echter Krimi: Nachdem es zunächst so ausgesehen hatte, als würde Eder sie im ersten Durchgang für sich entscheiden, lag er bis zur Auszählung des letzten Stimmbezirks bei 49,9 Prozent. Letztlich landete er mit 50,0 Prozent zwar deutlich vor Schaal mit 25,6 Prozent. Nur: Den Wahlsieg bedeutet das für Alex Eder nicht. Dafür fehlten ihm am Schluss gerade einmal 14 Stimmen. Eder und Schaal müssen nun am 29. März in die Stichwahl. (hogs, ioa, mig, sok, baus)

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