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Kommentar von Markus Günther: Der unaufgeregte Bischof

Kommentar von Markus Günther

Der unaufgeregte Bischof

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    Dr. Markus Günther, Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen.
    Dr. Markus Günther, Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen. Foto: Ulrich Wagner

    Am Samstag wollen die bayrischen Grünen die Abschaffung kirchlicher Privilegien fordern. Der FDP-Generalsekretär fordert dasselbe, und in der SPD hat eine Gruppe um Ingrid Matthäus-Maier eine Kampagne gegen Sonderrechte für Kirchen gestartet. Ziel ist die Abschaffung der Kirchensteuer und die Verdrängung der Kirchen aus dem öffentlichen Raum. Die drei Nachrichten stammen aus den letzten acht Tagen.

    Die Orgel im Augsburger Dom wird die politische Hintergrundmusik übertönen, ja für Stunden vergessen machen, wenn Konrad Zdarsa heute sein Amt antritt. Aber nach dem großen Festtag, den viele Katholiken im Bistum mit Sympathie und Interesse verfolgen, wird sie wieder zu hören sein. Und sie wird nicht leiser werden. Ein kirchenfeindliches Klima in Politik und Gesellschaft, Kritik an allem, was die Kirche tut, ein neuer, sich aufgeklärt und intellektuell gebender Atheismus, der die Gläubigen zu bedauernswerten Dummen macht - das alles gewinnt gerade erst an Fahrt. Schaut man nicht auf die Gesellschaft, sondern auf die Situation in der Kirche und konkret im Bistum, sieht es noch schlechter aus.

    Ein dramatischer Priestermangel, leere Kirchen, Vertrauensverluste durch Missbrauchsfälle, Streitigkeiten zwischen "Linken" und "Konservativen", Gräben, die mitten durch manche Gemeinde laufen - das Bistum Augsburg hat alle Probleme, die jedes Bistum hat und noch ein paar eigene dazu.

    Oder ist dieser Blick zu negativ? Vielleicht. Jeder erlebt Kirche anders. Mancherorts wird noch eine sehr lebendige Kirche erfahren, auch wenn das keine Schlagzeilen macht. Aber niemand kann bestreiten, dass der Bischof vor einer ungeheuren Aufgabe steht.

    Allerdings haben seine ersten Schritte schon viele beeindruckt. Unaufdringlich, uneitel, vor allem auch: unaufgeregt, so haben viele Konrad Zdarsa erlebt. Dass Kirche keine Selbstverständlichkeit ist und ein Bischof kein Kurfürst, dass man auch bei Gegenwind unbeirrt für seine Überzeugungen eintreten muss, weiß er mit seiner DDR-Erfahrung sehr gut. Vielleicht ist gerade diese Erfahrung jetzt viel wert.

    Aus Sicht der Katholiken ist Kirche ohnehin weder Verein noch Veranstaltung, und ihr Erfolg hängt auch nicht vom geschickten Management ab. Kirche ist - so gesehen - das Werk Gottes; ihr Schicksal liegt nicht in menschlicher Hand. Das ändert aber nichts daran, dass die Probleme der Kirche zu Recht mancher menschlichen Schwäche zugeschrieben werden. Ja, auch die Katholiken werden bei allem Gottvertrauen doch das Menschenmögliche tun müssen, um sich zu behaupten, neue Weggemeinschaften zu bilden und ihren Glauben überzeugend zu leben. Ein Bischof ist dabei idealerweise Vorbild, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Markus Günther

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