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Kommentar von Jürgen Marks: Missbrauchsfälle: Kirche verliert Vertrauen

Kommentar von Jürgen Marks

Missbrauchsfälle: Kirche verliert Vertrauen

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    Missbrauchsfälle erschüttern die Katholische Kirche. Bild: dpa
    Missbrauchsfälle erschüttern die Katholische Kirche. Bild: dpa

    Es ist, als würde der Sumpf immer tiefer werden. Fast täglich schockieren neue Nachrichten von sexuellem Kindesmissbrauch und Gewalt in der katholischen Kirche. Was vor über einem Monat mit dem Berliner Canisius-Kolleg begann, hat längst die bayerischen Diözesen erreicht.

    Und mit jedem neuen Fall verliert die Kirche ein weiteres Stück Vertrauen bei den Menschen. Zunehmend in den Mittelpunkt rückt das weithin bekannte Kloster in Ettal. Diese Benediktiner-Abtei mit ihrem barocken Kuppelbau gehört zu den Symbolen der Katholiken in Bayern.

    Was der Sonderermittler gestern der Öffentlichkeit mitteilte, strapaziert die Vorstellungskraft vieler Menschen. Ein Pater stellt Fotos halbnackter Buben auf einschlägige Internetseiten und lädt Kinderpornos aus dem Internet auf seinen Kloster-Computer. Schüler sollen von Geistlichen über Jahrzehnte gedemütigt und geschlagen worden sein.

    Wohlgemerkt, auch in Ettal waren es wohl nur wenige Kirchenmänner, die Schrecken und Gewalt verbreiteten. Aber, glaubt man den Aussagen der Opfer, dann haben andere diesem Treiben über Jahrzehnte hinweg zugeschaut. Sie haben es geduldet und sie haben geschwiegen.

    Jetzt, wo die Lawine losgetreten ist, melden sich immer mehr Opfer der schändlichen Übergriffe. Die katholische Kirche zahlt den hohen Preis des Ansehensverlustes für das lange Wegschauen und Vertuschen.

    Aber so bitter es klingt: Dieser Prozess der geballten Enthüllungen ist auch eine Chance für die katholische Kirche. Denn nur wenn alle dieser erschütternden Fälle bekannt und aufgearbeitet sind, kann die Kirche beginnen, das Vertrauen vieler Menschen zurückzugewinnen. Jürgen Marks

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